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Schlüssel zur schwäbischen MundartINFO

Renate Kuck ist jetzt Leiterin der Mundartbibliothek im Weilheimer Bürgerhaus – Neue Öffnungszeiten

Die Bibliothek für Schwäbische Mundartdichtung Weilheim ist wieder in festen Händen: Renate Kuck hat die ehrenamtliche Leitung der Sammlung übernommen. Ab sofort schließt sie zwei Mal im Monat das Dachgeschoss des Bürgerhauses auf und gewährt Interessierten Zugang zu 2 500 aktuellen und antiquarischen Werken.

In der Weilheimer Mundartbibliothek überreichte Bürgermeister Johannes Züfle der neuen Bibliotheksleiterin Renate Kuck nicht nur
In der Weilheimer Mundartbibliothek überreichte Bürgermeister Johannes Züfle der neuen Bibliotheksleiterin Renate Kuck nicht nur den Schlüssel zu den Räumen im Dachgeschoss des Bürgerhauses. Auch ein schmackhaftes Exemplar hatte er dabei.Foto: Jean-Luc Jacques

Weilheim. Ob es Rezepte für „Flädla, Knöpfla, Bubaspitzla“ sind, Max Dürrs Theaterstücke, oder Goethes „Fauschd“ mal anders – Liebhaber schwäbischer Mundart werden im Weilheimer Bürgerhaus fündig. Dort, wo einst Eduard Mörike als Vikar wohnte, ist seit Herbst 2011 die Bibliothek für Schwäbische Mundartdichtung beheimatet. Der Sammler und Dialektforscher Dr. Wolfram Haderthauer hatte deren Gründung vor vier Jahren angestoßen und als Startkapital seine eigene Sammlung gestiftet. Nach wenigen Monaten jedoch gab er die Leitung der Bibliothek ab. Zwar sprang die Stadtbücherei in die Bresche und gewährte Interessierten nach Vereinbarung Zugang – reguläre Öffnungszeiten gab es jedoch nicht mehr. Das ändert sich nun wieder: Mit Renate Kuck hat die Stadt Weilheim eine neue Hüterin für die schwäbischen Sprachschätze gefunden.

Qualifiziert für die Aufgabe ist die engagierte Weilheimerin gleich in mehrerlei Hinsicht. „Ich lese gern und viel“, sagte Renate Kuck bei der offiziellen Schlüsselübergabe. Dazu kommt ein großes Interesse an der Mundart: „Es ist mir wichtig, dass sie erhalten bleibt“, betonte sie. Denn das Schwäbische liegt der neuen Bib­liotheksleiterin im Blut: „I ben von dr Alb“, verriet Renate Kuck. In Bad Ditzenbach geboren, habe sie ihren breiten Dialekt beim Umzug nach Weilheim sogar zügeln müssen.

Die Leitung der Bücherei ist nicht das einzige Ehrenamt, das Renate Kuck ausübt. Auch im Weilheimer Gewerbeverein engagiert sie sich. Trotzdem stand für sie fest, dass sie gerne Zeit für den Posten aufwenden möchte. „Ich finde es wichtig, dass man die Bibliothek zu festen Öffnungszeiten nutzen kann“, so Kuck. Sonst sei die Hemmschwelle für viele Nutzer zu hoch.

Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle bezeichnete die Sammlung als „Highlight“. „Wir haben rund 2 500 Werke hier“, sagte er. Der Gesamtbestand aller existierenden schwäbischen Bücher wird auf 6 000 geschätzt. „Damit ist der Umfang schon beachtlich“, urteilte der Weilheimer Hauptamtsleiter Marcel Launer. In ihrer Form sei die Weilheimer Sammlung einzigartig. Vertreten sind aktuelle und antiquarische Werke, Theaterstücke, Geschichten und Gedichte, Kochbücher, Kinderbücher, Comics und mehr.

Genutzt wird die Bibliothek von einem breiten Publikum. „Viele kommen aus privaten Gründen her, zum Beispiel weil sie ein schwäbisches Theaterstück für einen Geburtstag suchen“, berichtete Ellen Keller-Bitzer, Leiterin der Weilheimer Stadtbücherei. Außerdem seien immer wieder Wissenschaftler vor Ort, die für ihre Arbeiten recherchieren. „In diesen Fällen machen wir dann auch Ausnahmen und verleihen Bücher.“ Ansonsten ist die Weilheimer Sammlung eine reine Präsenzbibliothek – aus gutem Grund. „Wir haben antiquarische Werke hier, die kaum wiederzubeschaffen sind.“ Wer etwas schwarz auf weiß brauche, für den stehe aber ein Kopierer bereit.

Die Bibliothek für Schwäbische Mundartdichtung im Weilheimer Bürgerhaus hat jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat von 17 bis 19 Uhr geöffnet. Weitere Termine können mit Renate Kuck unter der Telefonnummer 0 70 23/­7 43 34 23 oder per E-Mail, mundartbibliothek@weilheim-teck.de, vereinbart werden. Einen Blick in die Bestände werfen können Nutzer auch über den Online-Regionalkatalog unter http://swb.bsz-bw.de, in dem die Mundart-Bibliothek vertreten ist.