Aus den Vereinen

Baudenkmal von europäischem Rang

Mitglieder des Schwäbischen Heimatbundes, Regionalgruppe Kirchheim, besuchten das Kloster Lorsch

Das geistig-kulturelle Zent­rum des Frankenreichs und die Grabstätte der ersten drei deutschen Könige – das Kloster Lorsch – waren das Ziel einer Exkursion des Schwäbischen Heimatbundes, Regionalgruppe Kirchheim.

Die Königshalle war das Highlight der von Ruth Müller-Kneile organisierten Exkursion.Foto: privat
Die Königshalle war das Highlight der von Ruth Müller-Kneile organisierten Exkursion.Foto: privat

Kirchheim. Die Wurzeln des Klos­ters reichen bis ins frühe Mittelalter zurück. Während der Regierungszeit des Karolingerkönigs Pippin um das Jahr 764 zogen die ersten Benediktinermönche aus Metz in diese Landschaft zwischen Odenwald und Rhein. Die Bedeutung und das Ansehen stiegen rasant. Schenkungen brachten dem Kloster reiche Besitztümer in den Niederlanden bis in die Schweiz. Karl der Große überführte das Kloster 772 in den Stand der Reichsunmittelbarkeit. So konnte sich das Kloster den Zudringlichkeiten der Fürsten erwehren.

Die Königshalle, das Highlight des von Ruth Müller-Kneile perfekt organisierten Tages, hatte die UNESCO 1991 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Der Anblick des Baus ließ sofort alle Teilnehmer die längere Anreise in den südhessischen Kreis „Bergstraße“ vergessen lassen. Die Wirkung des Bauwerks, das zu einem der ältesten in Deutschland gehört, ist so nachhaltig, dass unwillkürlich vor dem inneren Auge der Besuch des Karolingerkönigs Karl des Großen im Jahr 774 zur Einweihung der Klosterbasilika vorbei zieht. Vielleicht haben die Benediktinermönche ihm zu Ehren den Triumphbogen, der heute das Juwel der karolingischen Renaissance darstellt, errichtet. Auf jeden Fall ist die Torhalle mit ihren Arkaden, Pilas­tern, Halbsäulen und dem darüber liegenden Saal mit Fresken aus der Entstehungszeit und dem Mittelalter ein Baudenkmal von europäischem Rang.

So gut man sich das Kloster Lorsch gerade in den ersten Jahren seiner Geschichte als ein politisch machtvolles Zentrum vorstellen kann, so wichtig ist auch die Würdigung der kultur- und geistesgeschichtlichen Seite dieser Institution.

Die Museumspädagogin nahm die Reisegruppe mit auf eine Zeitreise zu den Anfängen des Klosters. Dabei entpuppte sich die karolingische Epoche als ein wichtiges Bindeglied zwischen der Antike und dem Mittelalter. Sogar die als heidnische Disziplin beargwöhnte Arzneimittelkunde, belegt durch das „Lorscher Arzneibuch“, wurde hier gepflegt. Noch vor der Mittagspause unterstrich ein Gang durch den nach dem Lorscher Arzneibuch angelegten Klostergarten die Bedeutung dieses Werkes.

Das um das Jahr 810 entstandene „Lorscher Evangeliar“, ganz in Goldtinte geschrieben, ist mit seinen Elfenbeindeckeln ein weiteres außergewöhnliches Gesamtkunstwerk. Nach der Reformation wurde das Kloster aufgelöst. Unersetzbare schriftliche Zeugnisse gingen verloren oder fanden eine neue Bleibe.

Erholung fanden die Teilnehmer schließlich im Schatten des historischen Lorscher Rathauses. Gestärkt und mit einer wiederhergestellten Aufnahmefähigkeit nahm das Museumszentrum Lorsch die Kirchheimer Gäste auf. Jeder war gespannt darauf, wie die Museumspädagogin die in der Sonderausstellung „Vom Reichskloster Karl des Großen zum Weltkulturerbe der Menschheit“ gezeigten Stücke mit Leben erfüllte. Hier präsentierten sich Zeugnisse einer opulenten Innenarchitektur, bemalter Wandputz, Reste mehrfarbiger Mosaikfußböden, Fliesen und Kacheln sowie Glasmalerei aus sechs Jahrhunderten. Eine große Rolle zum Verstehen der klösterlichen Arbeits- und Lebenswelt spielen die bei Ausgrabungen sichergestellten Kleinfunde.

Vollbepackt mit Wissen über die kulturelle und politische Bedeutung eines Klosters, über den Aufstieg und Fall einer solchen Einrichtung und der Erkenntnis, dass ohne einen geis­tigen und kulturellen Überbau eine dauerhafte Staatlichkeit nicht entstehen und existieren kann, traten die Teilnehmer die Heimreise an.bn