Irene Strifler
Kirchheim. „Wir schenken Ihnen 8 Minuten freie Parkzeit!“ steht auf den Päckchen, die ab Dienstag, dem Start der goldenen Oktobertage, in vielen Kirchheimer Geschäften und der Kirchheim-Info zu haben sind. Inhalt: Eine schmucke „Parksanduhr“ in den Farben der Stadt. Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker sowie Steffen Kernstock und Volkhard Priß, Vorstandsmitglieder im BDS Kirchheim, strahlen um die Wette, als der blaue Sand auf den gelben Boden zu rieseln beginnt. Die Idee geht nämlich auf eine gemeinsame Initiative von City Ring, BDS und Stadt zurück.
Hintergrund ist die regelmäßige Verärgerung von Kurzparkern in der Teckstadt. „Immer wieder beschweren sich Leute, die kurz zur Bank oder zum Bäcker gegangen sind und nach wenigen Minuten schon einen Strafzettel am Auto hatten“, erläutert Angelika Matt-Heidecker.
Jeder Kurzparker kennt das Problem aus eigener Erfahrung: Erst hat man kein Kleingeld zur Hand, dann ist auch noch der Weg zum Automaten und zurück länger als zum angestrebten Laden. In Kirchheim soll damit jetzt Schluss sein. Stadt, BDS und City Ring wollen ein Zeichen setzen, dass auch Kurzparker willkommen sind und ihre Sorgen ernst genommen werden. Sie müssen sich lediglich eine der neuen Parksanduhren beschaffen, die ab Dienstag verteilt werden: Wer die Uhr an der Seitenscheibe befestigt, kann getrost acht Minuten unterwegs sein, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Solange der Sand rieselt, ist alles okay. Im Gegensatz zur traditionellen Parkscheibe ist die Sanduhr absolut unbestechlich, vorstellen geht nicht: „Der Sand rinnt wie die Zeit“, sinniert die Stadtchefin.
Die Parkplatzsuche wird allerdings niemandem abgenommen, und im Halteverbot hilft auch künftig keine Sanduhr. „Natürlich gilt stets die Straßenverkehrsordnung“, warnt die Juristin Matt-Heidecker. Steffen Kernstock vom BDS präzisiert: „Die Parksanduhr gilt für gebührenpflichtige, oberirdische und öffentliche Parkplätze in Kirchheim.“
Was die Väter der Parksanduhr demonstrieren wollen, ist eine gewisse Weltoffenheit und Lässigkeit in der Teckstadt: Freundlicher Empfang statt kleinlicher Verbote. Sie wollen jeden mit offenen Armen willkommen heißen, auch den, der nur „g‘schwend“ was zu erledigen hat, wie‘s Volkhard Priß schwäbisch auf den Punkt bringt. Ist die Zeit rum, droht nach wie vor das reguläre Knöllchen. Übrigens: Um die Kurzparker rechtzeitig zu warnen, wird die neue BDS-App, die noch nicht auf dem Markt ist, ebenfalls eine Sanduhr beinhalten, die bereits nach sieben Minuten Alarm gibt: Höchste Zeit, endlich die Brötchentüte zu schnappen und den Parkplatz zu räumen, soll sie ihrem Besitzer signalisieren.
Nun bleibt abzuwarten, ob die neue Parksanduhr der Renner wird. Erfahrungen mit derlei Systemen gibt es nicht, sieht man mal von der etwas anders gestrickten Parksanduhr „Sandy“ in Bruchsal ab. 10 000 Exemplare der blaugelben Eieruhren haben die Erfinder schon mal in Auftrag geben lassen. Denn die Acht-Minuten-Uhr ist ein Unikat: „Üblicherweise laufen Sanduhren nur fünf Minuten“, erläutert Priß. Das jedoch schien den Verantwortlichen ein bisschen knapp.