Lokales

Streit über Integrationshilfe in Kitas

Sozialausschuss setzt gegen die Verwaltung durch, dass Kitas früher mehr Geld bekommen

Integrationshelfer sorgen in Kindertageseinrichtungen dafür, dass geistig, körperlich oder seelisch behinderte Kinder am Alltag teilhaben können. Im Sozialausschuss des Kreistags gab es eine hitzige Diskussion darüber, wer für die Einstellung der Kräfte zuständig ist – und wann die Kitas mehr Geld bekommen.

Kreis Esslingen. Gesunde Kinder und Kinder mit Handicaps gemeinsam fördern – dieser Gedanke setzt sich in Schulen und Kindertageseinrichtungen mehr und mehr durch. Die Folge: Der Bedarf an Integrationshelfern steigt auch im Landkreis Esslingen stetig an. 1997 betreuten Integrationshelfer sechs Kinder im Landkreis Esslingen, Ende 2010 waren es schon 148.

Grundsätzlich wird unterschieden zwischen pädagogischer Hilfe, begleitender Hilfe oder einer Kombination aus beidem. Im ersten Fall unterstützt der Helfer das Kind in seiner Sozialkompetenz und bei Dingen wie Sprache und Motorik. Die begleitenden Helfer kümmern sich um Assis­tenzleistungen wie Wickeln, Ankleiden, Nahrungsaufnahme und Fortbewegung. Die kombinierte Hilfe wird bei Kindern mit ausgeprägten Beeinträchtigungen eingesetzt.

Im Jahr 2010 hat der Landkreis 1,112 Millionen Euro dafür ausgegeben, dass Integrationshelfer in Kindertageseinrichtungen tätig sein können. Gezahlt wird eine monatliche Pauschale, die derzeit 460 Euro für die pädagogische Hilfe, 308 Euro für die begleitende Hilfe und 768 Euro für die Kombination beträgt. Diese sogenannte Teilhabepauschale wird dem Träger der Kindertageseinrichtung zur Verfügung gestellt. Er bezahlt damit die Integrationshilfe und sorgt für die organisatorischen Voraussetzungen. Allerdings ist die Teilhabepauschale lediglich ein Zuschuss. Die Gesamtkosten deckt er nicht.

Weil die Teilhabepauschalen zuletzt 2005 festgesetzt worden sind, schlug die Landkreisverwaltung dem Sozialausschuss in der jüngsten Sitzung zum 1. Juli 2012 eine Erhöhung vor, und zwar bei den pädagogischen Hilfen von 460 auf 490 Euro, bei den begleitenden Hilfen von 308 auf 325 Euro und bei der kombinierten Hilfe von 768 auf 815 Euro.

Mit der Erhöhung war der Sozialausschuss grundsätzlich einverstanden. Über das „wann“ jedoch entstand eine lange Diskussion, entfacht vom Esslinger Bürgermeister Dr. Markus Raab (CDU). Der warf der Landkreisverwaltung vor, beim Thema Integrationshilfe getrödelt zu haben. Das wollte sich Landrat Heinz Eininger nicht gefallen lassen. Bei der großen Vielfalt der Träger im Landkreis Esslingen dauere es eben eine Weile, alle Akteure an einen Tisch zu bekommen.

Dr. Markus Raab stellte für seine Fraktion den Antrag, die Teilhabepauschalen nicht wie geplant zum 1. Juli 2012 zu erhöhen, sondern schon zum 1. Januar des kommenden Jahres. Dem schlossen sich SPD, Grüne und freie Wähler an. Gegen die Stimme von Ulrich Deuschle (Republikaner) votierte der Sozialausschuss dafür, dass die Kindertageseinrichtungen schon zum 1. Januar mehr Geld bekommen. Für den Landkreis bedeutet das einen Mehraufwand von 35 000 Euro.

Unterschiedliche Meinungen gab es auch bei der Frage, wer für die Rekrutierung der Fachkräfte zuständig ist. In der Verwaltungsvorlage heißt es: „Zur Gewinnung von neuen Integrationsfachkräften sind Pressemitteilungen des Landkreises denkbar.“ Das reiche nicht aus, kritisierte Markus Raab. Er erwarte eine Ausschreibung des Landkreises. Auch Walburga Duong (Grüne) bat darum, zu prüfen, ob man die Integrationshelfer nicht über ein einheitliches Verfahren rekrutieren könne. Diese Forderungen wies der Landrat zurück. Da die Städte und Gemeinden für die Umsetzung der Integrationshilfe in den Kitas zuständig seien, müssten sie die Integrationshelfer auch selbst suchen. Schließlich seien sie doch diejenigen, die die Stellen am Ende besetzten.