Lokales

Am Ende bleibt oft das Pflegeheim

Der demografische Wandel lässt die Zahl der Pflegebedürftigen stark ansteigen

2030 wird es in Baden-Württemberg doppelt so viele Pflegebedürftige geben wie heute. Ursache ist der demografische Wandel. Auch im Landkreis Esslingen nimmt die Zahl der Hochbetagten rasant zu. Die Herausforderungen für Angehörige, Staat und Pflegeheimträger sind enorm.

alte Menschen im Henriettenstift - Pflege - PflegeheimAltenheimRollatorBetreuung
alte Menschen im Henriettenstift - Pflege - PflegeheimAltenheimRollatorBetreuung

Kreis Esslingen. Aktuell werden im Landkreis Esslingen mehr pflegebedürftige Menschen zu Hause versorgt als im Heim (siehe Infokasten). In einem Jahrzehnt wird es vermutlich andersherum sein. Die Zahl der Menschen, die ins Heim kommen, steigt viel stärker als die Zahl jener, die zu Hause betreut werden. „Wir beobachten, dass viele Hochbetagte gar keine Angehörigen in der Nähe haben, die sie pflegen könnten“, berichtet Inge Hafner, Altenhilfeplanerin des Landkreises Esslingen. Grund ist zum einen die zunehmende Arbeitsplatzmobilität: Wenn es der Job erfordert, muss der Arbeitnehmer umziehen – nicht selten auch ins Ausland. Zwischen Stadt und Land gebe es keine großen Unterschiede, so Inge Hafner: Auch im ländlichen Bereich sei es längst nicht mehr so, dass die Angehörigen ihre Alten automatisch pflegten.

Die Träger haben sich längst auf diesen Trend eingestellt. Während es im Jahr 1999 im Landkreis Esslingen 32 Pflegeheime gab, waren es 2009 schon 63. Sechs bis acht weitere Heime sind aktuell in Planung. Allerdings fehlt es überall an Fachkräften – ein Problem, das sich in den nächsten Jahren auswachsen wird. Inge Hafner kennt die Gründe. „Viele junge Altenpfleger sind von der Schwere der Aufgabe überfordert“, sagt sie. Ziel müsse es sein, die Arbeit so zu gestalten, dass die Menschen länger im Beruf verweilten. Mütter, die wieder in den Beruf einsteigen wollten, müssten bessere Arbeitsbedingungen vorfinden, zum Beispiel Teilzeitmodelle.

Nicht zuletzt glaubt Inge Hafner, dass die Fachkräftediskussion die steigende Zahl der Demenzkranken in den Pflegeheimen berücksichtigen muss. „Zwei Drittel der Pflegeheimbewohner sind mittlerweile dement“, sagt die Altenhilfeplanerin. Sie ist der Meinung, dass die Pflegeheime stärker für Arbeitnehmer aus anderen Bereichen, zum Beispiel Sozialarbeiter und Heilerziehungspfleger, geöffnet werden sollten. Im ambulanten Bereich sei das schon geschehen.

Dass die Zahl der Verwirrten so stark zunimmt, liegt laut Inge Hafner daran, dass die Menschen immer älter werden. „Je älter jemand wird, desto größer ist die Gefahr, dement zu werden“, sagt die Altenhilfeplanerin. Für viele Angehörige sei die Pflege eines demenzkranken Angehörigen eine Überforderung. „Urlaub ist häufig nicht mehr drin, man kann seine Angehörigen nie allein lassen“, sagt Inge Hafner. Die Gefahr, eine Depression zu bekommen, sei für Angehörige Demenzkranker enorm hoch. Inge Hafner glaubt deshalb, dass die Zahl der Demenzkranken, die in einem Pflegeheim oder von einem ambulanten Pflegedienst betreut werden, weiter ansteigen wird. In den Pflegeheimen entstünden schon seit Jahren immer mehr Wohngruppen- und Hausgemeinschaftskonzepte, die den Bedürfnissen demenzkranker Menschen gerecht würden.

 

Anlaufstelle für alle Fragen rund um die Pflege ist der Pflegestützpunkt Kirchheim. Er ist am Widerholtplatz 3 in Kirchheim untergebracht und telefonisch unter der Nummer 07 0 21/50 23 34 erreichbar.