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Die Kirchheimer Wohngemeinschaft für Demenzkranke ist ein Erfolgsmodell

Seit fast zehn Jahren gibt es den Verein „Gemeinsam statt einsam“, seit sieben Jahren existiert die Wohngemeinschaft für demenziell erkrankte Menschen in Kirchheim. Lange Zeit hatte sie Modellcharakter, mittlerweile ist ihr Erfolg unbestritten.

Wohngruppenleiter Hubert Gehlen hilft einer WG-Bewohnerin beim Frühstück.Foto: Jean-Luc Jacques
Wohngruppenleiter Hubert Gehlen hilft einer WG-Bewohnerin beim Frühstück.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. „Es gelingt uns, an Demenz erkrankten Menschen den letzten Lebensabschnitt zu erleichtern und verschönern“, sind sich Pet­ra Vogel, Wiltrud Krimmer und Jutta Krehl vom Verein „Gemeinsam statt einsam“ einig.

Die drei Frauen wissen, wovon sie sprechen. Sie sind nicht nur alle drei mit Demenz im Familienkreis konfrontiert, sondern sie gehören auch zu den Gründerinnen des Vereins „Gemeinsam statt einsam“. Dieser Verein hat es sich vor fast zehn Jahren zum Ziel gemacht, demenziell erkrankte Menschen individuell zu betreuen und sie in familienähnlichem Zusammenleben ihren Fähigkeiten entsprechend zu fördern und zu unterstützen. Sie wollten eine ambulante Betreuungsform als Alternative zur stationären Betreuung schaffen. Mithilfe der Teckboten-Weihnachtsaktion 2004 wurde die Vision wahr: Seit sieben Jahren gibt es nun die Wohngemeinschaft in Kirchheim.

Anfangs handelte es sich dabei bundesweit um ein Vorzeigemodell. Doch seit der Änderung des Heimgesetzes im Jahr 2008, das WGs besserstellte im Betreuungssektor, entstehen allerorten ähnliche Wohnformen. „Wir haben längst den Beweis erbracht, dass unser Modell funktioniert“, freut sich Angehörigenspre­cherin Wiltrud Krimmer.

Jetzt hat sich „Gemeinsam statt einsam“ neu organisiert. Dazu gehört, dass der Verein selbst einen WG-Leiter angestellt hat: Hubert Gehlen. Er wird bei seiner Arbeit von Pflegefachkräften unterstützt, aber auch von Angehörigen. Sie können mithelfen und so zum einen die Kosten für die betreuungsintensive individuelle Pflege senken. Dadurch wird zum anderen auch die familiäre Atmosphäre in der Wohngemeinschaft verstärkt. Jeder kennt die Vorlieben und Marotten der Bewohner, weiß, was sie gern essen oder welche Lieder sie gern hören.

Momentan leben sechs Frauen zwischen 70 und 92 Jahren in der Wohngemeinschaft. Lange Zeit war die Gruppe mit acht Bewohnern belegt. Über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg hatte man keinen Todesfall zu verzeichnen. Jetzt müssen wieder passende Bewohner gefunden werden. „In so einer kleinen Gruppe sind wir natürlich nicht flexibel mit Plätzen“, bedauert die Zweite Vorsitzende, Petra Vogel. Jutta Krehl, die für die Verwaltung zuständig ist, ergänzt, dass auch Probewohnen über einen Zeitraum von einigen Monaten angeboten wird. Schließlich muss die Chemie stimmen. Denn – wie gesagt – die ambulante Wohngemeinschaft will weniger eine Betreuungseinrichtung sein als vielmehr eine Familie.

Kontakt zum Verein „Gemeinsam statt einsam“ kann man über Sybille Mauz aufnehmen. Sie hat die Nummer 0 70 21/4 71 48 und die E-Mail-Adresse gemeinsam-statt-einsam@t-online.de