Lokales

Seltene Oldtimer im Aufwind

„Fliegendes Museum Hahnweide“ gründet Verein – Gö 1 nach über 70 Jahren aus Südafrika zurück

Aufwind für das „Fliegende ­Museum Hahnweide“: Wolf ­Hirths Gö 1 hat nach über 70 Jahren den Weg von Südafrika zurück unter die Teck gefunden. Die Klemm 35 Spezial steht mit neuem Motor da wie aus dem Schächtelchen und aus dem Fliegenden Museum ist jetzt ein Verein geworden.

Ein glänzendes Stück Arbeit: Siegmund Maier (links) und Tilo Holighaus freuen sich über die gelungene Montage des neuen Motors.F
Ein glänzendes Stück Arbeit: Siegmund Maier (links) und Tilo Holighaus freuen sich über die gelungene Montage des neuen Motors.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Schon lange geht Siegmund „Sieger“ Maier, ehemaliger Vorsitzender der Fliegergruppe Wolf Hirth und Ex-Vizepräsident des Baden-Württembergischen Luftfahrtverbandes BWLV, mit der Idee schwanger, einen Verein „Fliegendes Museum Hahnweide“ zu gründen. Die Voraussetzungen dafür waren günstig. Seit den 1980er-Jahren war die Oldtimerflotte, die in den verschiedenen privaten Haltergemeinschaften gehegt, gepflegt und geflogen wurde, stetig gewachsen. Insgesamt zwölf historische Segel- und zwei Motorflugzeuge gehören inzwischen dazu. Darüber hinaus befinden sich fünf weitere Projekte in verschiedenen Vereinswerkstätten der Hahnweidflieger im Wiederaufbau, darunter eine Klemm l 20 mit einem originalen 20-PS-Daimlermotor.

Alle diese Aktivitäten wollte Sieger Maier in einer vereinsübergreifenden Gemeinschaft bündeln und stieß auf offene Ohren. Das Resümee: Über 30 Männer und Frauen gründeten Ende März den Verein „Fliegendes Museum Hahnweide“ mit dem Ziel, historische Flugzeuge, vorwiegend in der Region Teck konstruierte, in flugfähigem Zustand zu erhalten und der Öffentlichkeit in Flugvorführungen zu präsentieren. Dabei denkt Sieger Maier als Vereinsvorsitzender bereits weiter. Ihm schwebt vor, die fliegenden Preziosen gemeinsam in einem separaten Museumshangar mit Werkstatt auszustellen und so der Fliegerstadt Kirchheim eine weitere Attraktion zu geben.

In einem solchen Museum könnte dann auch die Göppingen Gö 1 „Wolf“ stehen. Sie war das erste Segelflugzeug, das der Vater des Segelflugs, Wolf Hirth, 1935 konstruierte und 1937 in der Firma Sportflugzeugbau Göppingen, Martin Schempp, in Serie baute. Die Gö 1 ist ähnlich dem „Grunau Baby“ ein abgestrebter Hochdecker in Holzbauweise, der ein teilweise stoffbespanntes Trag- und Leitwerk sowie eine Landekufe mit fest eingebautem Rad besitzt. 1938 erhielt die südafrikanische Airforce fünf dieser Segelflugzeuge. Nach über 70 Jahren erfuhren Mitglieder des Fliegenden Museums über den Vintage Glider Club, dass offensichtlich in Südafrika noch eine der fünf Gö 1 „Wolf“ existiert.

„Wir haben die Südafrikaner mit E-Mail-Anfragen bombardiert, aber nie eine richtige Antwort erhalten“, erinnert sich Siegmund Maier. Dann plötzlich, am 19. Januar dieses Jahres, erreichte Hellmut Hirth, den Sohn Wolf Hirths, ein E-Mail aus Südafrika. Darin die erlösenden Sätze: „. . . es wäre schade, wenn er (der Wolf) irgendwo die Suppe kochen würde. Ich habe beschlossen, dass er nach Hause gehen muss und . . . hätte gerne, dass er im fliegenden Museum aufgenommen wird, denn fliegen kann er bestimmt wieder.“ Gezeichnet Walter Walle, Bloemfontein.

Das war für Hellmut Hirth ein verspätetes Weihnachtsgeschenk, zumal Walter Walle sein Versprechen wahr machte und das alte Segelflugzeug sogleich in einem Container nach England verfrachten ließ. Hellmut Hirth und Martin Konermann holten die Gö 1 im Flugzeuganhänger auf der Insel ab und brachten sie zurück unter die Teck. „Der Rumpf ist eine ziemliche Baustelle, aber die Verleimungen der Flügel sind auch nach über 70 Jahren wie neu“, meinte Siegmund Maier nach erster Inaugenscheinnahme des Spätheimkehrers. Es wird noch etliche Werkstattstunden kosten, bis der Verein Fliegendes Museum (www.fm-hahnweide.de) die Gö 1 Wolf am schwäbischen Himmel wird präsentieren können.

Sofort wieder abheben kann dagegen die Klemm 35 Spezial, einst Wolf Hirths Privatflugzeug. Nachdem der originale Hirth-Motor auf einem Flug in die Schweiz zur Matterhorn-Stafette 2007 den Geist aufgab, erhielt er nun von einem luftfahrttechnischen Betrieb in Königswinter einen Walter Minor 160-PS-Motor verpasst. Damit steht die 1940 gebaute Klemm wieder da wie aus dem Schächtelchen, bereit für neue Fliegerabenteuer.