Lokales

Kunst zum Anfassen und Mitmachen

Die Ziegelhütte plant wieder einen kunst- und aktionsreichen Sommer am Randecker Maar

Die Kunst tritt wieder in Aktion: Vom Randecker Maar bis Ochsenwang locken Kunstwerke zwei Sommermonate lang unzählige Besucher, um sich mit Kunst im Zusammenspiel mit der Natur auseinanderzusetzen. Zu sehen sind die Kunstwerke von Ende Juni bis Ende August. Die Zeit der „Aktionen“ beschränkt sich dagegen auf die ersten vier Wochen – bis zum Beginn der Sommerferien.

Das Bild zeigt Teile des Riesen Heim, der im Sommer beim Kunst- und Aktionspfad der Ziegelhütte am Randecker Maar präsentiert wi
Das Bild zeigt Teile des Riesen Heim, der im Sommer beim Kunst- und Aktionspfad der Ziegelhütte am Randecker Maar präsentiert wird. Vor den Einzelteilen des gigantischen Kunstwerks präsentieren sich Rudolf Mrazek und zwei seiner jugendlichen Assistenten.Foto: Roman Hermann

Andreas Volz

Bissingen. Bereits beim ersten Durchgang vor drei Jahren hat sich der Kunst- und Aktionspfad der Jugendhilfeeinrichtung Ziegelhütte einen Namen gemacht. Der Erfolg war so nachhaltig, dass jetzt sogar Ministerpräsident Winfried Kretsch­mann die Schirmherrschaft für die „zweite Auflage“ übernimmt. „Da sind wir schon ein wenig stolz“, sagt Ziegelhütten-Geschäftsführer Hendrik van Woudenberg und übt sich dabei in der Gratwanderung zwischen Bescheidenheit und Freude über den großen Erfolg des Projekts. Den Eröffnungstermin am Samstag, 27. Juni, 14 Uhr, werde der Ministerpräsident zwar nicht wahrnehmen können, aber dafür liege die Zusage seiner Frau Gerlinde vor.

Etliche der Kunstwerke, die in Zusammenarbeit mit Jugendlichen der Ziegelhütte entstehen, gehen derzeit ihrer Vollendung entgegen: Herausragend in jeder Hinsicht ist dabei der Riese Heim, den Rudolf Mrazek gemeinsam mit seinen Schützlingen erarbeitet hat. „Das wird noch größer und noch mächtiger als letztes Mal der Drache von der Limburg“, stellt Hendrik van Woudenberg sichtlich beeindruckt fest.

Zwei Holzplatten mit den Umrissen des Riesen werden in einem gewissen Abstand voneinan­der installiert. Weil die Platten mit vielen kleinen Löchern versehen sind, scheint das Tageslicht durch das „luftige“ Kunstwerk. Eine Beleuchtung, die zwischen den Platten angebracht ist, sorgt außerdem für nächtliche Illumination. Der Riese Heim strahlt dann von innen heraus.

Ein Kunstprojekt, an dem nicht nur Jugendliche, sondern auch Besucher des Kunst- und Aktionspfads mitwirken können, ist „Der rote Faden im Lebenslauf“. Aus Naturmaterialien wie Ästen und Zweigen entsteht dieses Kunstwerk, mit einem gefärbten Faden in der Mitte. Im Rahmen eines Workshops sollen Gäste des Kunst- und Aktionspfads gemeinsam an diesem Faden „weiterspinnen“ und sich somit auch selbst einbringen in das Gesamtwerk.

Interaktiv geht es auch bei Rauminstallationen zu: In vier Farbräumen sollen die Besucher in die Grundfarben sowie in die Farbe Grün eintauchen. In der Mitte wiederum ist ein weißer Raum, der die zuvor gesammelten Farbeindrücke wieder „neu­tralisiert“ – indem er zunächst die jeweilige Komplementärfarbe hervorrufen hilft. „Klangfarbe“ wiede­rum vermittelt ein Klangraum, in dem Menschen mit verschiedenen Materialien – Metall, Steine, Holz – Töne produzieren. Auf diese Art und Weise kommunizieren sie miteinander und führen ein „Tongespräch“.

Eine andere Art des Mitmachens ist der Idee der „sozialen Plastik“ von Joseph Beuys nachempfunden: Tausend „Rosenziegel“ sollen während des Kunst- und Aktionspfads an der Ziegelhütte verkauft werden. Die Ziegel bestehen aus gepressten Rosenblättern. Eigentlich handelt es sich dabei um ein Abfallprodukt der Ölgewinnung. Aber auch dieser Abfall wird sinnvoll verwendet: Die Ziegel dienen in ihrem Herkunftsland als Heizmaterial. Beim Kunst- und Aktionspfad allerdings sollen sie – mit Blattgold verziert – als Dekorationsobjekte verkauft werden. Das Soziale der Aktion bezeichnet Hendrik van Woudenberg als „soziale Wärme“, denn der Erlös aus dem Verkauf soll sozialen Einrichtungen zugute kommen – und zwar im Ursprungsland der Rosenziegel, in Afghanistan.

Weitere Aktionen sind die Platzkonzerte, jeden Sonntag ab 14.30 Uhr. Ansonsten gibt es ein Wochenende zum Thema „Umwelt und Natur“, ein Mittelalter-Wochenende oder ein Wochenende mit Open-Air-Kino. Für Ende Juli ist ein Mitmachwochenende geplant, zu dem auch ein Schrottschweißkurs gehört. Damit endet dann das offizielle Aktionsprogramm. Wegen des großen Erfolgs und der vielen Nachfragen aus dem Jahr 2012 sollen die Kunstwerke aber noch einen ganzen Monat lang auf dem Pfad stehen bleiben – bis 31. August.