Lokales

Stadt will Flüchtlinge aufnehmen

Weilheim bietet dem Landkreis einen Standort für eine Notunterkunft mit 100 Plätzen an

Nach langer Suche hat die Stadt Weilheim nun einen geeigneten Standort für eine Flüchtlingsunterkunft gefunden: Am Freitag gab Bürgermeister Johannes Züfle beim Zehntweintrunk in der Limburghalle bekannt, dass die Kommune dem Landkreis dafür ein Grundstück in der Nähe des Stadions angeboten hat.

Bauplatz Asylbewerber Wohnheim , Asylantenwohnheim nähe Lindachstadion
Bauplatz Asylbewerber Wohnheim , Asylantenwohnheim nähe Lindachstadion

Weilheim. Angesichts der weltweiten Katastrophen, insbesondere in Syrien und dem Irak, müsse auch die Stadt Weilheim einen humanitären Beitrag leisten, stellte Weilheims Bürgermeister Johannes Züfle klar. 100 Asylbewerber möchte die Stadt Weilheim nun an einem neuen Standort aufnehmen. Dafür hat sie dem Landkreis Esslingen einen Teil des Ausweichparkplatzes beim Stadion angeboten. Er liegt an der Egelsbergstraße zwischen der Siedlung Egelsberg und dem Feldweg, der zum Hundesportplatz und zur Monkey-Cross-Strecke führt. „Der Landkreis plant, dort zwei zweigeschossige Baukörper in Modulbauweise zu errichten“, sagte der Rathauschef gegenüber dem Teckboten. Entstehen soll die Notunterkunft links von der Zufahrt zu der Schotterrasenfläche. „Auf dem rechten Teil kann man weiterhin parken“, so Züfle. Auch zwischen Straße und Unterkunft bleibe ein Parkstreifen.

Bereits am 18. November wird der Gemeinderat über die Fläche beraten und beschließen. Wie der Rathauschef in einer Pressemitteilung bekannt gab, hatten sich Weilheims Bürgervertreter bereits nicht öffentlich und in einer Klausurtagung mit dem Thema beschäftigt. Dabei habe große Einigkeit bestanden, dass die Stadt Weilheim den nach Deutschland kommenden Bürgerkriegsflüchtlingen helfen solle.

Aktuell sind in Weilheim lediglich acht Asylbewerber untergebracht. „In einer Wohnung im alten evangelischen Gemeindehaus am Marktplatz leben zwei Familien“, konkretisierte der Bürgermeister. Damit gehört Weilheim bislang zu den Kommunen im Kreis, die in Relation zu ihrer Größe nur wenige Asylbewerber aufgenommen haben. Künftig könnte die Stadt dann 108 Asylbewerbern Unterkunft bieten. „Der Kreis sagt, dass kleine Standorte nicht mehr viel bringen“, so Züfle. Nach dem Aufnahmestopp gelte es nun nachzuziehen.

Bereits seit Jahresanfang sucht die Stadtverwaltung nach geeigneten Flächen oder Gebäuden, um mehr Bürgerkriegsflüchtlinge aufnehmen zu können. „Schon im März war ein städtisches Wohnhaus in der Kirchgasse 9 Thema gewesen“, sagte Johannes Züfle. Die Stadt hatte dem Landkreis das Gebäude zum Kauf und zur Miete angeboten. Das Ganze scheiterte am Thema Brandschutz. Nach einer gemeinsamen Begehung habe der Kreis Bedenken hinsichtlich des baulichen Zustands und der brandschutzrechtlichen Auflagen bei einer Nutzung durch eine größere Personenzahl geäußert. Auch ein angebotenes Privathaus habe die Kreisverwaltung nicht weiterverfolgt.

Die Fläche an der Egelsberg­straße ist aus Sicht von Bürgermeister Johannes Züfle nun eine gelungene Alternative. „Ich finde es eine gute Lösung dort“, sagte er. Für den Standort spreche die Weitläufigkeit des Geländes, der Abstand zur umgebenden Bebauung und die vorhandene Erschließung mit Wasser, Abwasser und Energie. Eine Bushaltestelle liegt in kurzer Entfernung. Chancen sieht der Bürgermeister auch in der Nähe zu den Sporteinrichtungen. Vormittags könnten die Flüchtlinge die Fußballplätze oder die Lindach-Sporthalle nutzen. Solche Freizeitmöglichkeiten sind aus Sicht des Rathauschefs ein wichtiger Beitrag zur Tagesgestaltung der Flüchtlinge. „Es kommen Menschen mit schlimmen Erlebnissen, wenig Perspektive, aber mit viel Zeit“, gab Züfle zu bedenken.

Froh ist der Rathauschef darüber, dass es in Weilheim bereits ein Netzwerk in der Flüchtlingsarbeit gibt – nicht nur in der Verwaltung, sondern auch im Ehrenamt: „Im Februar hat sich in Weilheim der Arbeitskreis Asyl gegründet“. Die Mitglieder hätten Bereitschaft signalisiert, sich auch in der neuen Flüchtlingsunterkunft einzubringen. Trotzdem werden nun weitere Ehrenamtliche gesucht, die Lehrerfahrung und Arabischkenntnisse mitbringen und mit den vermutlich überwiegend aus Syrien stammenden Flüchtlingen zusammenarbeiten möchten. Das Erlernen der deutschen Sprache sei schließlich das wichtigste Thema neben der Freizeitgestaltung, so Züfle.

Wenn der Gemeinderat grünes Licht gibt, könnten die Flüchtlinge vermutlich Anfang 2015 einziehen. Auf Dauer ist die Unterkunft jedoch nicht angelegt. „Wir schließen mit dem Kreis nur einen Vertrag über vier Jahre ab“, sagte der Bürgermeister. Hintergrund ist unter anderem, dass der Ausweichparkplatz der Stadt auch als großer Festplatz dient: „Und 2019 ist großes Stadtjubiläum in Weilheim, vielleicht brauchen wir den Standort da.“

 

In einer Bürgerversammlung am Montag, 8. Dezember, um 19 Uhr in der Weilheimer Limburghalle informieren Stadt und Kreis über das Thema Flüchtlingsunterkunft. Mit dabei sind auch die Arbeiterwohlfahrt und der Arbeitskreis Asyl. Sie berichten über die konkrete Arbeit mit den Asylbewerbern und werden für Fragen bereitstehen.