Aus den Vereinen

Im Doppelsitzer um den Sieg gekämpft

Wolfgang und Siegmund Maier gehören 60 Jahre der Fliegergruppe Wolf Hirth an

Seit dem Frühjahr 1952 sind die Brüder Wolfgang und Siegmund Maier aktive Mitglieder der Fliegergruppe Wolf Hirth. Über 60 Jahre, in denen sie die Entwicklung des Vereins miterlebt und mitgestaltet haben – auch die inzwischen mit internationalen Spitzenpiloten besetzten Hahnweide-Wettbewerbe.

Drei verdiente Oldies: Wolfgang und Siegmund Maier nehmen die Minimoa, Baujahr 1938, auf der Hahnweide in die Mitte.Foto: Rauch
Drei verdiente Oldies: Wolfgang und Siegmund Maier nehmen die Minimoa, Baujahr 1938, auf der Hahnweide in die Mitte.Foto: Rauch

Kirchheim. Der Beginn des Vereinslebens Anfang der Fünfzigerjahre war geprägt von Begeisterung und Enthusiasmus, der viele Mängel und Unzulänglichkeiten überdeckte. Kein eigener Flugplatz, nur drei Flugzeuge und eine große Zahl von Flugschülern waren damals der Startpunkt für die Kirchheimer Segelflieger. Und was hat sich seit dieser Zeit verbessert? „Alles“, kommt es beiden spontan und zeitgleich über die Lippen – und nach einer kleinen Denkpause, „vor allem hatten wir all die Jahrzehnte immer Jugendliche, die den Verein angeschoben und weitergebracht haben“.

Eigentlich müsse man ja um dieses Jubiläum nicht so viel Aufhebens machen, schließlich sei man ja immer wegen der Freude an der Sache dabei gewesen – so Wolfgang und Siegmund „Sieger“ Maier. Aber wenn man bedenke, welche Entwicklung der Verein, die Segelfliegerei und die Hahnweide in ihrer aktiven Zeit genommen haben, dann kommen schon einige Highlights zusammen. War man Anfangs am Wochenende noch mit den auf einem Lastwagen verladenen Segelflugzeugen auf verschiedenen Startplätzen in der Region unterwegs, bildete die Hahn­weide aber schon bald die Heimat für die Kirchheimer Segelflieger. Und vom Fliegen, wie es heute bekannt ist, war man damals noch weit entfernt. Am Gummiseil von den anderen gezogen, lernte man mit kurzen, immer länger werdenden Hopsern, ein Flugzeug zu steuern. „Schnell lernen, oder blaue Flecken einstecken“, hieß die Devise.

Wichtiger Meilenstein für die Kirchheimer Segelflieger war der Bau der Halle auf der Hahnweide Mitte der Sechzigerjahre. 1966 war damit auch die Grundlage für den ersten Hahnweide-Wettbewerb gelegt. Mit etwas über dreißig Teilnehmern ging es verglichen mit dem heutigen Wettbewerb noch bescheiden zu. Siegmund Maier konnte sich gleich 1968 in die Siegerliste der Junioren eintragen. Ausschlaggebend hierfür war für ihn die intensive Trainingszeit mit Klaus Holighaus. In den Siebzigerjahren war „Sieger“ Maier beruflich in Dänemark aktiv, zum HahnweideWettbewerb trat er in dieser Zeit aber öfter gemeinsam mit Bruder Wolfgang in der Doppelsitzerklasse an.

Wolfgang Maier war als „Daheimgebliebener“ von 1968 bis 1995 beinahe durchgängig im Hauptausschuss oder als Motorflugreferent in der Verantwortung für den Verein. Nach seiner Rückkehr nach Kirchheim Anfang der Achtzigerjahre hieß es auch für Sieger Maier wieder volles Engagement für die Segelfliegerei und den Sport in der Stadt Kirchheim. Von 1984 bis 2002 war er Vorsitzender der Fliegergruppe Wolf Hirth und von 2000 bis 2006 Vizepräsident des Baden-Württembergischen Luftfahrtverbandes.

In diesen Zeitabschnitt fällt die stetige Weiterentwicklung der Hahnweide zur festen Größe in der Fliegerwelt. Durch ständige Innovationen bei der Wettbewerbsdurchführung entwickelte sich der Hahnweide-Wettbewerb, den Sieger Maier als verantwortlicher Wettbewerbs- und Sportleiter organisierte, zum internationalen Leistungsvergleich der Spitzenpiloten. Das Oldtimertreffen wuchs vom Tag der offenen Tür zu einem der größten Treffen der Oldtimerenthusiasten in Europa.

Nach sechs Jahrzehnten Engagement für den Flugsport ist aber noch immer nicht Schluss. Das Projekt „Fliegendes Museum Hahnweide“ beschäftigt Sieger Maier voll und ganz. Insbesondere für die seit den 30er-Jahren in und um Kirchheim entstandenen Segelflugzeuge soll ein Forum geschaffen werden. Aus dem organisatorischen Vereinsdach für die Besitzer dieser historischen Flugzeuge soll einmal auch ein festes Dach in Form eines Museums werden. Der Traum zweier minderjähriger Brüder vom Fliegen, er hat sie auch nach sechs Jahrzehnten noch nicht losgelassen.pm