Lokales

Urwelt-Museum in neuem Licht

LED-Technik und zusätzliche Modelle: Die Ausstellung in Holzmaden ist anschaulicher geworden

Das Urwelt-Museum Hauff gehört zu den bedeutenden Fossiliensammlungen der Welt. Jetzt hat das Haus begonnen, das in die Jahre gekommene Ausstellungskonzept inhaltlich und technisch zu modernisieren – mit sichtbarem Erfolg.

Das Urwelt-Museums Hauff hat wieder geöffnet. Foto: Jean-Luc Jacques
Das Urwelt-Museums Hauff hat wieder geöffnet. Foto: Jean-Luc Jacques

Holzmaden. Im Urwelt-Museum Hauff sind die Lichter ausgegangen – wohlgemerkt nur die alten. „Wir haben von Raum- auf Objektbeleuchtung umgestellt“, erläutert Museumsleiter Rolf Bernhard Hauff. Statt der alten Neonröhren rückt jetzt ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept mit LED-Technik die Exponate ins richtige Licht. Dort, wo Fossilien und Modelle von Glas geschützt werden, sind die LED-Leis

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ten hinter den Scheiben montiert. „Deshalb reflektiert jetzt nichts mehr“, nennt der Museumsleiter einen großen Vorteil.

Wie sehr die Ausstellung von der neuen Beleuchtung profitiert, zeigt aber erst der direkte Vergleich. Zu Demonstrationszwecken knipst Rolf Hauff an diesem Morgen noch einmal die alten Lichter an – und schaltet dann wieder auf die neuen Leuchten um: Sogleich wirken die versteinerten Seelilienkolonien, Flugsaurier und Krokodile, die von Natur aus wenig in die Tiefe gehen, viel plastischer. Darüber hinaus bringt die neue Lichttechnik mehr Ruhe und Struktur in die Ausstellungsräume.

„Diese Maßnahme ist für uns die größte Umgestaltung seit dem Neubau des Gebäudes vor 40 Jahren“, betont Rolf Hauff. Fast 120 000 Euro habe das Museum in das neue Beleuchtungskonzept gestreckt – eine große Investition, die sich jedoch gelohnt habe: „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“

Plastischer wird die Welt der Fossilien in Deutschlands größtem privaten Naturkundemuseum aber auch durch eine inhaltliche Modernisierung. So gesellen sich beispielsweise immer mehr originalgetreue Modelle zu den Versteinerungen. „Damit wollen wir die Ausstellung lebendiger machen und den Besuchern veranschaulichen, wie die Tiere zu Lebzeiten ausgesehen haben“, informiert Rolf Bernhard Hauff. Wer vor der Vitrine mit den Urzeit-Krokodilen stehenbleibt, kann jetzt nicht mehr nur die Schieferplatten mit den versteinerten Überresten des Steneosaurus bollensis betrachten. Besucher finden dort auch ein Krokodilsmodell, das aussieht wie echt – mit akribisch ausgeformten Schuppen, spitzen Zähnchen und einem realistischen Farbverlauf.

„Unsere Präparationen bis ins letzte Detail sind seit jeher das Aushängeschild des Museums“, sagt Rolf Hauff. In gleicher Feinheit werden nun von einem Präparator immer mehr Modelle angefertigt. Zwar lässt sich nie mehr hunderprozentig rekonstruieren, wie die ausgestorbenen Tiere einst ausgesehen haben, zum Beispiel bei Details wie den Pupillen oder Schwimmhäuten. Um trotzdem ein Ergebis zu erzielen, das „bestmöglich recherchiert“ ist, arbeiten Museum und Präparator eng mit zoologischen Gärten und Paläontologen zusammen. Inklusive Recherche kann der Präparator bis zu einem Jahr benötigen, bis ein großes Modell fertig ist.

In den vergangenen zwei Jahren sind im Urwelt-Museum Hauff zahlreiche neue kleine Modelle dazugekommen. Fast jede Vitrine verfügt mittlerweile über ein oder mehrere lebensechte Modelle.

Ganz neu eingerichtet hat das Museum eine Flugsaurier-Vitrine. „Flugsaurier sind große Raritäten“, erläutert Rolf Hauff. Deshalb sind die meis­ten in Holzmaden gefundenen Original-Fossilien über die ganze Welt verstreut in Museen zu finden. Jetzt hat das Urwelt-Museum aufwendige Reproduktionen der Originale fertigen lassen, die ab sofort in Holzmaden zu sehen sind. Anschaulich wird die Lebensweise der Urtiere dort vor allem aber durch die ergänzenden Modelle von vier ausgewachsenen Flugsauriern, drei Jungtieren und einem Schwarm kleiner Fische. „Aus dem Erdmittelalter heraus haben sich zwei Linien von Flugsauriern entwickelt“, erzählt Rolf Hauff. Die einen hatten große Zähne und jagten auf dem offenen Meer, die anderen fingen am Strand Insekten.

Nach dem neuen didaktischen Konzept entstanden ist im Urwelt-Museum auch ein Schaukasten mit Urzeit-Tintenfischen. Anhand der Kombination von Versteinerungen und dazu passenden Modellen zeigt das Diorama spezielle Einzelszenen wie Balz, Kopulation und Futterjagd der Belemniten. Im Rahmen des neuen pädagogischen Ansatzes hat Rolf Hauff noch weitere Vitrinen komplett umgestaltet. Der Ansatz, von jeder Gattung und jeder Art ein repräsentatives Fossil auszustellen, ist passé: „Wir wollen künftig eher Einzelschicksale und die Lebensweise der Tiere darstellen“, beschreibt der Museumsleiter. „Das ist für die Besucher viel attraktiver“, begründet er und verweist auf die modernisierte Ammoniten-Vitrine. Zu sehen ist da unter anderem eines der Schalentiere, dessen Wohnkammer einen Fisch beherbergt. Und Rolf Hauff kann gleich die tragische Geschichte dazu erzählen: „Der Fisch hat versucht, die Weichteile aus der Kammer zu fressen und ist dann nicht mehr herausgekommen.“