Lokale Wirtschaft

„Stück um Stück Akzeptanz erhöhen“

Umweltminister bricht beim Besuch von Feess Erdbau eine Lanze für Qualitätsrecyclingbaustoffe

„Beim Thema Nachhaltigkeit spielt Baustoffrecycling eine wichtige Rolle“, hat der Umweltminister des Landes Baden-Württemberg, Franz Untersteller, gestern bei einem Besuch des Recyclingparks Feess im Kirchheimer Rabailen betont.

Umweltminister Franz Untersteller und Walter Feeß beim Rundgang durch den Recyclingpark.Foto: Deniz Calagan
Umweltminister Franz Untersteller und Walter Feeß beim Rundgang durch den Recyclingpark.Foto: Deniz Calagan

Kirchheim. Sowohl Umweltminister Franz Untersteller als auch der Geschäftsführer und Inhaber von Feess Erdbau, Walter Feeß, hoben vor über 100 Vertretern der Landespolitik, der Stadt und des Gemeinderats sowie des baden-württembergischen Industrieverbands Steine und Erden (ISTE), des Qualitätssicherungssystems Recycling-Baustoffe (QRB) sowie verschiedener Erdbau- und Recyclingunternehmen die Bedeutung der qualitativ hochwertigen Recyclingbaustoffe hervor. Beide kannten aber auch die Diskrepanz zwischen Anspruch und Akzeptanz des recycelten Baumaterials. Von zwölf Millionen Tonnen Bauschutt im Jahr 2011 gingen 9,9 Millionen Tonnen über Bauschuttanlagen, nannte der Umweltminister Zahlen.

Das Problem lag für ihn in der Weiterverarbeitung. Dort nämlich würden Premiumbaustoffe gefordert und in der Hauptsache zum Zug kommen. „Hier müssen wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten“, war Franz Untersteller überzeugt, denn Qualitäts-Recyclingbaustoffe entsprächen Neuprodukten. Ziel sei es, die Akzeptanz des kontrollierten, wiederaufbereiteten und schadstofffreien Materials Stück um Stück weiter zu erhöhen.

Eine Lösung des Imageproblems sah Walter Feeß im Vorgehen der Stadt Zürich. Dort werden alle öffentlichen Bauaufträge in Recyclingbeton ausgeschrieben. Bei kommunalen Ausschreibungen in Baden-Württemberg dagegen spielen qualitativ hochwertige Recyclingbaustoffe so gut wie keine Rolle. Deshalb macht sich auch der ISTE für eine zumindest produktneutrale Ausschreibung stark.

„Wir wollen Botschafter für gute Reyclingqualität sein und wünschen uns dafür etwas mehr Unterstützung der Politik,“ sagte Walter Feeß, der überdies beklagte, dass in Baden-Württemberg keine Deponien in ausreichender Menge für Reststoffe vorhanden seien. Umweltschutz und Nachhaltigkeit hätten auch etwas mit kurzen Wegen und weniger Energieverbrauch zu tun. Feeß‘ Credo lautete: „Wir müssen auch kommenden Generationen eine lebenswerte Zukunft bewahren.“

Beim anschließenden Rundgang durch den Recyclingpark mit einer Nutzfläche von 30 000 Quadratmetern kamen Umweltminister Franz Untersteller und die Gäste des Erdbauunternehmers zunächst am Regenwassersammelbecken vorbei. Mit dem Regenwasser werden die Lkw-Reifen gereingt, und der Überschuss wird für die Herstellung von Recycling-Baustoffen sowie zur Platzreinigung und zur Staubbindung verwendet.

Ein weiterer interessanter Teil der Führung konzentrierte sich auf die Herstellung von Öko-Stones aus Spiegelsplitt, Betonsplitt, Zement und Wasser. Die überdimensionierten „Legosteine“ werden übrigens vor Ort gleich als Trennwände für die Materialboxen verwendet.

Die Besucher konnten auch beobachten, wie Zuschlagsstoffe aus recyceltem Material für die Produktion von Recycling-Beton geschaffen werden. Ebenso verfolgten sie, wie Erd- und Bauschuttmaterial aufbereitet und wieder dem Wirtschaftskreislauf zugeführt werden.

Feess Erdbau beschäftigt insgesamt rund 120 Mitarbeiter, davon neun Auszubildende. Das Kirchheimer Familienunternehmen in der dritten Generation besitzt zwei Betriebe in Kirchheim und einen kleineren Recyclingpark in Ebersbach.

Ziel des QRB-Mitglieds ist es, Qualitäts-Recyclingbaustoffe hoffähig zu machen und Abfälle zu verwerten, bevor sie beseitigt werden.