Lokales

Ochsenwanger unterstützen Flüchtlinge

22 junge Männer aus Gambia auf der Alb – Bürger bilden spontan AK Asyl

Seit Kurzem leben 16  junge Männer aus Gambia in einer Pension in Ochsenwang. Sechs weitere sollen hinzukommen. Der Landkreis hat die Fremdenzimmer sehr kurzfristig belegt. Spontan hat sich auf Initiative der Gemeinde ein AK Asyl in der Mörikegemeinde gebildet, der gemeinsam mit der AWO die Flüchtlinge betreut.

Bissingen. Zum Kulturschock und der Sprachbarriere kommt die Winterkälte der Schwäbischen Alb. Frierend und zitternd stehen sie – gleich am ersten Morgen nach ihrer Ankunft – vor der Unterkunft und strecken die Arme wie Hilfe suchend gen Himmel. Von oben kein Empfang. Die Handys schweigen. Hilfe für die 16  Männer im Alter zwischen 18 und 25 Jahren aus dem westafrikanischen Gambia kommt jedoch von irdischer Seite.

Auf Initiative von Bissingens Bürgermeister Marcel Musolf schlossen sich bereits einen Tag nach dem Eintreffen der Flüchtlinge rund 50 Ochsenwanger Bürger zu einem Arbeitskreis zusammen, der dafür sorgen will, dass den jungen Flüchtlingen nicht die Decke auf den Kopf fällt. Der AK Asyl will neben Freizeitaktivitäten auch Fahrdienste nach Bissingen anbieten, ebenso erste Einblicke in die deutsche Sprache und Kultur. Außerdem wollen die engagierten Bürger für die jungen Afrikaner Sommerkleidung sammeln – Winterbekleidung haben sie bereits – und eine Art Kleiderkammer einrichten. Darüber hinaus wird die Gemeinde Bissingen den Männern zwei bis drei Arbeitsgelegenheiten im Bauhof anbieten, wie Bürgermeister Musolf sagt.

„Das ist ein ganz tolles Engagement“, findet Jutta Woditsch vom AWO Sozialdienst in Kirchheim. Überhaupt stellt sie in allen Ortschaften, in denen Flüchtlinge ankommen, eine große Hilfsbereitschaft fest. Die AWO selbst bietet ab 30. März für die Flüchtlinge aus Westafrika einen Sprachkurs in ihren Kirchheimer Schulungsräumen an. Bei Fragen können sie jederzeit die Betreuerin von der AWO anrufen.

Wie sehr das Thema dem Landkreis Esslingen unter den Nägeln brennt, macht die Aussage des Pressesprechers des Landratsamtes, Peter Keck, deutlich: „Angesichts der derzeit hohen, nicht verhandelbaren Zuweisungsquote von 230 bis 260 Flüchtlingen jeden Monat, bleibt uns nichts anderes übrig, alle Unterkunftsmöglichkeiten, die uns angeboten werden, auszuschöpfen. Wir versuchen zu vermeiden, Zelte aufstellen zu lassen oder Sporthallen zu belegen. Daher können wir keinerlei Rücksicht mehr auf die örtlichen Gegebenheiten nehmen und müssen gegebenenfalls neu gewonnene Unterkünfte sehr kurzfristig und ohne vorherige Bürgerinformation belegen.“

Die Gemeinde Bissingen wurde vom Landratsamt am 16. Februar über die Belegung in Ochsenwang informiert. Bürgermeister Marcel Musolf gab diese Informationen sofort an den Gemeinderat und über das Mitteilungsblatt an die Bissinger und Ochsenwanger Bürger weiter. Zum damaligen Zeitpunkt war weder die Anzahl der Flüchtlinge, noch Nationalität, Konfession oder Geschlechterverteilung klar. Klar war für den Bürgermeister lediglich, dass die Gemeinde in Ochsenwang für die Flüchtlinge Hilfe organisieren und initiieren wird. Genaueres konnte die Gemeinde der Öffentlichkeit erst rund eine Woche bevor die jungen Männer aus Gambia in die Fremdenzimmer des Ochsenwanger Gasthauses einzogen, mitteilen. Gleichzeitig lud Bürgermeister Musolf die Ochsenwanger Bürger kurzfristig zu einem Informationsgespräch ein. Daraus entwickelte sich ein runder Tisch, der am Dienstagabend die genannten Hilfsangebote beriet.

Am morgigen Mittwoch will der AK Asyl die neuen „Ochsenwanger“ aus Westafrika offiziell begrüßen.