Lokales

Opfer der Vergewaltiger kommen zu Wort

Prozess gegen zwei mutmaßliche Sexualstraftäter steht kurz vor dem Abschluss

Der Prozess gegen zwei 19- und 20-jährige mutmaßliche Sexualstraftäter aus Afghanistan ist vor dem Stuttgarter Landgericht in die nächste Runde gegangen. Gestern wurden die letzten Zeugen gehört, darunter auch jene Frau, die sich gegen eine geplante Vergewaltigung erfolgreich gewehrt hat.

Kirchheim/Stuttgart. Die beiden Angeschuldigten geben nur einen Teil der Vorwürfe zu, lassen durch den Verteidiger ausrichten, man habe in jener Nacht am 17. August des vergangenen Jahres unbedingt eine Frau „flachlegen“ wollen. Die angeklagte Gewaltanwendung wird zum Teil heftig bestritten. Die beiden Opfer jedoch haben jetzt vor der 20. Großen Strafkammer am Stuttgarter Landgericht den damaligen Gewaltausbruch der Angeklagten genau geschildert. Eine 21-Jährige bestätigte, dass sie zuerst nach Feuer für eine Zigarette gefragt wurde, dann aber mit Faustschlägen zu Boden geworfen und mehrfach vergewaltigt und dabei auch schwer verletzt wurde.

Das zweite Opfer, welches die beiden Angeklagten eigentlich in derselben Nacht zuerst zu vergewaltigen versucht haben sollen, konnte sich des Angriffs, bei dem die Täter ihr ein Messer an den Hals hielten, erfolgreich erwehren, wie sie am gestrigen dritten Verhandlungstag den Stuttgarter Richtern berichtete. Sie sei in der fraglichen Nacht in Kirchheim unterwegs nach Hause gewesen, wurde von den Angeklagten nach einer Zigarette gefragt und sei dann urplötzlich mit dem Messer bedroht worden. Den Messer-Täter aber habe sie von sich wegschubsen können, sagte die Zeugin. Daraufhin seien die beiden geflüchtet. Die junge Frau hatte durch ihre erfolgreiche Abwehr Glück – und konnte das Geschehen auch danach weit weg vom Tatort gut verarbeiten. Sie befindet sich derzeit für ein Jahr als Au-pair im Westen der USA und war gestern eigens zur Vernehmung nach Stuttgart angereist.

Das dritte Opfer, das die beiden jungen Männer eine Woche später fast an derselben Stelle überfielen, als die Frau gerade in ihr Fahrzeug eingestiegen war, hatte ebenfalls Glück. Sie konnte rechtzeitig die Autotüre zuziehen und die Zentralverriegelung aktivieren, musste aber noch miterleben, wie einer der beiden ihr durch die Scheibe sein erigiertes Geschlechtsteil zeigte.

An den nächsten beiden Prozesstagen sollen ein Gutachter und der Beauftragte des Nürtinger Jugendamts gehört werden. Ein Urteil gegen die zwei Angeklagten soll aber erst am 5. März gesprochen werden.