Lokales

Buddelhose und Bewusstseinsbildung

Markungsputz mit mehr als 300 Freiwilligen – Ölkanister, Mikrowelle und alte Fahrräder gefunden

Da hatte doch glatt einer seine alten Küchenfließen an der Lauter „entsorgt“: Was die Freiwilligen beim diesjährigen Kirchheimer Markungsputz entdeckten, war nicht immer erfreulich. Mehr als 300 Sammler waren am Samstag im Einsatz, der Müllberg auf dem Baubetriebsamt wuchs immer höher.

Auf das Sammeln folgt beim Markungsputz das Abladen auf dem Gelände des Kirchheimer Baubetriebsamts. Auf dem Bild ist die THW-Ju
Auf das Sammeln folgt beim Markungsputz das Abladen auf dem Gelände des Kirchheimer Baubetriebsamts. Auf dem Bild ist die THW-Jugend im Einsatz. Gerade bei Jugendlichen soll der Markungsputz zur Bewusstseinsbildung beitragen.Foto: Peter Dietrich

Kirchheim. „Alle zwei Meter ein Hundekegel, man sollte alle Hundehalter zum Markungsputz verpflichten“, klagte ein fleißiger Sammler, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will. Beim Sammeln entlang der Bahnlinie, südlich des Kirchheimer Bahnhofs, kamen mehrere blaue Säcke voller Müll zusammen. Einige Metallstäbe waren schon kräftig mit Gras umwachsen und nur mit Mühe freizulegen. Dass Kräuterbittertrinker wohl nicht die begeistertsten Umweltschützer sind, zeigten die ausgiebigen Fläschchenfunde entlang des Parkplatzes eines Einkaufsmarkts. Man solle dort einmal Mülltonnen aufstellen, befand das Sammelteam. „Entlang der Lauter hatte die Stadt geholzt, da kamen wir besser ran als im Vorjahr“, lobte Susanne Grabl von der Initiative Obere Vorstadt die gute Vorbereitung. Das Team, mit dem sie unterwegs war, fand unter anderem einen halb vollen Ölkanister – und der war auch noch erschreckend undicht.

Zu den bewährten Sammlern von Tauch- und Fliegergruppe, DLRG, den Fischern, dem Verschönerungsverein und weiteren Vereinen und Bürgern gesellten sich diesmal mit der Marinekameradschaft und dem Kaninchen- und Geflügelzuchtverein auch zwei neue Vereine. Letzterer entdeckte in der Nähe der Grünschnittsammelstelle sogar einen Sessel und ein zweisitziges Sofa. „Wir sind froh, dass wir die Vereine haben“, sagte Baubetriebsamtsleiter Christian Maiwald. „Noch schöner wäre es, wir würden nichts finden.“ Manchmal wundert sich Maiwald schon: Warum wirft jemand eine alte Mikrowelle in die Landschaft? Wo er sie doch kostenlos im Geschäft abgeben könnte?

Immerhin: Die Funde seien in den letzten zwei Jahren zurückgegangen, befand Stefan Lang vom Bauhof in Nabern. „Wir haben keine Kühlschränke gefunden, nur den üblichen Müll.“ Rund 40 Sammler waren in Nabern unterwegs. Getoppt wurde diese Zahl von den traditionell besonders fleißigen Ötlingern. Mit über 140 Sammlern lagen Schlepperfreunde und Co. sogar noch leicht vor der Kernstadt mit rund 130 Sammlern. Ötlingens Ortsvorsteher Hermann Kik freute sich auch über neue Helfer, die dem Aufruf in der Presse gefolgt waren. Besonders stark war der Müllbefall entlang der K 1205 von der Autobahn bis in den Ort und von der Lauterbrücke in Richtung Notzingen bis zum Kreisel. Extrem viel Müll gab es diesmal in den Heimenwiesen entlang des Bahndamms.

Die Jugendfeuerwehr war im Gebiet Kruichling unterwegs, der Lastwagen war anschließend gut gefüllt. Sie meldete auch einen speziellen Fund bei den Sammelcontainern: In dort abgeladenen Ordnern waren Bankunterlagen und Adressen zu finden. Für die Sauberkeit im Fünf-Meter-Umkreis der Container sei der Betreiber zuständig, erklärt Maiwald. Daher gebe es eine Meldung ans Landratsamt, das die Lizenzen vergebe. Die Beseitigung des Mülls rund um die Container sei „sehr zäh“, klagt Maiwald. Ihm ist beim Markungsputz auch die Bewusstseinsbildung wichtig, vor allem bei Jugendlichen.

Der THW-Jugend war etwas raueres Gelände zuzumuten, sie sammelte am Hang hinter dem Schlossgymnasium, hinauf zum Schafhof. Einer der jüngsten Sammler war der fünfjährige Leo Riemer. Mit gelber Buddelhose und Gummistiefeln war er mit dem Waldkindergarten unterwegs. „Wir haben im Wald einen Betonklotz gefunden“, berichtete er. „Den Zement haben wir liegen lassen, das Papier mitgenommen.“ Um den Zement kümmerten sich die städtischen Mitarbeiter, die immer wieder auf Sammeltour fuhren – und beim ersten Versuch leider Sofa und Sessel nicht fanden.

Die städtischen Mitarbeiter hatten auf dem Gelände des Baubetriebsamts die Sortierung bestens vorbereitet und Schilder für Holz, Metall, Reifen, Sondermüll und einige weitere Kategorien aufgestellt. So fanden alte Fahrräder, ein alter Bauzaun und vieles mehr zueinander. Zum Abtransport stellte die Firma Heilemann kostenlos einen Container zur Verfügung, der Landkreis nimmt den Müll vom Markungsputz kostenlos an. Für die Sammler gab es am Ende ein Vesper, sie genossen es in der Sonne sitzend. Die Kindergärten hatten sich bereits am Freitag am Markungsputz beteiligt und das Gebiet rund um ihre Einrichtung gesäubert. Viele Schulen taten dies ebenso oder werden es diese Woche noch tun.

Vogelschützer müssen sich übrigens wegen des Sammeltermins Mitte März keine Sorgen machen: Die bekannten Brutgebiete waren beim Markungsputz ausdrücklich ausgenommen.