Beim „Red Bull Flugtag“ in Mainz sind sechs Kirchheimer der Konkurrenz davongesegelt – Luftschiff fliegt 56 Meter weit
Ganz schön tollkühn

Sechs Kirchheimer haben beim „Red Bull Flugtag“ in Mainz auf Anhieb den ersten Platz belegt. Vor 150 000 Zuschauern flog das selbst gebastelte Luftschiff von „Don Canallie und den tollkühnen Schurken“ 56 Meter weit. Der Teckbote hat mit dem Piloten Holger Fritz gesprochen.

Herr Fritz, Sie und Ihr Team sind zum ersten Mal dabei gewesen und gleich auf dem ersten Platz gelandet. Haben Sie das zu hoffen gewagt?
HOLGER FRITZ: Beim „Red Bull Flugtag“ geht es den meisten Teilnehmern gar nicht darum, wirklich zu fliegen, sondern darum, ein witziges Flugobjekt zu bauen. Das war bei uns anders: Unser Anspruch war es, ein Flugzeug zu bauen, das fliegt und auch noch gut aussieht. Schließlich sind wir alle Segelflieger. Wir haben das Fahrwerk auf der Hahnweide getestet, deshalb wussten wir, dass es funktioniert. Aber dass wir gleich den ersten Platz mitnehmen, hätten wir nicht gedacht.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
FRITZ: Wir haben Videoanalysen von Flügen vergangener Red Bull-Flugtage gemacht, und dabei festgestellt, dass die Flugzeuge alle viel zu langsam waren. Als Segelflieger sind wir schnell auf die Gummimethode gekommen, mit der man früher Segelflugzeuge gestartet hat und heute noch Modellflieger startet. Wir haben acht Gummiseile genommen und hatten dann eine Beschleunigung von 4 m/s².
Einige Mitbewerber scheinen Ihnen den Sieg nicht zu gönnen. Da ist von Reglementverstößen die Rede. Was ist da dran?
FRITZ: Das Reglement besagt, dass man keinen Energiespeicher verwenden darf. Wir haben das so verstanden, dass man die Gummiseile nicht schon vorher mit irgendwelchen Hebeln spannen darf – was wir auch nicht gemacht haben. Aber ihn mit Muskelkraft aufzuspannen, war kein Regelverstoß. Wir haben in vielen E-Mails vorher abgeklärt, dass das ok ist. Die anderen Teams haben sich gar nicht beschwert, eher die Zuschauer. Nur das Team mit dem weitesten Flug, die Teichfighter, hatten fest mit dem Sieg gerechnet und waren ein bisschen sauer, als wir ihnen dazwischenkamen. Mittlerweile haben sie uns aber geschrieben, dass sie uns den Sieg gönnen. Man darf auch nicht vergessen, dass es ein Spaßwettbewerb ist.

Die Teichfighter sind noch weiter geflogen als Sie, über 60 Meter. Warum hat die Jury Ihr Team dennoch auf Platz 1 gewählt?
FRITZ: Es ging der Jury nicht nur um die Weite, sondern auch um Kreativität und Performance. Wir sind zum Beispiel drei Tage lang in unserer Verkleidung rumgelaufen und haben alle Piratenklischees bedient. Sogar in der Disco hatten wir die Piratenkluft an. Das hat dann den weniger weiten Flug wettgemacht.

Apropos Piraten: Wie sind Sie darauf gekommen, sich „Don Canallie und die tollkühnen Schurken“ zu nennen?
FRITZ: Als wir uns beworben haben, kamen wir schnell auf das Thema Luftpiraten. Der einzige Luftpirat, den wir kannten, ist Don Canallie aus der Disney-Serie „Captain Balu und seine tollkühne Crew“. Den Flieger haben wir dem russischen Kampfbomber Polykarpov Rata nach­empfunden, der auch schon öfter auf dem Oldtimer-Treffen war. Natürlich waren wir auch dementsprechend verkleidet. Jeder hat sich ein Piratenklischee gesucht. Ich war ein geschniegelter Kapitän, ein anderer war im Aladin-Stil verkleidet, zwei als Mechaniker und ein anderer in Uniform.


Lassen Sie den anderen Teams im nächsten Jahr eine Chance, oder wollen Sie Ihren Titel verteidigen?
FRITZ: Wir haben uns entschieden, nicht mehr anzutreten, weil wir eigentlich schon alles erreicht haben. Den Spaß war‘s einmal wert, aber die Frage ist, ob es beim zweiten Mal noch mal so cool wäre.

Info
Ein Video mit den Höhepunkten des „Red Bull Flutags“, unter anderem mit dem Flug von „Don Canaille“ findet sich auf der Internetseite  www.redbull.de.