Kirchheim. In der Stadt Miarinarivo im madagassischen Hochland, 90 Kilometer westlich der Hauptstadt Antananarivo, betreibt Ny Hary sein Bildungszentrum Antseranantsoa („Im sicheren Hafen“), das die Grundversorgung von inzwischen knapp 300 Schülern sicherstellt, damit diesen ein erfolgreicher Schulbesuch ermöglicht wird. Darüber hinaus werden den Schülern außerschulisches Wissen und Verhaltensregeln vermittelt, die zur Verbesserung ihrer eigenen Lebensumstände und ihrer Gemeinschaft beitragen können.
„Vor allem aber auch bei den Grundschulen herrscht Lehrer- und Platzmangel. Deshalb hat die eine Hälfte der Kinder morgens, die andere nachmittags Unterricht. Rund jeweils 80 Grundschulkinder, auch hier die Bedürftigsten, kommen – gegengleich zum Schulunterricht – in das Zentrum“, berichtet Jan Luca. „Sie bekommen morgens nach dem Händewaschen ein Frühstück, dann kommt das Lernspielprogramm. Darauf werden nochmal Hände und Füße gewaschen, bevor sie eine kräftige Mahlzeit erhalten. Dann geht’s ab in die Schule“, erläutert Jan Luca den üblichen Tagesablauf. „Mittags ist es genau umgekehrt – erst Essen, dann Lernspielprogramm.“
Der 17-jährige Weilheimer war hauptsächlich an der Vorbereitung von Lernspielen beteiligt. „Es werden hierbei den Kindern grundlegende Kenntnisse wie zum Beispiel zum Thema Hygiene, nachhaltige Landwirtschaft, Familienplanung oder auch Ethik vermittelt.“ Der Name „Lernspielprogramm“ verlangt, dass Themen spielerisch und kindgerecht vermittelt werden. Die Themen werden auf Französisch ausgearbeitet und dokumentiert. Dafür waren Jan Luca und zwei weitere Volontärinnen hauptsächlich zuständig. Zwei madagassische Mitarbeiterinnen leiteten dann die Kinder bei den Spielen auf Madagassisch an. „Am Anfang war es etwas schwierig mit der Verständigung, da vor allem die Grundschulkinder kein Französisch sprechen“, erinnert sich Jan Luca. Aber nach und nach erlernte er die Grundlagen der Landessprache „Malagasy“ und konnte sich gegen Ende gut mit Einheimischen verständigen.
Ein weiteres Ziel des Zentrums ist die Wertevermittlung an Kinder und Jugendliche. „Das erfolgt hauptsächlich durch Medien sowie durch außerschulische Projekte und Kurse für die Wohnheimkinder“, so Jan Luca. Es gab unter anderem einen Kurs zur Familienplanung, Projekte gegen Korruption und sogar die Möglichkeit, in einer Planspielfirma wirtschaftliches Verhalten zu üben. Selbst das gemeinsame Backen von Weihnachts-Lebkuchen war für die Kinder – und auch für Jan Luca – eine neue und „süße“ Erfahrung, wussten viele bisher doch nicht, was man alles mit den vielen Gewürzen ihrer Heimatinsel zubereiten kann.
Zurück in Deutschland will Jan Luca Kästle erst mal die vielen Erfahrungen verarbeiten. Im Oktober fängt er dann ein Studium an.