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Ein Hunderudel im WohnzimmerINFO

Margit Hälsig führt in Holzmaden eine Pension für Vierbeiner – Urlaubsbetreuerin und „Tagesmutter“

Ob Flugreise, Geschäftstermine oder Familienfeste – manchmal können Hunde ihre Besitzer einfach nicht begleiten. In ihrer Hundepension in Holzmaden betreut Margit Hälsig die Vierbeiner, bis Herrchen oder Frauchen wiederkommen – und zwar mittendrin in der Familie.

Ein ganzes Rudel hat Margit Hälsig unter ihren Fittichen: Neben den vier eigenen Hunden betreut sie jede Menge Gasthunde, deren
Ein ganzes Rudel hat Margit Hälsig unter ihren Fittichen: Neben den vier eigenen Hunden betreut sie jede Menge Gasthunde, deren Besitzer im Urlaub sind, Termine haben oder arbeiten müssen.Foto: Jean-Luc Jacques

Holzmaden. Rund um das große Bauernhaus am Holzmadener Orts­eingang herrscht mittägliche Ruhe. Die Grillen zirpen, ein paar Autos fahren vorbei, im Hintergrund rauscht die Autobahn. Sonst ist es still. Das ändert sich schlagartig mit einem Druck auf die Türklingel: Vielstimmiges Hundegebell dringt aus dem Inneren. Margit Hälsig öffnet die Haustür und lotst ihren Gast in den Wohnbereich. Eine schwarze Mischlingshündin steht schwanzwedelnd im Flur und begrüßt den Neuankömmling mit feuchten Nasenstübern. Hinter einem Türrahmen linst eine Australian-Shepherd-Hündin mit stahlblauen Augen hervor. „Maja ist gerade erst angekommen und hat noch ein bisschen Angst“, sagt Margit Hälsig.

Als „Hundehotel mit Familienanschluss“ bezeichnet die 42-Jährige ihr „Dogs Guesthouse“ – und nimmt das Versprechen durchaus wörtlich. Hinter dem Holz-Esstisch, neben der Couch und vorm Fenster – überall im Wohn-Esszimmer stehen Körbchen und liegen Hundebetten in den verschiedensten Farben und Formen: In Margit Hälsigs guter Stube lebt neben der fünfköpfigen Familie auch ein Hunderudel. „Bei uns gibt es keine Zwinger“, betont sie. Ganz im Gegenteil: Die Gasthunde können ebenso wie die vier Familienhunde der Hälsigs das ganze Erdgeschoss nutzen. „Nur das Obergeschoss mit Schlafzimmer und Kinderzimmern ist tabu.“ Dafür steht den ganzen Tag über die Tür zur Terrasse und dem großen, idyllischen Garten offen. „Hier dürfen die Hunde alles machen, was sie wollen – außer Löcher buddeln“, sagt die Pensionsleiterin. Ihr Gemüsebeet hat sie vorsorglich eingezäunt. In der kühlen Scheune dagegen gibt es einen eigenen Hundebereich, in den sich die Tiere zurückziehen können.

Auf der Terrasse stößt der Rest des aktuellen Rudels dazu. Schäferhündin Sandy stupst den Gast an, Jessie macht es sich unter dem Tisch mit der Blümchendecke bequem und Mischlingshündin Emmi lässt sich kraulen. Margit Hälsig streichelt mal den einen, mal den anderen Hund, zupft Schapendoes-Hündin Finja eine Klette aus dem zottigen Fell und hat für jeden ihrer Schützlinge ein paar freundliche Worte übrig. Die meisten der Vierbeiner haben es sich auf der Terrasse zwischen Korbstühlen, Orangenbäumchen und Weinreben gemütlich gemacht. Längst ist wieder Stille eingekehrt. Margit Hälsigs Gelassenheit scheint sich auf die Tiere zu übertragen. „Mich bringt so leicht nichts aus der Ruhe“, lacht die 42- Jährige und krault ihre Golden-Retriever-Hündin Tchaika hinter den Ohren.

Zwölf Hunde leben derzeit mit den Hälsigs im Bauernhaus. „Ich lasse alle zusammen und trenne sie nicht“, betont Margit Hälsig. Darum müssen die Vierbeiner, die im „Dogs Guesthouse“ in Holzmaden unterkommen, allesamt gut sozialisiert sein. „In der Regel nehme ich auch maximal einen unkastrierten Rüden auf“, sagt die Pensionsleiterin. Raufereien habe es noch nie gegeben.

