Kirchheim. Gewitter sind an einem heißen Sommertag wie gestern sicher nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich dagegen waren der Sturm und der Hagel, die gestern rund um die Teck heftige Zerstörungen angerichtet haben. Allenthalben war von den riesigen Hagelkörnern die Rede, die mal mit Tischtennisbällen, mal mit Hühnereiern und mitunter sogar mit Tennisbällen verglichen wurden. So überraschend heftig haben die Eiskörner gewütet, dass kaum mehr jemand dankbar für die eigentlich willkommene Abkühlung war.
Kirchheims Stadtbrandmeister Roland Schultheiß sprach gestern von Schadensmeldungen, die „quer durchs Beet“ gingen. So habe es Dächer und Dachfenster eingeschlagen, auch viele Oberlichter in Industriegebäuden. Hochwasser wurde ebenso gemeldet wie umgestürzte Bäume. Die Feuerwehr in Kirchheim sei „fast an die Grenze gekommen, aber nicht ganz“. Der Einsatzzentrale war es nicht anders ergangen als den vielen Einsatzkräften aus allen Abteilungen. Ein Überblick war gestern noch gar nicht möglich, weder über die Einsätze noch über die Einsatzkräfte oder gar über den Schaden.
Die gleiche Aussage kam von der Polizeipressestelle in Esslingen: „Ab 17.15 Uhr und bis in die späten Abendstunden waren die Feuerwehren und die Polizei im Landkreis Esslingen wegen des schweren Unwetters pausenlos im Einsatz“, hieß es in einer Pressemittelung. Der Schwerpunkt der Einsätze sei in Kirchheim und in Nürtingen gewesen. Zur Schadenshöhe könne noch keine Aussage gemacht werden. Aber immerhin gab es auch etwas Positives zu vermelden: „Personenschäden sind der Polizei aktuell nicht bekannt.“
Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker machte sich gestern noch selbst ein Bild vom Ausmaß der Schäden. Außer von „zerschlagenen Dächern“ sprach sie vor allem von „Überflutungen, weil Blätter die Abflüsse verstopft haben“. Der heftige Sturmwind hatte Blätter von den Bäumen geweht, wie das sonst nur im Herbst der Fall ist. Und genau diese Blätter hat der starke Regen weggespült, sodass sie eben die Kanalisation verstopften und in manchem Keller für Hochwasser sorgten, während gleichzeitig oben die Hagelkörner Dächer und Fenster zerstörten.
Für Angelika Matt-Heidecker ist das Ausmaß ebenfalls noch nicht gänzlich abzusehen. Allerdings geht sie selbst davon aus, dass zumindest ihr Dienstwagen einen Totalschaden erlitten hat. Aber besonders aussagekräftig, wenn auch objektiv schwer zu überprüfen, ist das, was sie von „alten Kirchheimern“ gehört hat: „Die haben alle gesagt, so etwas hätten sie noch nie erlebt.“
Kirchheim sei sicher in den zurückliegenden Jahren immer verschont geblieben von dermaßen verheerenden Unwettern. Dieses Mal habe es die Stadt dafür mit voller Wucht getroffen, sagte die Oberbürgermeisterin gestern Abend am Telefon. Gemessen am Hochwasser der vergangenen Wochen in Bayern oder an der Elbe, sei der Schaden zwar noch vergleichsweise gering, aber die Leute in Kirchheim seien trotzdem schwer getroffen, stellte sie fest: „Ich habe sehr viele betroffene Gesichter gesehen.“
Dasselbe gilt natürlich für sämtliche Städte und Gemeinden im Verbreitungsgebiet des Teckboten. Fast überall zeigte sich ein ähnliches Bild der Verwüstung, wie es auch die Fotos auf dieser Seite exemplarisch widerspiegeln sollen.
Immerhin hatte es Kirchheim direkt nach dem Hagelsturm sogar schon in die Tagesschau um 20 Uhr gebracht: In einem ganz kurzen Filmbericht aus dem „baden-württembergischen Kirchheim/Teck“ wurde gezeigt, wie eben die vielen Blätter auf der Straße zusammengefegt werden. Und das ist vielleicht auch die entscheidende Botschaft: Die Aufräumarbeiten haben begonnen.