Lokales

„Nein“ zu Gewalt gegen Frauen

Filmabend anlässlich des Internationalen Gedenktages am Montag im Kirchheimer Tyroler

Der 25. November wird international als Gedenk- und Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt in jeder Form gegenüber Frauen begangen. In Kirchheim wird dazu ein Film gezeigt.

Kirchheim. Seit dem Jahr 1981 organisieren Menschenrechtsorganisationen jedes Jahr zum 25. November Veranstaltungen, um die Rechte von Frauen und Mädchen zu stärken. Dabei sollen vor allem Themen wie häusliche Gewalt, Vergewaltigung, Zwangsprostitution, sexueller Missbrauch, Sextourismus, Zwangsheirat und weibliche Armut in den Fokus gerückt werden. Ziel ist auch die Gleichstellung von Frauen gegenüber Männern, zum Beispiel im Bereich Erbrecht, Bildung, Privateigentum, Kreditwürdigkeit und das Sichtbarmachen unbezahlter Arbeit.

Der Anlass für den ersten Aktionstag durch die Vereinten Nationen war die Entführung, Folterung und Ermordung der drei Schwestern Mirabal im Jahr 1960 in der Dominikanischen Republik. Sie waren aufgrund ihres politischen Widerstands gegen Diktator Trujillo vom Geheimdienst schließlich getötet worden. Der Mut der drei Frauen soll Vorbild sein für das Eintreten gegen Gewalt und Unrecht weltweit.

Sichtbares Zeichen für den Gedenktag sind mehr als 6 000 „frei leben ohne Gewalt“-Fahnen jährlich. Auch in Kirchheim wird diese Fahne von Terre des femmes vor dem Rathaus gehisst, um ein Zeichen gegen Gewalt zu setzen.

Weltweit erleiden etwa ein Drittel aller Frauen Schläge oder werden Opfer von Vergewaltigung oder sexueller Nötigung, wie aus der Studie vom Juni 2013 der Weltgesundheitsorganisation hervorgeht.

Der Schwerpunkt der Fahnenaktion 2013 liegt auf sexualisierter Gewalt als einem oftmals ungesühnten Verbrechen. Allein in Deutschland finden jährlich etwa 160 000 Vergewaltigungen oder andere schwere Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung statt. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Täter für eine Vergewaltigung bestraft wird, liegt bei unter einem Prozent. Kein anderes Verbrechen in Deutschland wird weniger geahndet und bestraft als Vergewaltigung, darauf weist das Team des Kirchheimer Vereins „Frauen helfen Frauen“ hin. Nur etwa fünf Prozent der Frauen, die vergewaltigt wurden, zeigen die Tat an. Selbst wenn die Betroffene sich dazu entschließt, kommt es nur selten zur Verurteilung des Täters. Viele Verfahren werden aus Mangel an Beweisen eingestellt oder gar nicht erst eröffnet. Um dies zu verhindern, müssten die Spuren einer Vergewaltigung schnell sichergestellt und dokumentiert werden.

Daher fordert Terre des femmes die Einrichtung von bundesweiten Opferschutzambulanzen, bei denen eine anonyme Spurensicherung kostenlos möglich ist und so der betroffenen Frau auch später noch die Möglichkeit zur Anzeige offensteht.

Auch in Deutschland gibt es häusliche Gewalt. Frauen werden vom Partner gedemütigt, geschlagen, kont­rolliert, vor Freunden schlecht gemacht oder ihre sozialen Kontakte werden unterbunden. Die Kinder sind in diesen Fällen immer mit betroffen, wie auch im Kirchheimer Frauenhaus immer wieder beobachtet wird. Sie erleben Hilflosigkeit und Ohnmacht und sind hin und her gerissen zwischen dem Wunsch „Nichts wie weg hier!“ und der Hoffnung auf eine heile Familie. Hier ist jeder gefragt – das heißt: hinsehen und handeln.pm

Zum Gedenktag läuft am Montag, 25. November, in Zusammenarbeit von Kino Frech und dem Verein Frauen helfen Frauen im Tyroler um 19.30 Uhr der Film „Festung“ mit Peter Lohmeyer und Ursina Lardi, eine packende Familiengeschichte zum Thema häusliche Gewalt. Im Foyer liegt Infomaterial aus und nach dem Film besteht die Möglichkeit zum Gespräch.

Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker fordert mutige Menschen, die „Stopp“ sagen:

„Gewalt gegen Frauen ist leider weltweit von höchster Brisanz. Das können und dürfen wir nicht einfach so hinnehmen. Insbesondere dort, wo wir Einfluss nehmen können – ist und bleibt es unsere gemeinsame Aufgabe, Gewalt in unserer Gesellschaft entgegenzuwirken, sie zu ächten und denen beizustehen, die davon betroffen sind. Dazu braucht es mutige Frauen und Männer. Zum Beispiel solche, die vor 20 Jahren mit Beharrlichkeit und Selbstbewusstsein in unserer Stadt den Verein Frauen helfen Frauen gegründet haben und mit hohem Engagement das Frauenhaus bis heute betreiben. Es ist gut, dass es Frauenhäuser gibt und dass sie zwischenzeitlich – zumindest im Kreis Esslingen – auf sicheren finanziellen Beinen stehen. Damit bieten wir den betroffenen Frauen mit ihren Kindern vorübergehend Schutz. Gewalt jeglicher Art muss jedoch an der Wurzel bekämpft werden. Kinder müssen frühzeitig lernen, wo Grenzen gegenüber anderen sind, und dass diese geachtet werden müssen. Wir brauchen im Alltag und an jeder Stelle mutige Menschen, die ‚Stopp‘ sagen, wenn sie miterleben, wie Gewalt gegen Frauen und Kinder, aber auch gegenüber allen anderen Menschen ausgeübt wird. Der Internationale Tag am 25. November ist wichtig, um das Thema hervorzuholen, in ganz Deutschland und vielen anderen Ländern. Es darf weder eine politische noch kulturelle oder religiöse Toleranz bei diesem Thema geben. Ich bin froh darüber, dass mit dem Verein Frauen helfen Frauen ein beharrlicher Mahner vorhanden ist und die vielen professionellen Netzwerke sowie der Ar­beits­kreis Kriminalprävention das Thema im Blick haben.“