Margit Hälsig betreibt ihre Hundepension seit sieben Jahren. Alles begann damit, dass eine Nachbarin die gelernte Zahnarzthelferin fragte, ob sie ihren Hund während der Urlaubszeit betreuen könne. Auf diese Anfrage folgten weitere und Margit Hälsig erkannte: „Da gibt es einen Markt.“ Der Standort Holzmaden allerdings ist relativ neu. „Wir sind erst im Dezember 2010 von Esslingen hierher gezogen“, erzählt die Pensionsleiterin, die jede Menge Stammgäste hat. Vor allem in der Urlaubszeit bringen Hundebesitzer ihre Vierbeiner ins Hundehotel. Margit Hälsig ist aber auch „Tagesmutter“ für Vierbeiner, deren Besitzer ganztags arbeiten.

Damit sich die Tiere bei ihr so richtig wohlfühlen, tut Margit Hälsig so einiges. „Jeder Hund hat sein eigenens Körbchen und sein gewohntes Futter dabei“, sagt sie. In der Küche der Hälsigs hängen Zettel und Listen mit den Vorlieben der Tiere, mit gewohnten Kommandos, Futter- und Gassizeiten. „Manche Hunde brauchen auch regelmäßig Medikamente, ob nun Ohrentropfen oder Herztabletten.“ Auch Bürsten steht auf dem Plan, bei Bedarf sogar Duschen.

Dreimal täglich lädt Margit Hälsig die gesamte Hundemeute ins Auto – einen Van mit ausgebauten Sitzen – und fährt ins Grüne. Jedes Mal an einen anderen Ort, bei Hitze häufig an einen Bach oder auch mal einen See zum Baden. „Morgens und abends gehen wir mindestens eine Stunde lang spazieren, mittags eine halbe Stunde.“

Wer sich dabei eine Frau mit zwölf an der Leine zerrenden Hunden vorstellt, hat weit gefehlt. „Die meisten Hunde dürfen frei laufen“, sagt Margit Hälsig. Neue Gasthunde, die sie nicht so gut kennt, nimmt sie an die Leine oder die Schleppleine. „Das ist alles relativ unkompliziert“, sagt die Tiernärrin, die festgestellt hat, dass sich die meisten Vierbeiner wunderbar in die für sie eigentlich natürliche Form des Rudels einfügen. „Ich achte natürlich darauf, dass ich nicht in Waldnähe spazierengehe und meide hohe Wiesen und Felder mit viel Wild.“ Dafür ist Margit Hälsig immer gut mit Tüten ausgestattet. „Ich sammle alle Hinterlassenschaften auf“, betont sie und fügt hinzu: „Da möchte ich auch Vorbild sein.“

Interessant findet Margit Hälsig, dass der ein oder andere Gast im Hundehotel auch ungeliebte Marotten ablegt. „Manche Hunde wollen bei ihren Besitzern zum Beispiel nicht ins Auto einsteigen, bei mir klappt das im Rudel aber meistens wunderbar.“

Für die Zukunft des „Dogs Guesthouse“ hat Margit Hälsig noch zahlreiche Pläne. In der Scheune möchte sie eine Rezeption einrichten und den Hundebereich von Grund auf sanieren. „Dort würde ich auch gerne Webcams einrichten, damit die Besitzer ihre Hunde aus dem Ausland beobachten können.“ Die Scheune soll nach Wunsch von Margit Hälsig ebenso wie schon der Wohnbereich passend zum Bauernhaus in einem Mix aus modern, rustikal und mediterran eingerichtet werden. Denn auch die Atmosphäre im Hundehotel ist der 42-Jährigen wichtig – ebenso wie die Sauberkeit. „Es soll schließlich nicht aussehen und riechen wie in einer Hundepension“, sagt Margit Hälsig. Deshalb gehört auch jede Menge Hausarbeit zu ihrem Job. „Ich sauge fünf Mal am Tag“, verrät sie.

 

 

Weitere Informationen erhalten Interessierte auf der Homepage

www.dogs-guesthouse.de oder telefonisch bei Margit Hälsig unter 0 70 23/95 88 06.