Lokales

Betroffene hängen weiter in der Luft

Zukunft des Dettinger Kindergartens Regenbogen bleibt ungewiss – Hitzige Diskussionen

Die Aufregung ist groß in Dettingen: Soll der Kindergarten Regenbogen umziehen und in den Unteren Wiesen neu gebaut werden? Oder ist ein Umbau mit Erweiterung am jetzigen Standort sinnvoller? Der Gemeinderat ist gespalten.

Kindergarten Regenbogen
Kindergarten Regenbogen

Heike Allmendinger

Dettingen. „Und täglich grüßt das Murmeltier“: Ein bisschen fühlte man sich in der vergangenen Sitzung des Dettinger Gemeinderats in diese Filmkomödie versetzt, in der ein Mann wieder und wieder dieselben Situationen durchlebt. In Dettingen mussten sich nun Räte, Verwaltung, Kindergartenmitarbeiterinnen und Eltern mit derselben unglücklichen Patt-Situation zufrieden geben, wie sie sich schon in der vorletzten Sitzung ergeben hatte. In beiden Fällen stand es sieben zu sieben: Sieben Mitglieder des Gemeinderats sprachen sich für einen Neubau des Kindergartens Regenbogen aus, und weitere sieben favorisierten einen Umbau in der Hinteren Straße.

Damit fiel erneut keine Entscheidung über die Zukunft des Kindergartens Regenbogen. Wieder hängen die Betroffenen, die zahlreich in der Sitzung erschienen waren, in der Luft. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten und auf die nächste Gemeinderatssitzung am 8. Oktober zu hoffen. Dann nämlich soll das Thema erneut auf der Tagesordnung stehen.

Immerhin: Zu einem Teilbeschluss konnten sich die Räte letztlich doch durchringen. So entschieden sie einstimmig, einen Antrag auf Aufstockung der Investitionshilfen aus dem Landessanierungsprogramm zu stellen. Hier war Eile geboten: Denn der Antrag für diese Zuschüsse muss bis spätestens 31. Oktober eingereicht werden. Sollte sich das Gremium möglicherweise irgendwann für einen Umbau in der Hinteren Straße, die zum Landessanierungsgebiet zählt, aussprechen, dann würde diese Variante mit maximal 60 Prozent vom Land bezuschusst werden. Für den Neubau in den Unteren Wiesen gibt es hingegen keine Zuschüsse.

Schon in der Sitzung vor der Sommerpause war über das sehr emotionale besetzte Thema hitzig diskutiert worden. Neue Argumente pro und contra sind in der Zwischenzeit nicht aufgetaucht. Allerdings meldeten sich über die Sommermonate einige Eltern und der Elternbeirat der Kita Regenbogen in Briefen und E-Mails an Verwaltung und Gemeinderäte zu Wort. Darin schreibt beispielsweise der Elternbeirat von betroffenen und teilweise schockierten Eltern, die es nicht fassen könnten, dass ein Neubau in den Unteren Wiesen auch nur in Erwägung gezogen werde: „Durch die Verlegung der Kita würde sich der Kindergartenweg für die meisten Kinder deutlich verlängern.“ Dies bedeute eine größere Gefahrenquelle für die Kleinen, welche die „nicht gerade einladende“ Unterführung unter der Bundesstraße nutzen müssten. Viele Eltern würden deshalb auf ihre Autos zurückgreifen, um die Kinder zum Kindergarten zu bringen und wieder abzuholen. Dies hätte eine Zunahme des Verkehrs zur Folge. Hinzu komme, dass es durch einen Umzug der Kita im Ortskern wesentlich ruhiger zugehen würde. Begegnungen der Generationen würde es damit im Dorf nicht mehr geben. Außerdem hätten sich viele Familien auch deshalb dafür entschieden, in den Dettinger Neubaugebieten zu bauen, weil sie von der Gemeinde signalisiert bekamen, dass sich in der Ortsmitte eine Kita befindet und dass diese auch an ihrem jetzigen Standort bleibe.

