Lokales

Flüchtlinge bleiben in Sporthalle

Landkreis: Keine Alternative zur Notunterkunft in Esslingen-Zell

Die Sporthalle des Schulzentrums in Esslingen-Zell, die seit rund einem halben Jahr mit Asylbewerbern belegt ist, bleibt ein Zankapfel in der Kreispolitik. Während die SPD die Wettbewerbsfähigkeit der Schulen bedroht sieht, verweist der Landrat auf fehlende Alternativen.

Antje Dörr

Kreis Esslingen. „Es gefällt mir nicht, dass wir diese Sporthalle belegen müssen“, sagte Landrat Heinz Eininger in der gestrigen Sitzung des Kultur- und Schulausschusses. Die Situation sei sowohl für die Schulen als auch für die Asylbewerber unbefriedigend. Ein Ende der Notunterkunft sei jedoch erst dann in Sicht, wenn ausreichend andere Kapazitäten vorhanden seien.

Davon kann der Landkreis momentan nun träumen. Das Land weist ihm immer noch mehr Flüchtlinge zu, als er unterbringen kann. „Wir haben aktuell ein Defizit von 400 bis 500 Flüchtlingen“, so Eininger. Monatlich würden 160 Flüchtlinge aus der Landeserstaufnahmestelle in Karlsruhe überstellt. „Jetzt ist nicht die Zeit, über die Räumung der Sporthalle zu sprechen“, sagte der Landrat angesichts dieser Zahlen.

Die SPD hatte in einem Antrag Besorgnis über die Situation am Schulzentrum geäußert. Der Schulträger sei dazu verpflichtet, das Fach Sport als versetzungsrelevantes Pflichtfach zu ermöglichen. Die Schule brauche eine Perspektive, ab wann ein regulärer Sportbetrieb wieder möglich sei. „Es ist unverantwortbar, dass der Standort so im Unklaren ist“, sagte Michael Medla (SPD). Seine Fraktion respektiere, dass nicht von heute auf morgen zur Normalität zurückgekehrt werden könne. „Wir sollten aber zügig in die Planung gehen.“

Zustimmung zum SPD-Antrag kam von der Fraktion der Freien Wähler. „Wir müssen frühzeitig wissen, was am Schulzentrum Zell passieren soll: Neubau oder Sanierung?“, sagte Martin Klein (FW). Antworten darauf erhofft er sich aus dem Masterplan für die beruflichen Schulen.

Gabriele Probst (Grüne) verteidigte die Entscheidung, die Sporthalle als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen. „Zelte wären deutlich schlechter gewesen“, sagte sie. Im Übrigen seien die Schüler in einem Alter, in dem sie auch in ihrer Freizeit Sport machen könnten – ein Argument, das bei einigen Rednern auf Kritik stieß.

Auch Dr. Thilo Rose (CDU) brach eine Lanze für den Landkreis. „Natürlich brauchen die Schulen eine Perspektive, aber auch der Kreis braucht eine Perspektive“, sagte er mit Blick auf die Unterbringungsprobleme. Das Land müsse die Asylverfahren beschleunigen.

In der Sitzung wurde Kritik an der Stadt Esslingen laut. „Wir bekommen Grundstücke angeboten, die nicht ohne Weiteres realisierbar sind“, antwortete Ellen Sturm vom Landratsamt auf einen Wortbeitrag von Richard Kramartschik (SPD). Der Kreisrat und Esslinger Gemeinderat hatte eine Reihe von Grundstücken aufgezählt, die die Stadt dem Landkreis zur Verfügung stellen will. „Dass der Esslinger Gemeinderat pro Standort maximal 70 Asylbewerber untergebracht haben will, macht die Sache auch nicht leichter“, sagte Ellen Sturm.