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Preziosen verlassen Kirchheim

Graupner: Modellbau-Prototypen gehen für über 70 000 Euro nach Luxemburg

Das Modellbau-Archiv – die gesamte Sammlung historischer Flugzeug-, Schiffs- und Automodelle sowie Motoren und Fernsteuerungen der insolventen Firma Graupner – ist an einen privaten Sammler nach Luxemburg verkauft worden. Eine private Kirchheimer Bieterinitiative ist nicht zum Zug gekommen.

Auch der kleine UHU, der wohl bekannteste Balsaholzflieger aus dem Hause Graupner, den hier im Keller des ehemaligen Showrooms H

Auch der kleine UHU, der wohl bekannteste Balsaholzflieger aus dem Hause Graupner, den hier im Keller des ehemaligen Showrooms Halil Sahin vom Auktionshaus Angermann und Lüders in Händen hält, wird künftig in Luxemburg beheimatet sein. (Weitere Schätze aus der Graupner-Sammlung sind in der Bildergalerie "Graupner-Sammlung nach Luxemburg verkauft" zu finden.) Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. „Sieger“ Maier, Vorsitzender des Vereins Fliegendes Museum Hahnweide, ist ganz sicher nicht abergläubisch. Doch der vergangene Freitag, der 13., war für ihn und seine Mitstreiter ein schwarzer Tag. Um 12 Uhr erhielt ein privater Bieter aus Luxemburg das Gesamtpaket der umfangreichen und über Jahrzehnte zusammengestellten Raritätensammlung der Firma Graup­ner zu einem Angebotspreis von über 70 000 Euro. Das bestätigte Projektleiter Matthias Mewes von der Hamburger Auktionsfirma Angermann und Lüders auf Anfrage.

Damit konnte die Kirchheimer Bieterinitiative um Siegmund Maier nicht punkten. Sie hätte zu gerne wenigstens die Flugmodelle des Kirchheimer Traditionsunternehmens erworben, um sie später an geeigneter Stelle der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Dies wäre theoretisch auch möglich gewesen, da die Prototypen aus dem Graupner-Sortiment seit den 1930er-Jahren gegen Höchstgebot in vier Blöcken – je ein Block Flugmodelle, Schiffsmodelle, Automodelle und Motoren/Fernbedienungen – zum Verkauf anstanden. Doch in der Praxis reichte das Angebot von 10 000 Euro der Kirchheimer für die Flugmodelle nicht aus, um die Konkurrenz aus dem Rennen zu werfen.

„Ich habe alle Hebel in Bewegung gesetzt. Wir hatten keine Chance“, sagte ein enttäuschter Sieger Maier. Allein für die Flugmodelle habe jemand 30 000 Euro geboten. So musste der Vereinsvorsitzende der fliegenden Oldtimer das Projekt Graupner schweren Herzens abhaken. „Das Angebot der Kirchheimer lag bei Weitem unter unseren Vorstellungen“, erklärte Matthias Mewes.

Der Käufer der Graupner-Sammlung, dessen Namen der Projektleiter nicht nennen wollte, sei bekannt in der Branche. Die Modellbaupreziosen später einem musealen Hintergrund zuzuführen, schließe dieser nicht aus, meinte Mewes.

Bereits im Juni waren im Graup­ner-Showroom in der Kirchheimer Henriettenstraße die Flug-, Schiffs- und Automodelle sowie Fernsteuerungen und Zubehör an Modellbauliebhaber verkauft worden. Damals spülte der Ausverkauf rund 50 000 Euro in die Insolvenzkasse. Der Showroom ist leer. Darunter lagern jetzt nur noch die geschätzt gut tausend Teile des Graupner-Archivs auf einer rund 200 Quadratmeter großen Fläche des Kellers in vier- bis fünfstöckigen Regalen (siehe Bildergalerie www.teckbote.de) und warten auf ihre Auslieferung an den Luxemburger Sammler.

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Graupner-Sammlung.   Foto: Jean-Luc Jacques