Die Befürworter eines Neubaus bringen hingegen folgende Argumente ins Feld: In den Unteren Wiesen könnte mit der Grund- und Verbundschule sowie mit dem Kindergarten Starennest, der auf jeden Fall dort neu gebaut wird (das wurde in der vorletzten Sitzung beschlossen, wir berichteten) ein großes Bildungszentrum entstehen. Daraus ergäben sich Synergieeffekte, was zum Beispiel das Mittagessen oder die Nutzung der Sportanlagen anbelangt. Darüber hinaus sei das über 50 Jahre alte Gebäude in der Hinteren Straße nur bedingt sanierungsfähig, sagte Hermann Pölkow (SPD). 2,1 Millionen Euro in ein altes Gebäude zu stecken, hält er für falsch. Außer Acht lassen dürfe man außerdem nicht die „monetären Vorteile“, die ein Verkauf des Grundstücks an der Hinteren Straße mit sich bringen würde.

Andreas Hummel (CDU/Freie Wählervereinigung) gab zu bedenken, dass mit der Abstimmung über den Umbau und dem Ausgang von sieben zu sieben diese Variante abgelehnt wurde. Er bezieht sich damit auf Paragraf 37 der Gemeindeordnung Baden-Württemberg, der besagt: „Bei Stimmengleichheit ist der Antrag abgelehnt.“ Gestern telefonisch darauf angesprochen, bestätigte dies Bürgermeister Rainer Haußmann. „Allerdings ist es ein Irrglaube, dass – wenn Variante A abgelehnt ist – automatisch Variante B zum Zuge kommt.“ Denn für den Neubau habe es in den beiden vergangenen Gemeinderatssitzungen weder einen Antrag gegeben noch hätte dieser eine Mehrheit erhalten. Vielmehr wäre er bei Stimmengleichheit ebenfalls abgelehnt worden. „Deshalb gibt es bisher noch keine Lösung.“

Johannes Stulz (CDU/Freie Wählervereinigung) betonte in der Gemeinderatssitzung, dass es bemerkenswert sei, „wenn der Elternbeirat und andere Bürger ihre Meinungen kundtun. Darüber können wir nicht einfach hinweggehen“. Im Ort befinde sich „alles, womit sich Kinder und Eltern wohlfühlen könnten“, zum Beispiel der Lautergarten und das Familienzentrum. Langfristig gesehen könne man mit einem Neubau „raumgestalterisch und energetisch“ die optimale Lösung schaffen, entgegnete Dr. Werner Hack (Freie Wählergemeinschaft). Ulrike Schweizer (SPD) betonte indes, dass es vor allem auf das Finanzielle ankomme. Die Gemeinde würde sich mit einem 3,8 Millionen Euro teuren Neubau „über die Maßen binden“.

Und wie geht es nun weiter? Die Gemeinderäte können nochmals in sich gehen, und dann wird „in der Sitzung am 8. Oktober wieder abgestimmt“, sagte Bürgermeister Haußmann. Gestern fügte er im Gespräch mit dem Teckboten hinzu, dass der Gemeinderat dann hoffentlich vollständig sein wird. Denn in den beiden vergangenen Sitzungen fehlte je die entscheidende Stimme eines Ratsmitglieds, welche die Patt-Situation verhindert hätte.

Aufgeschnappt

„1,7 Millionen Euro halte ich für wenig emotional.“ Bürgermeister Haußmann zu dem Vorwurf, die Diskussion würde zu emotional geführt. Ein Neubau würde 1,7 Millionen Euro mehr kosten als ein Umbau. „Wir werden als kinderfeindlich dargestellt. Die Emotionen müssen raus aus der Diskussion.“ Gemeinderat Rainer Kuhn, einer der Befürworter des Neubaus. „Sie machen doch eh, was Sie wollen.“ Gemeinderat Andreas Hummel an Bürgermeister Haußmann gewandt zu der seiner Ansicht nach falschen Berichterstattung über die vorletzte Gemeinderatssitzung im Dettinger Mitteilungsblatt. „Vielleicht gibt es ja noch ein Grundstück im Ortskern, das sich für einen Neubau des Kindergartens eignen würde. Vielleicht haben wir uns zu sehr auf die zwei Varianten versteift.“ Gemeinderat Hermann Pölkow „Lasst den Kindi im Dorf!“ Gemeinderat Dietmar Vogtalm