Lokales

„Willi“ zeigt „Geldspeicher“ von innen

Ein spannender Vormittag für Grundschulkinder gibt Antworten auf die Frage, wo das Geld herkommt

Auf dem Tisch liegt noch das kleine Geldsäckchen. Die Münzen sind aber schon in der Zählmaschine. Gespannt verfolgen Grundschüle
Auf dem Tisch liegt noch das kleine Geldsäckchen. Die Münzen sind aber schon in der Zählmaschine. Gespannt verfolgen Grundschüler der Raunerschule, wie das Gerät in Sekundenschnelle 1¿000 Euro Kleingeld zählt.Foto: Jörg Bächle

Kirchheim. „Wir lesen intensiv“ – so heißt das Zeitungsleseprojekt des Teckboten und der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, das seit Anfang Januar läuft. Inzwischen haben

die 347 Schüler, die daran teilnehmen, schon sehr viel in der Zeitung gelesen und dabei auch sehr viel erfahren. Manchmal aber müssen sie gar nicht lesen, um bei „Wir lesen intensiv“ viel Neues zu erfahren. So war nämlich ein echter Fernseh- und Buchautor in Kirchheim, um zwei Grundschulklassen der Raunerschule zu erklären, wie denn eigentlich das Geld in die Welt kommt.

Uwe Kauss schreibt und recherchiert für „Willi wills wissen“, eine Fernsehreihe, die kindgerecht erklärt, was auch viele Erwachsene nicht wissen. Für „Willi“ hat Uwe Kauss auch das Buch über das Geld geschrieben. In der Kirchheimer Kreissparkasse zeigte er den Grundschülern in einem Rollenspiel, warum Geld nützlich ist: Vier Kinder durften dazu auf den „Marktplatz“ gehen. Einer handelte mit Holzlöffeln und wollte unbedingt beim Süßwarenhändler einkaufen. Nach vielen Verhandlungen und mehrfachem Hin- und Hertauschen ist es ihm schließlich gelungen, seinen Löffel gegen Glas einzutauschen, das Glas wiederum gegen eine Tasse aus Keramik und die Tasse endlich gegen die ersehnten Süßwaren.

Uwe Kauss fasste zusammen, was die Schüler gerade anschaulich erlebt hatten: „Es ist sehr schwierig, irgendwas auf dem Markt zu tauschen. Geld ist da unglaublich hilfreich.“ Wenn sich jemand für zwei Euro ein Eis kauft, sei das zwar auch nicht viel anders als der Tauschhandel, in diesem Fall Eis gegen ein Zwei-Euro-Stück. Aber Geld kann wenigstens jeder brauchen. Jeder will es haben – im Gegensatz zu Holzlöffeln, Glas, Keramik oder Süßwaren. Man muss also nicht lange nach einem Tauschobjekt suchen, sondern kann sofort sein Geld eintauschen gegen das, was man selbst gerade haben möchte.

Dietmar Ederle, Regionalbereichsleiter der Kreissparkasse in Kirchheim, führte gemeinsam mit „Willi“-Autor Uwe Kauss durchs abwechslungsreiche Programm und erklärte den Kindern, dass man auf sein Bargeld sehr gut aufpassen muss, weil es auch leicht verloren gehen kann. Ganz anschaulich zeigte er, wie Geld möglicherweise auch verloren geht: indem ein Geldschein zerrissen wird oder – bei einem Wohnungsbrand – Feuer fängt. Vor den Augen der entsetzten Kinder ließ er also einen Fünf-Euro-Schein zerreißen und zündete einen weiteren Geldschein an. Wichtige Botschaft an die Kinder: „Auf gar keinen Fall nachmachen!“ Gezeigt wurde das Zerstören der beiden „Fünfer“ nur deshalb, um den Kindern zu erklären, dass Geldscheine ersetzt werden können – vorausgesetzt, dass noch mehr als die Hälfte des Scheins übrige ist.

Wie das Geld ganz am Anfang der Geldgeschichte in die Welt kam, das erklärten „der Uwe“ und „der Dietmar“ nicht weiter. Dafür beantworteten sie aber die spannende Frage: „Wo kommt das Geld her?“ – Das Geld an den Kassen einer Bank lagert im Tresor. Das Foto eines Tresorraums war für die Kinder aber eher enttäuschend: „Das sieht ja aus wie eine Sportumkleide“, gab denn auch Uwe Kauss zu. Wo aber kommt das Geld her, das die Bank für ihren Tresorraum bekommt? Das war noch viel spannender, weil es auch dem „Willi“-Autor erst nach langem Nachfragen gelungen war, einen „Geldspeicher“ von innen sehen zu dürfen.

Auch in diesem Fall wirken die Gebäude unauffällig. Im Inneren lagern aber große Bestände an Münzen und Geldscheinen in unscheinbaren Kisten. Geldtransporter bringen das Geld zu den Banken. Sicherheit ist dabei das Allerwichtigste. Banken zu überfallen, sagt Uwe Kauss nebenbei, lohnt sich nicht: Die Überwachung, auch durch Kameras, ist mittlerweile so gut, dass man auf jeden Fall damit rechnen muss, erwischt zu werden und ins Gefängnis zu wandern.

Um Sicherheit ging es auch beim Thema „Karten“. Die Geheimzahl auf die Karte oder auf einen Zettel im Geldbeutel zu schreiben, ist keine gute Idee. Uwe Kauss hat dazu einen guten Vergleich: „Das ist, wie wenn ihr den Schlüssel zu eurem Sparschwein direkt ans Sparschwein klebt. Dann kann jeder ran an euer Geld.“

Die Bankautomaten waren allen Schülern bekannt, im Gegensatz zu den Währungen, die es in vielen europäischen Ländern vor der Einführung des Euro gegeben hat. Als die Grundschüler geboren wurden, gab es den Euro ja schon längst. – Die Geldautomaten ließ sich „Willi“ natürlich auch ganz genau zeigen, sogar von innen. Das war wieder nicht so einfach, weil die Automatenbetreiber nicht unbedingt das Innenleben ihrer Geräte fotografieren lassen wollten.

Eine andere Maschine dagegen konnten die Schüler in Kirchheim noch direkt in Aktion erleben: die Geldzählmaschine. Sie stockte zwar am Anfang, weil sich ein Zwei-Euro-Stück verkantet hatte. Aber am Ende hatte sie in Windeseile jede Menge Münzen gezählt. Und auch beim Endergebnis kamen die Grundschüler aus dem Staunen nicht mehr heraus: Hatten sie den Inhalt des Geldsäckchens auf 20 bis 50 Euro geschätzt, waren es tatsächlich Münzen im Wert von insgesamt 1 000 Euro.