Lokales

Die Mütter sind die Dummen

Frauen, die sich ausschließlich um ihre Kinder kümmern, gibt es immer weniger. Politisch ist das auch gar nicht mehr gewollt: Der Ausbau der Kleinkindbetreuung ist unter anderem deshalb so vorangetrieben worden, weil die Wirtschaft auf weibliche Fachkräfte nicht verzichten kann, wenn Deutschland weiterhin wirtschaftlich erfolgreich sein soll.

In Kirchheim sind deshalb private Kitas entstanden, die von früh bis spät geöffnet sind. In der die Kinder bis zu zehn Stunden betreut werden können. Ohne Mittagspause, in der die Kinder daheim von Mutter bekocht werden müssen. Mit immer weniger Schließtagen.

Ob das für die Kinder gut ist, sei einmal dahingestellt. Fakt ist aber: Für Mütter, die Kind und Karriere unter einen Hut bringen wollen und die teilweise gar nicht anders können, als Vollzeit zu arbeiten, ist es eine enorme Erleichterung. Die Landung auf dem Boden der Tatsachen ist umso härter, wenn das Kind drei Jahre alt wird und von der Ganztagskrippe in den Kindergarten wechseln soll, der plötzlich nur noch bis um 14 Uhr geöffnet ist. Oder maximal bis 16 Uhr. Hat denn in Kirchheim keiner daran gedacht, dass aus Krippenkindern Kindergartenkinder werden? Familienfreundlich ist das nicht. Und frauenfreundlich erst recht nicht. Denn manche Frauen können ihre Arbeitszeit gar nicht reduzieren, zum Beispiel, wenn sie alleinerziehend sind. Wenn es darum geht, ob Vater oder Mutter nachmittags zu Hause bleibt, um das Kindergartenkind zu betreuen, wird es aufgrund der immer noch bestehenden Einkommensunterschiede in aller Regel die Mutter sein.ANTJE DÖRR