Lokales

Absage an schnelle Klinikenfusion

Personalvertreter im städtischen Klinikum Esslingen fordern mehr Zeit

Der Betriebsrat des Klinikums Esslingen warnt in einer Mitteilung vor einer schnellen Fusion der Kreiskliniken mit dem Esslinger Krankenhaus. Konzeptionelle, strukturelle und arbeitsrechtliche Aspekte seien noch längst nicht geklärt, und dieser Prozess erfordere Zeit.

Kreis Esslingen. Das Gutachten von Ernst & Young zur Gestaltung der Krankenhausversorgung im Land­kreis Esslingen stellt aus Sicht des Betriebsrats lediglich einen Rahmen dar. Ein personelles Gesamtkonzept zum Abbau doppelter Strukturen fehlt nach den Worten der Betriebsratsvorsitzenden Beate Müller. Deshalb seien derzeit noch viel zu viele Fragen offen, um ein solides Fundament für einen Zusammenschluss überhaupt abschätzen zu können. „Die Ärzteschaft in unserem Haus braucht Zeit, um ihre Konzepte von einer effektiven und nachhaltigen Zusammenarbeit mit dem Paracelsus-Krankenhaus Ruit zu entwickeln“, fordert auch der stellvertretende Betriebsratschef und Mediziner Walter Imrich.

Nach Recherchen des Esslinger Klinik-Betriebsrats in anderen Häusern ist aufgrund von Empfehlungen bekannter Unternehmensberater viel zu schnell fusioniert worden. Die Gesamtkosten habe man im Vorfeld nicht errechnet, die Umstellung auf einheitliche IT-Systeme habe Millionen gekostet, im innerbetrieblichen Ablauf sei es zu erheblichen Tempoverlusten gekommen und viele Beschäftigte, die entweder zurückgestuft oder gegen ihren Willen versetzt worden seien, habe es in die innere Emigration getrieben. Viele Klinikfusionen seien oft an unüberbrückbaren Differenzen der Beteiligten gescheitert. Beate Müller: „In der nun schlagartig ausgebrochenen Fusionseuphorie wurden bisher auch die arbeitsrechtlichen Aspekte nur laienhaft und dürftig skizziert. Wir haben dazu lediglich weich gespülte Antworten bekommen.“

„Lippenbekenntnisse von einigen Kommunalpolitikern, dass Arbeitsplätze langfristig gesichert seien, damit fangen wir nichts an. Das wollen wir schwarz auf weiß“, erklärt Müller weiter. Erst am Verhandlungstisch werde sich zeigen, was von den im Vorfeld abgegebenen Absichtserklärungen noch übrig bleibe. „Weder die Ärzteschaft noch die Pflege noch die anderen Berufsgruppen sind in unserem Haus an einer schnellen Fusion interessiert“, meint Walter Imrich. „Außerdem sind wir nicht bereit, die politischen Fehlentscheidungen im Landkreis Esslingen in den vergangenen Jahren auf unserem Rücken auszutragen“, betont der Mediziner. „Um weitere Fehlentscheidungen zu vermeiden“, warnt der Betriebsrat vor blindem Aktionismus und fordert statt eines „falschen Löschangriffs“ sinnvolle personelle Strukturen und eine zukunftsgerichtete medizinische Gesamtkonzeption. Vor einer Fusion müssten stabile und soziale Grundvoraussetzungen geschaffen werden.