Zwischen Neckar und Alb

Sorgenvoller Blick trotz soliden Wachstums

Die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen legt Geschäftsbericht vor – Zuwachs bei Einlagen und Krediten

„Solide und stabil“ ist die Kreissparkasse Esslingen im vergangenen Jahr gewachsen. Gleichwohl blickt Vorstandschef Burkhard Wittmacher mit Sorge in die Zukunft und rechnet angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase und steigender regulatorischer Anforderungen mit sinkenden Erlösen in den kommenden Jahren.

Frank Hoffmann

Esslingen. „Die Kreissparkasse hat ihre Position als Marktführer im Landkreis weiter gefestigt und ausgebaut“, zeigte sich der Vorstandsvorsitzende Wittmacher gestern bei der Vorlage des Geschäftsberichts überaus zufrieden mit der aktuellen Entwicklung des Kreditinstituts. Die Kundeneinlagen konnten leicht um 1,2 Prozent auf 6,31 Milliarden Euro gesteigert werden, bei den Krediten gab es sogar ein Plus von 5,7 Prozent auf 5,35 Milliarden Euro. Damit stieg auch der Jahresüberschuss von 12,2 auf 12,4 Millionen Euro leicht an. Wenn Burkhard Wittmacher trotz dieser positiven Zahlen davor warnt, sich entspannt zurückzulehnen, so liegt dies vor allem an der Niedrigzinspolitik. „Die Abschaffung des Preises für die Ware Geld wird sich in unseren zukünftigen Ergebnissen widerspiegeln“, sagt Wittmacher und prognostiziert deutlich sinkende Erträge.

Der Sparkassenchef sieht aber auch noch ganz andere Gefahren, die von der Zinspolitik ausgehen. Natürlich helfen die geringen Aufwendungen für den Schuldendienst gerade den schwächelnden Staaten in Europa. Auf der anderen Seite, so Wittmacher, gehe aber die Lenkungsfunktion des Zinses verloren. „Die Sparer stehen auf der Verliererseite“, und Anlagen mit überschaubarem Risiko seien kaum noch attraktiv. Damit steige die Gefahr „spekulativer Blasen“. Vor allem im Bereich der Immobilien könnte eine solche Blase entstehen.

Sorgen bereiten den Sparkassen ebenso wie den Volks- und Raiffeisenbanken aber auch die immer weiter steigenden Aufwendungen für die Regulatorik. So müssen beispielsweise für Kredite ab 25 000 Euro und für gefährdete Kredite bereits ab 100 Euro künftig 101 Datenfelder ausgefüllt werden. Bei der Kreissparkasse sind insgesamt mittlerweile 25 Mitarbeiter mit Regulierungsthemen beschäftigt, und Burkhard Wittmacher beziffert den finanziellen Aufwand für das Jahr 2015 auf rund 2,8 Millionen Euro.

Hauptmotor für das solide Wachstum der Kreissparkasse war auch 2015 wieder die gesunde Wirtschaft im Kreis Esslingen. Bernd Haußels, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KSK, und sein Vorstandskollege Kai Scholze warfen in der Bilanzpressekonferenz einen Blick auf die aktuelle Entwicklung der Unternehmen. Nach einem verhaltenen Start habe sich die Stimmung der Firmen im zweiten Halbjahr 2015 zunehmend aufgehellt. „95 Prozent der Unternehmen zeigten sich zufrieden.“ Ein wichtiger Indikator für die Wirtschaftslage ist die Zahl der Insolvenzen. Wie 2014 bewegten sich diese auch im vergangenen Jahr im Kreis Esslingen auf sehr niedrigem Niveau.

Frank Dierolf, im Vorstand der Bank für das Privatkundengeschäft zuständig, konnte ebenfalls von positiven Entwicklungen berichten. Die Einlagen der Privatkunden stiegen um 2,2 Prozent an, die Kredite um 5,3 Prozent. Bei den Baufinanzierungen gab es ein sattes Plus von 25,8 Prozent.

Intensiv gekümmert haben sich die KSK-Mitarbeiter im vergangenen Jahr auch um die Flüchtlinge. Um die monatlichen Sozialleistungen leichter auszahlen zu können, wurde ein Fahrzeug angemietet, das viele Flüchtlingsunterkünfte direkt anfährt. Zudem wurden rund 3 000 Girokonten für Flüchtlinge eröffnet.

Die fortschreitende Digitalisierung ist für die Banken ein Dauerthema. Bei der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen nehmen mittlerweile 56,6 Prozent der Privatkunden am OnlineBanking teil. Bei den Überweisungen und Daueraufträgen werden inzwischen knapp 90 Prozent online abgewickelt. Den größten Zuwachs gab es bei Kunden, die ihre Bankgeschäfte mit dem Smartphone abwickeln: Die Zahl der Sparkassen-App-Nutzer stieg um 33 Prozent auf knapp 21 000 an. Demnächst an den Start gehen sollen das kontaktlose Bezahlverfahren „girogo“ und „paydirekt“ für das Online-Shopping.

Trotz des erweiterten digitalen Angebots plant die Sparkasse keine Einschnitte bei den Filialen. Auch die Zahl der Mitarbeiter blieb nahezu unverändert und liegt jetzt bei 1 551.

Ungebrochen ist das soziale Engagement der Kreissparkasse. Das 2015 an den Start gegangene Spendenportal www.gut-fuer-den-landkreis-esslingen.de verzeichnet einen beachtlichen Zuspruch: Über 220 000 Euro wurden bislang für 120 Projekte gesammelt. Mit über zwei Millionen Euro fördern zudem die beiden Stiftungen der Sparkasse Projekte, Initiativen und Vereine im Kreis Esslingen.