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Bei Verdacht: Polizei anrufen!

Kirchheim ist einer der Einbruchsschwerpunkte im Landkreis – Beamte verstärken Präsenz

Einbrüche in großem Ausmaß sind seit einigen Monaten im Raum Kirchheim an der Tagesordnung. Ob Einfamilienhäuser, Firmen oder öffentliche Gebäude wie Kindergärten – die Täter schlagen überwiegend in den Nachmittags- und frühen Abendstunden zu.

Wohnungs- und Hausbesitzer sollten es Einbrechern durch Sicherheitstechnik an Türen und Fenstern möglichst schwer machen.Foto: J
Wohnungs- und Hausbesitzer sollten es Einbrechern durch Sicherheitstechnik an Türen und Fenstern möglichst schwer machen.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. „Wir haben eine erhebliche Zunahme an Einbrüchen“, bestätigt der stellvertretende Leiter des Kirchheimer Polizeireviers, Daniel Straub. Doch nur selten gelingt es den Beamten, die Täter zu schnappen wie vor anderthalb Wochen in Ötlingen. Einem aufmerksamen Nachbarn waren im Haus nebenan drei Verdächtige aufgefallen. Die von ihm verständigte Polizei traf nur wenige Minuten später ein und nahm zwei Tatverdächtige beim Verlassen des Nachbargrundstücks fest. Ein weiterer Komplize konnte trotz Einsatzes eines Polizeihubschraubers fliehen. Die beiden Festgenommenen wurden einem Haftrichter vorgeführt und sitzen inzwischen in einer Justizvollzugsanstalt.

Anfang September ermittelten die Staatsanwaltschaft Stuttgart und das Polizeirevier Kirchheim gegen vier Jugendliche, die für mehrere Einbrüche in Geschäfte, Gaststätten, Behörden und Kindergärten verantwortlich sein sollen. Wie Josef Hönes, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen auf Anfrage des Teckboten erklärt, kamen die Jugendlichen nicht in Haft. Die Ermittlungen sind seit Anfang November abgeschlossen und der Staatsanwaltschaft übersandt worden.

Bereits im August vergangenen Jahres hat die Polizei eine Ermittlungsgruppe „Eigentum“ eingerichtet, die zentral alle Wohnungseinbrüche im Bereich des Präsidiums bearbeitet. „Der Vorteil ist, dass wir dort das Know-how der Spezialisten bündeln“, so Hönes. Die Polizei erhofft sich durch das Zentralisieren und qualifizierte Sichern von Spuren, Strukturen und Brennpunkte rascher zu erkennen und damit die Chancen zur Aufklärung zu verbessern. Zwei Standorte in Tübingen und Nürtingen ermöglichen Bürgernähe und gewährleisten, dass die Spezialisten schnell vor Ort sind.

Mehr Täter als bislang auf frischer Tat zu ertappen und festzunehmen, erwartet die Polizei durch einen im Dezember gestarteten mehrwöchigen sogenannten Brennpunkteinsatz mit Schwerpunkten in Kirchheim und Filderstadt. „Zu den relevanten Zeiten haben wir die Präsenz erhöht“, erklärt Straub. Von der frühen Dämmerung bis in die Nacht hinein fahnden über 30 Beamte in Uniform oder in Zivil, und sie errichten Kontrollstellen an neuralgischen Punkten. „Ziel ist, Einbrüche zu verhindern beziehungsweise zu reduzieren“, so Hönes. Zudem erhofft sich die Polizei, Erkenntnisse für die Ermittlung zu gewinnen und die Aufklärungsrate zu erhöhen.

Trotz einer bislang recht geringen Erfolgsquote weiß die Polizei offenbar, mit wem sie es zu tun hat. „Wir stellen seit einigen Jahren vermehrt Diebesbanden aus dem südosteuropäischen Raum fest“, sagt Hönes. „Die erleichterte Einreise spielt dabei sicherlich eine Rolle, ebenso das Wohlstandsgefälle.“ Ein Großteil der nicht ortsansässigen Täter nutze Kontakte zu Landsleuten und zum Teil deren hier zugelassene Fahrzeuge sowie preisgünstige Möglichkeiten zur Übernachtung und zum Rückzug. Abgesehen haben es die Täter meist auf Bargeld, Schmuck und andere Wertgegenstände. Damit nach einem Einbruch Spuren erhalten bleiben, ist es wichtig, dass Opfer den Tatort nicht verändern oder betreten.

Straub appelliert an die Bevölkerung, auch bei kurzer Abwesenheit Türen und Garagentore zu schließen sowie Fenster auf keinen Fall gekippt zu lassen. „Wichtig ist es, innerhalb der Nachbarschaft Augen und Ohren offenzuhalten, auch, falls jemand klingelt, der verdächtig aussieht. Wenn einem etwas spanisch vorkommt, ist es besser, einmal zu viel als einmal zu wenig bei der Polizei anzurufen.“ Nicht selten würden Wohngebiete Tage vor einem Einbruch ausspioniert und Briefkästen oder Straßenlaternen beispielsweise mit Gaunerzinken versehen. Laut Straub steht fest: „Die Täter lassen grundsätzlich von einem Objekt ab, wenn sie nach fünf Minuten nicht reinkommen.“ Schwachstellen an einem Gebäude nachzurüsten, hält der stellvertretende Revierleiter deshalb in jedem Fall für lohnenswert.

Gebäude sichern und auf verdächtige Personen oder Fahrzeuge achten

Im Landkreis Esslingen gab es 2013 insgesamt 396 Wohnungseinbrüche, davon ereigneten sich 58 im Bereich des Polizeireviers Kirchheim. In den ersten neun Monaten des Jahres 2014 wurde das Vorjahresniveau bereits übertroffen. Die endgültige Statistik des vergangenen Jahres veröffentlicht die Polizei erst Ende Februar. Zahlen des Landeskriminalamts belegen, dass es lohnenswert ist, Gebäude zu sichern: So konnten im Jahr 2013 landesweit über 2 500 Einbrüche verhindert werden. Durch das richtige Verhalten aufmerksamer Zeugen, meist im Zusammenspiel mit vorhandener Sicherheitstechnik, wurden 400 Einbrüche vereitelt. Das Polizeipräsidium Reutlingen hat eine ganze Reihe von Tipps parat, die helfen, es Ganoven nicht ganz so leicht zu machen: • Rollläden sollten nur nachts und keinesfalls tagsüber geschlossen werden. • Bei Abwesenheit sollte man in verschiedenen Räumen Licht brennen lassen • Abgeraten wird davon, Schlüssel draußen zu verstecken. • Während des Urlaubs sollte jemand den Briefkasten leeren. • Unter dem Motto „Nachbarn helfen Nachbarn“ sollte auf fremde Personen im Nachbarhaus oder auf Grundstücken in der unmittelbaren Umgebung geachtet werden. • Das Notieren von Kennzeichen verdächtiger Fahrzeuge kann der Polizei später weiterhelfen. • Bereits im Verdachtsfall sollte frühzeitig die Polizei über die Notrufnummer 110 verständigt werden. Kriminalpolizeiliche Beratungsstellen klären vor Ort auf. Sie sind im Internet zu finden unter www.polizei-beratung.de. Weitere Tipps zum Schutz der eigenen vier Wände gibt es im Internet unter der Adresse www.k-einbruch.de.ank