Andreas Volz
Bissingen. Bereits beim ersten Durchgang vor drei Jahren hat sich der Kunst- und Aktionspfad der Jugendhilfeeinrichtung Ziegelhütte einen Namen gemacht. Der Erfolg war so nachhaltig, dass jetzt sogar Ministerpräsident Winfried Kretschmann die Schirmherrschaft für die „zweite Auflage“ übernimmt. „Da sind wir schon ein wenig stolz“, sagt Ziegelhütten-Geschäftsführer Hendrik van Woudenberg und übt sich dabei in der Gratwanderung zwischen Bescheidenheit und Freude über den großen Erfolg des Projekts. Den Eröffnungstermin am Samstag, 27. Juni, 14 Uhr, werde der Ministerpräsident zwar nicht wahrnehmen können, aber dafür liege die Zusage seiner Frau Gerlinde vor.
Etliche der Kunstwerke, die in Zusammenarbeit mit Jugendlichen der Ziegelhütte entstehen, gehen derzeit ihrer Vollendung entgegen: Herausragend in jeder Hinsicht ist dabei der Riese Heim, den Rudolf Mrazek gemeinsam mit seinen Schützlingen erarbeitet hat. „Das wird noch größer und noch mächtiger als letztes Mal der Drache von der Limburg“, stellt Hendrik van Woudenberg sichtlich beeindruckt fest.
Zwei Holzplatten mit den Umrissen des Riesen werden in einem gewissen Abstand voneinander installiert. Weil die Platten mit vielen kleinen Löchern versehen sind, scheint das Tageslicht durch das „luftige“ Kunstwerk. Eine Beleuchtung, die zwischen den Platten angebracht ist, sorgt außerdem für nächtliche Illumination. Der Riese Heim strahlt dann von innen heraus.
Ein Kunstprojekt, an dem nicht nur Jugendliche, sondern auch Besucher des Kunst- und Aktionspfads mitwirken können, ist „Der rote Faden im Lebenslauf“. Aus Naturmaterialien wie Ästen und Zweigen entsteht dieses Kunstwerk, mit einem gefärbten Faden in der Mitte. Im Rahmen eines Workshops sollen Gäste des Kunst- und Aktionspfads gemeinsam an diesem Faden „weiterspinnen“ und sich somit auch selbst einbringen in das Gesamtwerk.
Interaktiv geht es auch bei Rauminstallationen zu: In vier Farbräumen sollen die Besucher in die Grundfarben sowie in die Farbe Grün eintauchen. In der Mitte wiederum ist ein weißer Raum, der die zuvor gesammelten Farbeindrücke wieder „neutralisiert“ – indem er zunächst die jeweilige Komplementärfarbe hervorrufen hilft. „Klangfarbe“ wiederum vermittelt ein Klangraum, in dem Menschen mit verschiedenen Materialien – Metall, Steine, Holz – Töne produzieren. Auf diese Art und Weise kommunizieren sie miteinander und führen ein „Tongespräch“.
Eine andere Art des Mitmachens ist der Idee der „sozialen Plastik“ von Joseph Beuys nachempfunden: Tausend „Rosenziegel“ sollen während des Kunst- und Aktionspfads an der Ziegelhütte verkauft werden. Die Ziegel bestehen aus gepressten Rosenblättern. Eigentlich handelt es sich dabei um ein Abfallprodukt der Ölgewinnung. Aber auch dieser Abfall wird sinnvoll verwendet: Die Ziegel dienen in ihrem Herkunftsland als Heizmaterial. Beim Kunst- und Aktionspfad allerdings sollen sie – mit Blattgold verziert – als Dekorationsobjekte verkauft werden. Das Soziale der Aktion bezeichnet Hendrik van Woudenberg als „soziale Wärme“, denn der Erlös aus dem Verkauf soll sozialen Einrichtungen zugute kommen – und zwar im Ursprungsland der Rosenziegel, in Afghanistan.
Weitere Aktionen sind die Platzkonzerte, jeden Sonntag ab 14.30 Uhr. Ansonsten gibt es ein Wochenende zum Thema „Umwelt und Natur“, ein Mittelalter-Wochenende oder ein Wochenende mit Open-Air-Kino. Für Ende Juli ist ein Mitmachwochenende geplant, zu dem auch ein Schrottschweißkurs gehört. Damit endet dann das offizielle Aktionsprogramm. Wegen des großen Erfolgs und der vielen Nachfragen aus dem Jahr 2012 sollen die Kunstwerke aber noch einen ganzen Monat lang auf dem Pfad stehen bleiben – bis 31. August.