Lokales

Containerdorf birgt Zündstoff

Büro- und Wohncontainer für den Bau des Bahntunnels müssen an die Trasse rücken

Das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm ist immer wieder für Überraschungen gut. Bekannt wurde nun, dass im Bereich Weilheim/Aichelberg Büro- und Wohncontainer für den Bau des Tunnels am Albaufstieg installiert werden sollen. Aus dem Wunsch der Auftragnehmer, damit etwas auf Abstand zur Baustelle zu gehen, wird wohl nichts.

Derzeit wird geprüft, ob auf den Flächen der Baustelleneinrichtung an der ICE-Trasse mehrstöckig Büro- und Wohncontainer sowie 2
Derzeit wird geprüft, ob auf den Flächen der Baustelleneinrichtung an der ICE-Trasse mehrstöckig Büro- und Wohncontainer sowie 200 Parkplätze für den Bau des Boßlertunnels untergebracht werden können.Foto: Jörg Bächle

Weilheim. Verwundert rieben sich Weilheimer Gemeinderäte und Zuhörer die Augen. Wie Bürgermeister Johannes Züfle in jüngster Sitzung bekannt gab, sollten auf der grünen Wiese auf Weilheimer Gemarkung, befristet auf die Bauzeit, 80 Arbeitsplätze bietende Baubüros, Wohncontainer für 120 Menschen sowie 200 Stellplätze entstehen. Präsentiert wurde ein Areal in Privatbesitz zwischen Gewerbegebiet Tobel­wasen und Autobahn östlich der Landesstraße 1214. Was als Faktenlage bekannt gegeben wurde, birgt jedoch offenkundig Zündstoff und kann so nicht realisiert werden:

„Die Fläche liegt außerhalb des planfestgestellten Gebiets“, erklärte der Esslinger Landratsvize und Leiter des Dezernats für Umwelt und Technik, Matthias Berg, auf telefonische Anfrage des Teckboten. Mehrfach seien Vertreter der Baufirmen im Landratsamt vorstellig geworden. „Ich habe ihnen bereits vor acht Wochen gesagt, dass sie sich ans Eisenbahnbundesamt wenden müssen und das Landratsamt nicht Herr des Verfahrens ist.“ Wolle der Auftragnehmer, sprich die Arbeitsgemeinschaft der am Tunnelbau beteiligten Firmen, an der fraglichen Fläche festhalten, müsse das planfestgestellte Gebiet entsprechend ergänzt werden. Das Areal liege aber in einem regionalen Grünzug und stehe unter Vogel- sowie Landschaftsschutz. Zu untersuchen, wo es beispielsweise Bodenbrüter gebe, sei erst im nächsten Frühjahr möglich, so Berg. Als Naturschutzbehörde müsse dann auch das Landratsamt gefragt werden. – Zeit, die diejenigen, die mit dem Projekt betraut sind, nicht aufbringen können.

Berg sieht das Problem zwischen den Bauunternehmen und der Bahn: „Für den Auftragnehmer ist das eine blöde Situation. Er sagt nun, er benötigt mehr Platz, als die Bahn ihm gibt.“ Die andere Möglichkeit sei, verfahrensfrei mit den Containern auf das planfestgestellte Gelände zu gehen. Umgeben von Baulärm und Staub über fünf bis sechs Jahre arbeiten beziehungsweise wohnen zu müssen, ist eine Aussicht, die den zuständigen Ingenieuren und Arbeitern erwartungsgemäß nicht gefällt. Wie es aussieht, werden die Baufirmen unter technischer Federführung der Porr-Gruppe allerdings in den sauren Apfel beißen und ihre „Zelte“ in unmittelbarer Nähe der Trasse aufstellen. „Mir tut das leid für die Betroffenen“, betonte Berg, sah aber angesichts der Schutzgebiete keine Möglichkeit, eine andere Stellungnahme zum ursprünglich anvisierten Standort abzugeben.

Im Rahmen der Landesbauordnung befinde sich der Auftragnehmer derzeit in einer entsprechenden „Prüfschleife“, ließ ein Sprecher des Kommunikationsbüros des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm nüchtern verlauten. Sprich, die Arge Albaufstieg kümmert sich darum, das zeitlich befristete Aufstellen des Containerdorfs im Bereich der offiziellen Baustelleneinrichtung zu beantragen. Da der alte Standort hinfällig sei, müssten nun neue Pläne erstellt werden, die demonstrierten, wie die Container möglicherweise beidseits der L 1214 auf Höhe des ehemaligen Aussiedlerhofs installiert werden könnten. Für Container und Parkplätze wird gemäß dem Sprecher des Kommunikationsbüros eine zwei Hektar große Fläche benötigt.

Von dem Clinch zwischen der Arge und dem Landkreis hatte man im Weilheimer Rathaus offenbar gar nichts mitbekommen. Bürgermeister Johannes Züfle und Stadtbaumeister Jens Hofmann waren in der jüngsten Gemeinderatssitzung davon ausgegangen, dass es bei solch zeitlich befristeten Anlagen keine Handhabe des Landratsamtes gebe. „Wir können nichts daran ändern, werden aber auch nicht viel mitbekommen von dem Containerdorf“, sagte Züfle. Momentan sei das Büro provisorisch in Jesingen untergebracht. „Die wollen jetzt richtig Vollgas geben.“ – Da ahnte der Bürgermeister offensichtlich noch nichts davon, dass das Projekt in Esslingen ordentlich ausgebremst wurde.