Lokales

Stiftung unterstützt Flüchtlingshilfe

Seit dem Jahr 2001 insgesamt etwa 262 000 Euro ausgeschüttet

Seit 2001 unterstützt die Bürgerstiftung der Stadt Kirchheim unterschiedliche Projekte und Organisationen mit Fördergeld. In diesem Jahr kommen etwa 4 909 Euro der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe in Kirchheim zugute.

Kirchheim. Vor der Übergabe des Bewilligungsbescheids an Renate Hirsch und Ute Knoll vom Kirchheimer AK Asyl ging Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker zunächst auf die Bürgerstiftung als solche ein: 2001 gegründet und mit 400 000 Euro aus ehemaligen Neckarwerksaktien der Stadt Kirchheim ausgestattet, ist das Kapital der Bürgerstiftung mittlerweile auf 716 000 Euro angewachsen.

„Seitdem wurden rund 70 Projekte unterstützt und insgesamt etwa 262 000 Euro ausgeschüttet“, erklärte die Oberbürgermeisterin. Von der amerikanischen Schöllkopf-Foundation erhält die Bürgerstiftung außerdem jedes Jahr einen Scheck über 10 000 US-Dollar. „Mit rund 4 900 Euro schütten wir in diesem Jahr leider einen deutlich niedrigeren Betrag als im Vorjahr aus“, bedauerte das Stadtoberhaupt. Grund dafür seien nicht nur die Verwaltungskosten und der niedrige Dollarkurs, der den Gegenwert des Schöllkopf-Schecks mindert. Es ist vor allem die aktuelle Zinslage, die dazu führt, dass die Bürgerstiftung nicht ganz so viel Geld ausschütten kann wie beantragt – alleine für 2014 gingen Anträge in Höhe von rund 22 000 Euro ein.

Umso erfreulicher war es aber, das der Stiftungsrat sich bei der Verwendung der diesjährigen Fördersumme von 4 909 Euro rasch einigen konnte: „Ehrenamtliches Engagement, das Flüchtlingen hilft, ist hoch willkommen. Wir haben eine humanitäre Verantwortung gegenüber diesen Menschen, die wir wahrnehmen müssen“, betonte die Oberbürgermeisterin. Aus diesem Grund fließt die Fördersumme in die Finanzierung einer Koordinationsstelle „Engagement für Flüchtlinge“.

Geboren wurde diese Idee aus einer Kooperation des AK Asyl mit dem auf Initiative der Stadt gegründeten Flüchtlingsnetzwerk „FLINK“. „Die Bereitschaft der Menschen in Kirchheim, den Flüchtlingen zu helfen, ist groß“, berichtete Renate Hirsch vom AK Asyl, der sich in Kirchheim seit 1986 für Flüchtlinge

engagiert und vergangenes Jahr mit der Bürgermedaille geehrt wurde. „Wir haben alleine aber Schwierigkeiten, alle interessierten Helfer angemessen einzubinden und zu begleiten“, bedauerte Hirsch. Oft würden Interessierte zu den regelmäßigen Sitzungen des AK Asyl kommen, aber durch mangelnde Kenntnisse zum Asylverfahren oder des Asylbewerberleistungsgesetzes abgeschreckt. „Man muss das Gesetz aber nicht auswendig kennen, um zu helfen.“

Ziel der zum Jahresbeginn geschaffenen Koordinationsstelle unter Trägerschaft des Fachdienstes Jugend, Bildung, Migration der Bruderhausdiakonie soll es deshalb sein, einerseits eine Grundqualifizierung für Engagierte im Bereich der Flüchtlingsarbeit zu entwickeln und andererseits als Anlaufstelle zu dienen, um zu koordinieren, welche Hilfskapazitäten von Ehrenamtlichen mit den Erfordernissen bei Flüchtlingen zusammenpassen. Dabei soll sie eng mit dem Fachdienst der Arbeiterwohlfahrt und weiteren Netzwerkpartnern wie beispielsweise der Flüchtlingsberatungsstelle CHAI und der Fachstelle Bürgerengagement zusammenarbeiten. „Es geht darum, die Rahmenbedingungen für eine gemeinsame Hilfe für Flüchtlinge zu planen, damit jeder, der möchte, sich nach seinen Fähigkeiten einbringen kann“, sagte Hirsch. Das Büro der Koordinationsstelle soll in der Nähe der Gemeinschaftsunterkunft in der Charlottenstraße angesiedelt werden.

Die Anschubfinanzierung durch die Bürgerstiftung kommt sehr gelegen, denn noch steht das Konzept finanziell auf wackligen Füßen – auch die Personalfrage ist noch nicht endgültig geklärt. Die Kosten für die 50-prozentige Stelle Koordinationssfachkraft beziffern die Verantwortlichen mit rund 30 000 Euro im Jahr. Erste Gespräche mit Kirchen, Stadt, Sponsoren und Bewerbern auf die Stelle werden bereits geführt, erklärte Hirsch. Auch ein Antrag auf Förderung durch die „Engagementstrategie“ des Landes Baden-Württemberg wurde gestellt.

Von der Notwendigkeit und Dringlichkeit der Hilfe für Flüchtlinge sind alle Anwesenden überzeugt. Im Landkreis Esslingen seien im Jahr 2014 etwa 1 500 Asylbewerber registriert; alleine rund 320 davon sind aktuell in der staatlichen Gemeinschaftsunterkunft in der Charlottenstraße und in landkreiseigenen Wohnungen in Kirchheim untergebracht. Bis Ende des Jahres sind 3 900 Zuweisungen für den Kreis Esslingen geplant. „Den zu uns kommenden Flüchtlingen zu helfen und sie zu unterstützen, wird eine der größten Herausforderungen sein, der wir uns künftig stellen müssen“, sagte die Oberbürgermeisterin.