Kreis Esslingen. Langsam wird es ernst. Ab dem Schuljahr 2015/2016 sollen Eltern von Kindern, denen sonderpädagogischer Förderbedarf bescheinigt worden ist, wählen können, ob diese eine Sonder- oder eine Regelschule besuchen. Der Kreis als Träger der Sonderschulen fordert deshalb nun endgültig mehr Klarheit – schließlich geht es darum, zu entscheiden, ob sich Investitionen in Sonderschulen, wie die Rohräckerschule, überhaupt noch lohnen, wenn künftig immer mehr Eltern ihre Kinder an Regelschulen anmelden. „Wir brauchen eine Aussage, welche Rolle unsere Sonderschulen in einem künftigen Gefüge inklusiver Beschulung spielen werden“, so Landrat Heinz Eininger. Abhilfe soll ein Fachtag schaffen, der gemeinsam mit dem Staatlichen Schulamt organisiert wird und die Kommunen mit einschließt. Er wird am 24. Juni stattfinden, unter der Voraussetzung, dass das Schulgesetz bis dahin verabschiedet ist.
„Sicherlich muss nicht jede allgemeine Schule räumlich zu einer inklusiven Schule ausgebaut werden – auch wenn das Thema Inklusion grundsätzlich jede Schulart und jede Schule angeht“, sagt Dr. Günter Klein, Leiter des Staatlichen Schulamts Nürtingen. Einzelinklusion könne funktionieren, aber sie sei unter Umständen mit Nachteilen verbunden. „Es hat sich gezeigt, dass es für Kinder in ihrem Aufwachsen wichtig ist, vergleichbare Kinder um sich zu haben“, sagt Günter Klein. Bei der Einzelinklusion könne man als Schulamt auch nicht so viele Ressourcen zur Verfügung stellen. Außerdem will Klein beim Fachtag klären, „wie viele sonderpädagogische Schulangebote wir im Kreis weiterhin brauchen“.
Laut Zahlen des Landratsamts gehen aktuell 1 056 Kinder auf die Esslinger Rohräckerschule, die Nürtinger Bodelschwinghschule und die Dettinger Verbundschule. In den vergangenen fünf Jahren ist diese Zahl nahezu konstant geblievben.
Die Mehrheit der Eltern behinderter Kinder wisse die Fördermöglichkeiten einer Sonderschule sehr wohl zu schätzen und wünsche sich deren Erhalt, so Günter Klein. Die Landesregierung werde die Sonderschulen daher auch nicht abschaffen. „So wenig, wie es künftig einen Zwang zum Besuch der Sonderschule geben wird, wird es einen Zwang zur Inklusion behinderter Kinder geben.“