Lokales

Freie Sicht aufs schmucke Schloss

Bald verkehrsberuhigter Bereich zwischen Schlossmauer und Krone – 14 Parkplätze bleiben erhalten

Direkt an der Schlossmauer soll es künftig keine Parkplätze mehr geben: Der Seitenarm der Alleenstraße wird zum verkehrsberuhigten Bereich. Für Durchfahrende ändert sich die Fahrtrichtung. Diese Planung soll das Schloss besser in Szene setzen und Überlebenschancen für neue Bäume schaffen.

Kirchheim. Zwischen Krone und Schloss besteht Handlungsbedarf: Die Straße ist sanierungsbedürftig, die Bäume sind ziemlich kaputt, und in direkter Nachbarschaft wird ohnehin gebaut: der Krone-Kreisel.

Etwa 30 Parkplätze stehen derzeit direkt an der Mauer zur Verfügung, im sogenannten „Bypass“. Als solcher hat das Sträßchen jedoch bald ausgedient. Schließlich wird der Kreisel, der vor der Krone entsteht, Abbiegen in alle Richtungen ermöglichen. Wenn man allerdings auf die Parkplätze nicht verzichten will, muss die Straße befahrbar bleiben.

Das Verwaltungsmodell sieht künftig noch 14 Parkplätze vor und zwar längs der Straße und auf der anderen Seite, also an der Krone. Als verkehrsberuhigter Bereich soll der bisherige Bypass einen gefälligen Übergang vom Schlossgraben zum künftigen Bürgerpark jenseits des Alleenrings darstellen. Besonders einschneidend dürfte die Änderung der Fahrtrichtung in der Einbahnstraße sein. Geschäftskreisleiter Martin Zimmert erläuterte, dass zur Einfahrt künftig von der anderen Seite der Alleenstraße beim Riethmüller-Areal nach links in den Seitenarm eingebogen werden muss. Die geänderte Fahrtrichtung soll verhindern, dass Autofahrer über den Bypass den Kreisel umgehen, an dem Tempo 30 gilt.

Doch gerade das Abbiegen bei entgegenkommendem Verkehr stößt etlichen Räten sauer auf. Hagen Zweifel fürchtete Rückstaus, zumal der Kreisel voraussichtlich für eine Verkehrszunahme in diesem Bereich sorgen wird. Der Vorsitzende der Freien Wähler forderte daher, die jetzige Fahrtrichtung beizubehalten ebenso wie die schrägen Parkplätze an der Mauer. Freien Wählern und CDU lag daran, möglichst viele Parkplätze in diesem Bereich zu erhalten. Wenn vier neue Bäume gepflanzt werden, können bei Beibehaltung des Schrägparkens noch 22 Plätze erhalten werden, wie die Verwaltung darstellte. Klarer Nachteil aus stadtplanerischer Sicht: Die Ausweisung eines verkehrsberuhigten Bereichs ist rechtlich nicht möglich, wenn Fußweg und Fahrbahn durch einen Parkstreifen getrennt sind.

Bei beiden bis dato diskutierten Varianten sah Sabine Bur am Orde-Käß, Vorsitzende der Grünen, mehr Nach- als Vorteile. „Warum kann man den Bypass nicht ganz zumachen?“ stellte sie eine Frage, die vor Jahren schon mal diskutiert worden war. Sie skizzierte gedanklich eine geschlossene Grünfläche als Erweiterung des Bürgerparks. Dort könnte ein Rad- und Fußweg durchführen und ein Biergarten an der Krone angesiedelt werden. Diese Planung sei nicht nur gefälliger, sondern auch billiger. CIK-Mann Hans Kiefer ergänzte die Vision um Boulespielende Rentner unter Schatten spendenden Bäumen und fand Gefallen daran, die in der Planung veranschlagten 340 000 Euro deutlich zu reduzieren. Das Modell der Verwaltung bezeichnete er als „kleinsten gemeinsamen Nenner“.

Dass er damit den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, bewies die Abstimmung, die den Verwaltungsvorschlag nach langer Diskussion mit deutlicher Mehrheit absegnete. Zuvor war der Antrag der Grünen, eine neue Planung ohne Parkplätze vorzulegen, bei Stimmengleichheit knapp gescheitert: Außer den Grünen unterstützten die SPD, die Frauenliste und die CIK diese Idee. Der Antrag der Freien Wähler, die Einfahrt wie heute zu belassen und die größtmögliche Parkplatzzahl zu erhalten sowie statt eines verkehrsberuhigten Bereichs eine Geschwindigkeitsbeschränkung einzuführen, hatte ebenfalls keine Mehrheit gefunden.

„Autofeindlich“ geht anderskommentar

Ein Vorwurf irrlichtert durch Kirchheim: Der Vorwurf, autofeindlich zu sein. Jüngst blitzte er wieder auf, in der Sitzung des Technischen Ausschusses, bei dem einige Parkplätze an der Schlossmauer zur Disposition standen.

In Wahrheit empfängt Kirchheim Autofahrer sehr entgegenkommend: Mit Krautmarkt, Schweinemarkt, Rossmarkt, Nanz-Center und Teck­center sind zahlreiche wirklich zentrumsnahe Parkmöglichkeiten genannt. Für zwei Euro kann man sein Heilix Blechle ganztägig nahe der Fußgängerzone parken. Wer von außen einpendelt, weiß, dass man nicht auf die Uhr schauen muss, bevor man losfährt. Nervig stockend geht es nämlich höchstens am Samstagvormittag voran. Nürtinger oder Göppinger sind anderes gewohnt.

Echte Autofeindlichkeit kann man in Tübingen kennenlernen, dort ist sie sogar ein Markenzeichen. Für Parkplätze müssen Besucher tief in die Tasche greifen, stop and go ist auch auf den Hauptverkehrsachsen die Regel, Blumenkübeln sei Dank. Das grün-regierte Tübingen prahlt mit seiner Autofeindlichkeit – als pittoreske Uni-Stadt kann es sich das möglicherweise leisten.

In Kirchheim ticken die Uhren anders, hier will man konsumwillige Besucher nicht verprellen, indem man ihnen die Zufahrt erschwert. Gerade deshalb hat Kirchheim unter anderem kräftig in die Sanierung der Tiefgaragen investiert. Nicht zuletzt deshalb wird die Zahl der Ampeln reduziert. Vermutlich deshalb erhielt auch die charmante Idee, ein gutes Dutzend Parkplätze für einen bombastisch gelegenen Biergarten zu opfern, keine Chance. „Autofeindlich“ geht anders.IRENE STRIFLER