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Freihof-Realschule bleibt Zankapfel

Rektor spricht von „glücklichem Wurf“, doch seine Mängelliste schlägt Wellen

Eine Woche ist es her, dass die neue Freihof-Realschule mit Festakt und Schulfest eingeweiht wurde. – Anlass für Freude und lobende Worte. Doch die jüngste Entwicklung beweist: Die Freihof-Realschule bleibt ein Zankapfel.

Der Unterricht läuft in der Freihof-Realschule. Allerdings werden nächste Woche eine Reihe von Kritikpunkten unter die Lupe geno
Der Unterricht läuft in der Freihof-Realschule. Allerdings werden nächste Woche eine Reihe von Kritikpunkten unter die Lupe genommen, darunter auch die Funktionsweise der Fenster.Foto: Jörg Bächle

Kirchheim. Den Stein ins Rollen brachte in der Sitzung des Kirchheimer Ausschusses für Technik Dr. Thilo Rose. Der CDU-Mann, dem in jüngster Vergangenheit unbestätigte Ambitionen auf das Oberbürger­meisteramt nachgesagt wurden, bezog sich auf ein Schreiben der Schulleitung. Selbiges war ihm – und auch anderen Gemeinderäten – via Mail weitergeleitet worden. Darin gehe es um eine Auflistung erheblicher Mängel im neuen Schulgebäude. Konkret sprach Rose unter anderem an, dass das Internet nur im Rektorat funktioniere und die Belüftung generell ein Problem sei. Auch im Rohbau soll „einiges schiefgelaufen“ sein. Rose bat die Verwaltung, die Mängel zu qualifizieren und Vorschläge zu unterbreiten, wie diese behoben werden können.

Bürgermeister Günter Riemer bestätigte, bereits vor dem Festakt das Schreiben erhalten zu haben. – Nicht ohne Überraschung, denn schließlich sei man ja in regem persönlichem Kontakt gestanden. Er vermutet dahinter eine gewisse Enttäuschung über nicht realisierte Wünsche. Mittlerweile sei ein Termin für nächste Woche vereinbart worden, an dem die Kritikpunkte abgearbeitet und diskutiert werden sollen: „In der Liste stehen eine Reihe von Dingen, denen man umgehend nachgehen muss.“

Einzelne Punkte relativierte die Verwaltung gleich in der Sitzung. So erinnerte Günter Riemer die Räte daran, aus Kostengründen bewusst den Verzicht auf eine Lüftungsanlage beschlossen zu haben. Hochbauamtsleiter Wolfgang Zimmer ergänzte, dass die Internetanschlüsse in den einzelnen Klassenzimmern erst geschaltet werden müssten. Der Auftrag sei bereits erfolgt. Im Übrigen weise ein Neubau dieser Dimension stets Mängel auf. Sie müssten nun eben einer nach dem anderen beseitigt werden. Dies werde von den jeweiligen Firmen erledigt und sei kostenfrei für die Stadt.

CIK-Vertreter Hans Kiefer wies auf weitere beim Schulfest beklagte Mängel hin, wie zum Beispiel falsch dimensionierte Türen zu Putzräumen. Bürgermeister Riemer sicherte ihm zu, die Details aufzunehmen. Er betonte aber, bei der Ausstattung seien immer die Nutzer beteiligt gewesen. Im Gespräch mit dem Teckboten ergänzte er, dass hier in seltener Einmütigkeit eine Teambildung aller Beteiligten geschaffen wurde:. „Alle haben am selben Seil in dieselbe Richtung gezogen.“

Dass sich die Schule im Vorfeld stets ernst genommen fühlte, bestätigte auch Rektor Eberhard Schweizer auf Nachfrage des Teckboten. „Wir konnten unsere Philosophie einbringen“, stellt er dem kooperativen Vorgehen ein gutes Zeugnis aus und bezeichnet die Schule als „glücklichen Wurf“. Derzeit jedoch sei der Unterricht nur eingeschränkt möglich. So fehlten zum Beispiel die „Lerninseln“, an denen Schüler vor den Klassenzimmern einzeln oder in Kleingruppen arbeiten können. Sie sind wesentlicher Bestandteil des pädagogischen Konzepts. Auch über andere Dinge wundere man sich. „Wir improvisieren hier“, sagt der Rektor, der das Improvisieren nach Jahren im Provisorium wohl leid ist. Die Mängel habe er schriftlich fixiert, nachdem vor der Einweihung kein Treffen mehr mit den Bauverantwortlichen stattfinden konnte. Bewusst habe er diese Mängelliste noch vor dem Festakt versandt. – Allerdings nur als interne Information an die für den Bau zuständige Ebene und nicht mit dem Ziel, Wellen zu schlagen.

Durch die weitere Verbreitung der Liste wurde allerdings das Gegenteil erreicht. Die Wellen schlagen hoch. Schließlich ging es in der langen Geschichte bis zum Neubau der Schule schon immer um viel Geld. Mathias Waggershauser, der parteilos für die CDU im Rund sitzt, ließ nochmals die Entwicklung Revue passieren: Ausgegangen war man ursprünglich von Kosten in Höhe von gut fünf Millionen Euro für die Schulsanierung. Zwischenzeitlich hatte sich diese Summe verdreifacht und wurde dann nach einer „Denkpause“ auf zwölf Millionen zurückgefahren. Waggershauser insistierte nun auf eine genaue Darstellung der Entwicklung ausnahmslos aller Kosten, also auch unter Einbeziehung der Umzugskos­ten oder des Provisoriums. Er wolle so zu einer „echten Zahl“ gelangen, argumentierte er und stellte damit die genannten Kosten von gut zwölf Millionen Euro infrage. Die Aufarbeitung der detaillierten Kosten sei nicht nur für die Stadträte von Interesse, meinte Waggershauser. Vielmehr sei man dies dem Bürger und vor allem dem Steuerzahler schuldig.

Bei einigen anderen Gruppen im Gemeinderat wurde der Vorstoß von der CDU-Bank als „Nachkarteln“ empfunden. Davon halte er gar nichts, winkte Hagen Zweifel ab. Der Chef der Freien Wähler wollte jetzt, wo das Gebäude endlich steht, die alte Diskussion nicht erneut beleben. Viele der nun aufgetretenen Prob­leme hätten längst zwischen Schule und Verwaltung geklärt werden können. SPD-Fraktionsvorsitzender Walter Aeugle teilte diese Ansicht voll und ganz. Er sprach von einer „kleinkarierten“ Herangehensweise.

Die detaillierte Kostenauflistung wird auf jeden Fall noch mal Thema im Gemeinderat. „Wir werden mit geringen Abweichungen auf die angegebene Summe kommen“, wagt Bürgermeister Günter Riemer schon mal einen Blick in die Zukunft. Im Übrigen sei er stolz auf den Ablauf und das schöne Gebäude. Die immer wieder bemühte Bausumme von fünf Millionen Euro habe sich seinerzeit am Bestandsgebäude orientiert, ohne auf heute zeitgemäße Anforderungen wie etwa die Ganztagsbetreuung ausgerichtet gewesen zu sein.