Lokales

Rauner-Campus geht richtig ins Geld

Neubau der Rauner- und der Teck-Realschule für rund 30 Millionen Euro ist beschlossene Sache

Die Kirchheimer Schullandschaft wird gerade gewaltig umgekrempelt. Ein entscheidender Schritt dazu ist der Bau des neuen Rauner-Campus. Allerdings kostet der Neubau von zwei Schulen – Raunerschule und Teck-Realschule – an einem Standort sehr viel Geld: Im Raum stehen derzeit Summen zwischen 26 und 32 Millionen Euro.

Das Foto zeigt die Mensa und einen Teil des Altbaus der Raunerschule, die vorerst stehen bleiben sollen. Von den Dächern im Vord
Das Foto zeigt die Mensa und einen Teil des Altbaus der Raunerschule, die vorerst stehen bleiben sollen. Von den Dächern im Vordergrund soll lediglich das rechte erhalten bleiben, das linke aber der „Schulstraße“ weichen. An der Stelle des Gebäudes links hinten entsteht ein Fachtraktneubau.Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Von der bisherigen Rau­nerschule wird schon bald nicht mehr viel übrig sein. Lediglich die Gebäude im Süden, die der Limburgstraße am nächsten sind, sollen stehen bleiben: Mensa und Verwaltungsgebäude. Alles andere wird abgerissen und neu gebaut. An der Stelle der alten Sporthalle soll die neue Raunerschule entstehen, mit drei Stockwerken.

Jedes dieser Stockwerke soll zur neuen Heimat für zwei Klassenstufen werden: die Klassen 5/6, 7/8 und 9/10. Dasselbe soll nebenan entstehen, für die neue Teck-Realschule. Weil die Raunerschule zweizügig vorgesehen ist, die Teck-Realschule aber dreizügig, hat das Gebäude der Teck-Realschule einen deutlich größeren Grundriss.

Auch die politisch gewollte Verschmelzung beider Schulen zu einer einzigen künftigen Gemeinschaftsschule ist im Architektenentwurf bereits enthalten: Die beiden Neubauten heißen dort nämlich nicht mehr „Raunerschule“ und „Teck-Realschu­le“, sondern „Lernhaus Rauner“ und „Lernhaus Teck“.

Letzteres ist freilich sehr viel mehr als eine Spielerei mit Worten: Es geht dabei um die fundamentalen Veränderungen der Schule in ihrem Inneren: Der bisher gewohnte Unterricht im Klassenverband soll schließlich schon bald der Vergangenheit angehören. Das Lernen wird individualisiert und auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers zugeschnitten. Auch Flure und Gänge sollen künftig als Lernräume genutzt werden. Neue Lernformen erfordern somit eben auch neue Räume.

Zu den beiden Lernhäusern gesellt sich noch ein Gebäude mit Werk- und Technikräumen. Die „Schulstraße“, die beide Lernhäuser miteinander verbindet, erhält im Erdgeschoss eine große Aula und in den Obergeschossen Fachräume für den naturwissenschaftlichen Unterricht.

Mensa und Verwaltungsgebäude bleiben – vorerst – stehen und werden weiterhin für ihre bisherigen Zwecke genutzt. Der Altbau dazwischen soll für den Ganztagsbetrieb zur Verfügung stehen. Dieser Gebäudekomplex ist entweder zu sanieren, sobald alle Neubauten in Betrieb sind, oder aber ebenfalls komplett neu zu bauen, in einem dritten Bauabschnitt.

Der Zeitplan steht bereits fest: Im Juli 2017 soll der Neubau der Rauner-Gemeinschaftsschule bezogen werden. Ein Jahr später folgt der Umzug der Teck-Realschule. Problematisch ist noch die Frage des Sportunterrichts: Für rund 870 Schüler ist die neue Sporthalle zu klein. Für ein wenig Abhilfe soll eine neue Außenfläche neben der Halle sorgen.

Bei den Kosten geht es noch um zwei Fragen: Welcher Standard ist gewünscht, was diverse Materialien oder auch die Lüftung betrifft? Soll der dritte Bauabschnitt als Neubau erfolgen, oder genügt eine Sanierung? Je nach Antwort ergeben sich zum jetzigen Zeitpunkt vier unterschiedliche Zahlen: 26,4 Millionen Euro (bei einfachem Standard und Sanierung), 28,3 Millionen Euro (bei einfachem Standard und Neubau als drittem Bauabschnitt), 29,6 Millionen Euro (mittlerer Standard und Sanierung) sowie 31,7 Millionen Euro (mittlerer Standard und Neubau).

Der Kirchheimer Gemeinderat hat sich bis jetzt noch nicht für eine dieser vier Varianten entschieden. Die genannten Zahlen sind auch noch nicht endgültig belastbar, weil die Planung noch nicht weit genug fortgeschritten ist. Gleichwohl hat er – bei fünf Gegenstimmen aus den Reihen der CDU – die Entwurfsplanung in Auftrag gegeben. Die Kostenentwicklung soll ein externer Projektsteuerer regelmäßig kontrollieren.

Die hohe Kante gibt nichts herKommentar

Eine wichtige Grundregel in der Kommunalpolitik besagt, dass man nicht zwei Projekte gegeneinander ausspielen darf: Es ist eigentlich tabu, fehlende Gelder für das eigene Lieblingsprojekt zu beklagen und gleichzeitig auf andere Projekte zu verweisen, für die – aus eigener Sicht – Geld „rausgeschmissen“ wird. Und doch kann eine Kommune jeden Euro nur einmal ausgeben, wie ein Unternehmen oder ein Privatmann auch. Idealerweise liegt jeder Euro, den man ausgibt, auch schon vorher auf der hohen Kante. Oder aber es gibt ein vernünftiges Konzept, die notwendigen Schulden samt Zinsen über etliche Jahre hinweg abzustottern.

In Kirchheim liegt derzeit kein solches Konzept vor: Von 2015 bis 2018 sollen sich die städtischen Schulden fast verzehnfachen: von 4,9 Millionen auf 45,5 Millionen Euro. Angesichts dieser Zahlen ist es mehr als mutig vom Gemeinderat, sich mit großer Mehrheit für das 30-Millionen-„Pump“-Projekt Rauner-Campus zu entscheiden. Andererseits ist das der Preis dafür, dass die Stadt als Schulträger sich den veränderten Bedingungen der Schulpolitik stellen muss.

Was folgt daraus für andere Projekte? Dass für sie noch weniger Geld vorhanden ist. Das neue Kirchheimer Hallenbad dürfte somit endgültig baden gegangen sein.    ANDREAS VOLZ