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„Sie spüren, dass du sie achtest“

Said Amiri aus Weilheim erhält das Bundesverdienstkreuz am Bande

Freut sich über das Bundesverdienstkreuz am Bande: Said Amiri (Mitte) mit seiner Ehefrau. Landrat Heinz Eininger (links) überrei
Freut sich über das Bundesverdienstkreuz am Bande: Said Amiri (Mitte) mit seiner Ehefrau. Landrat Heinz Eininger (links) überreichte den Orden im Namen von Bundespräsident Joachim Gauck. Foto: Deniz Calagan

Kreis Esslingen. Wenn einer weiß, wie es sich anfühlt, Flüchtling zu sein, dann ist es Said Amiri. In Afghanistan geboren, musste er nach

der Invasion der Sowjetunion erleben, wie seine Familie auseinandergerissen wurde und in alle Himmelsrichtungen floh. „Wir wussten nicht, wo wir Hilfe bekommen konnten. Wer Freund und wer Feind war“, erinnert sich Said Amiri. „Es war schrecklich und prägend zugleich“.

Diese Erfahrungen haben den „Schwabghanen“, wie sich der Weilheimer mit afghanischen Wurzeln scherzhaft nennt, zu dem gemacht, was er heute ist – ein unermüdlicher Kämpfer für die Interessen von Flüchtlingen. Für seinen Einsatz überreichte ihm Heinz Eininger das Bundesverdienstkreuz am Bande. „Dies ist eine besondere Ehrung. Besonders deshalb, weil ein Bürger mit Migrationshintergrund ausgezeichnet wird“, freute sich der Landrat. Said Amiris Engagement sei ein Vollzeitjob. „Sie sind Dolmetscher und Sozialarbeiter in einem. Bei Bedarf sind Sie auch Streitschlichter, Unterstützer bei der Wohnungssuche und Jobvermittler“, sagte Heinz Eininger.

Tatsächlich ist Said Amiri spätestens seit seinem Eintritt in den Ruhestand fast pausenlos in der Flüchtlingsarbeit unterwegs. 2001 übernahm er mit Pfarrer Dilger die Betreuung afrikanischer Flüchtlinge in Weilheim. Obwohl es die Gemeinschaftsunterkunft heute nicht mehr gibt, ist Amiri immer noch Ansprechpartner für drei alleinerziehende afrikanische Frauen.

Seit 2007 ist Amiri hauptsächlich in der Asylbewerberunterkunft in Kirchheim aktiv. Dort sei er aufgrund seiner Arabischkenntnisse eine große Hilfe, sagte Monika Keibl-Zitt, AWO-Mitarbeiterin, die die Flüchtlinge in Kirchheim psychosozial betreut. Said Amiri ist für die AWO-Mitarbeiterinnen aber nicht nur wegen der Übersetzungshilfe von unschätzbarem Wert. Auch seine zwischenmenschlichen Fähigkeiten zeichneten ihn aus, zum Beispiel im Kontakt mit den ersten afghanischen Flüchtlingen, die 2009 in Kirchheim ankamen. „Dank deiner Hilfe und Begleitung konnten sie die ersten Schritte in der fremden Gesellschaft würdevoll gehen“, sagte Monika Keibl-Zitt. Und : „Sie haben immer gespürt, dass du sie achtest“.

Auch bei Problemen sei Amiri den AWO-Mitarbeiterinnen oft zur Seite gestanden, zum Beispiel, wenn es um Männer ging, die ihre Ehefrauen unterdrückten. „Du hast dich nie gescheut Tacheles zu reden und von den Betroffenen eine Änderung ihres Verhaltens zu verlangen“, sagte Monika Keibl-Zitt.

Der „Schwabghane“ war von der Auszeichnung und den vielen warmen Worten sichtlich gerührt. Besonders dankte er dem Arbeitskreis Asyl in Kirchheim. „Diese Auszeichnung müsste eigentlich mit meinen Mitstreitern geteilt werden“, sagte er. Flüchtlingsarbeit sei keine einfache Aufgabe. „Wir haben es mit Menschen zu tun, die kriegsgeschädigt und zutiefst traumatisiert sind. Für die Frieden und Freiheit Fremdwörter sind. Die alles verloren haben und in Ungewissheit leben, ob ihre Angehörigen noch am Leben sind“, sagte Amiri. „Diese Menschen bräuchten Aufmerksamkeit und viel Vertrauen“. Vom Staat forderte er eine bessere ärztliche Versorgung, schnellere Asylverfahren und mehr Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge, denn: „Ohne Beschäftigung werden sie krank“.

Ans Aufhören denkt der schwabghanische Unruheständler noch lange nicht. „Durch die Ehrung und Anerkennung habe ich nun noch mehr Kraft, weiterzumachen“, sagte er.