Lokales

Owen und die Planungen des Bundes

Die Ortsumfahrung des verkehrsgeplagten Teckstädtchens steht wieder einmal zur Diskussion

Owen ist bundesweit bekannt: So zumindest ließe sich die Tatsache interpretieren, dass die Ortsumfahrung der kleinen Stadt am Fuß der Teck im Bundesverkehrswegeplan berücksichtigt ist. Ob es aber tatsächlich jemals eine Umgehungsstraße geben wird, das ist damit noch längst nicht sicher.

Ein Bild, wie man es in Owen nur allzu häufig antrifft - Lastwagen- und Autoverkehr verstopfen sowohl die Kirchheimer Straße (B
LKW stellen nicht nur in den Orten entlang der B 465 ein Problem dar, auch zunehmend auf der Ochsenwanger Steige. Archiv-Foto: Deniz Calagan

Owen. Bürgermeisterin Verena Grötzinger dämpfte im Gemeinderat jede mögliche Erwartung, in Bälde eine Umfahrung zu erhalten: Allein aus Baden-Württemberg seien 230 Vorhaben im Bundesverkehrswegeplan enthalten. Für 70 davon gebe es einen „vordringlichen Bedarf“. Allein diese 70 Vorhaben würden 4,3 Milliarden Euro kosten. Jährlich erhalte Baden-Württemberg derzeit aus dem entsprechenden Fördertopf aber „nur“ rund 230 Millionen Euro. Zudem sei der Bundesverkehrswegeplan nichts weiter als ein Planungsinstrument: „Wenn man da drinsteht, hängt die Umsetzung immer noch von den Finanzmitteln ab.“

Zur Umsetzung gibt es außerdem eine eigene Rangfolge, auf der sich die Owener ebenfalls ziemlich weit hinten anstellen müssen. Oberste Priorität habe der Erhalt bestehender Straßen, sagte Verena Grötzinger im Gemeinderat. Danach folge der Aus- und Neubau von Verkehrsstraßen, wobei 70 Prozent der dafür vorhandenen Mittel auf die Autobahn fielen. Den Rest teilten sich Straße, Schiene und Wasser. Und dabei gelte eine weitere Abstufung: Ganz oben stünden die „transeuropäischen Verkehre“, gefolgt von sonstigen „verkehrlichen Hauptachsen“ und Verbindungen zwischen Oberzentren. Erst danach kämen „besonders dringliche Einzelmaßnahmen“.

Trotz aller „Diskrepanz zwischen finanziellem Spielraum und angemeldeten Projekten“ sieht die Bürgermeisterin, dass Owen wichtige Kriterien erfüllen würde, um tatsächlich eine Umfahrung erstellt zu bekommen. So müssten mindestens 13 500 Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden durch den Ort fahren. Für Lastwagen gilt ein Minimum von 1 000 innerhalb von 24 Stunden. Außerdem müsse eine „hohe Verkehrsentlastung“ zu erwarten sein.

Das alles treffe auf Owen zu: Nicht nur sei die entsprechende Entlastung zu erwarten, auch die Zahlen werden übertroffen: Die letzte Verkehrszählung kam auf 17 405 Fahrzeuge und auf 1 180 Lastwagen. Eine aktuelle Verkehrszählung ist jetzt für den Juni vorgesehen.

An der Verkehrsbelastung kann es also nicht liegen, wenn Owen keine Umgehungsstraße bekommt. Allenfalls – wie bereits erwähnt – an den fehlenden Mitteln. Aber trotzdem begrüßt es die Stadt Owen in einer offiziellen Stellungnahme, dass sie im Bundesverkehrswegeplan aufge­nom­men ist. Gleichzeitig bleiben die Owener in einer weiteren „Lostrommel“, was Fördergelder betrifft. Auch über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz könnte es zu einer Ortsumfahrung kommen.

Aber auf beiden denkbaren Wegen steht noch lange nicht fest, wann es zur lange ersehnten Umgehungsstraße kommt, beziehungsweise ob es überhaupt dazu kommt. Und selbst wenn es eine solche Straße gäbe, dann ist zumindest jetzt noch nicht klar, ob es eine große Lösung geben soll, die auch Lenningen mit einbeziehen würde, oder ob die Umgehung nur vom nördlichen Ortseingang in Richtung Beurener Straße führen würde. Weder Beschreibung noch Kartenmaterial zur vorgesehenen Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans sind da eindeutig zu interpretieren. Außerdem ist sich Bürgermeisterin Grötzinger noch nicht einmal sicher, ob eine Umgehungsstraße nicht vielleicht noch mehr Verkehr anziehen würde – quasi wie das Licht die Motten. Es könnte ja sein, spekulierte sie im Gemeinderat, dass dann noch mehr Lastwagen die schnellere Verbindung durchs Lenninger Tal suchen würden, um Mautkosten auf der Autobahn zu sparen.

Trotzdem war sich der Gemeinderat einig, dass jede denkbare Förderung angenommen werden müsse – so sie denn kommt. Marieluise Ritter sprach sich für eine positive Stellungnahme zum Bundesverkehrswegeplan aus, „wenn wir uns damit anderweitig nichts verbauen“. Thomas Kerssens erinnerte daran, dass die Umfahrung ein wesentliches Ziel der Owener Gemeindeentwicklungsplanung 2025 sei. Gerhard Däschler dagegen schaute in die Vergangenheit zurück und trat deswegen abschließend noch einmal kräftig auf die Euphoriebremse: „Ich kenne solche Planungen schon seit 40 Jahren. Aber effektiv getan hat sich noch nichts.“