Lokales

150 Jahre Eisenbahn in Ötlingen

Jubiläumsprogramm am „neuen Bahnhof“ im Kirchheimer Teilort

Die Stadt Kirchheim feiert am Wochenende ein historisch bedeutsames Ereignis. Mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie „Unterboihingen – Kirchheim“ vor 150 Jahren wurde ein wirtschaftlicher Aufschwung der Stadt eingeleitet, ebenso erfolgte die Anbindung an das internationale Eisenbahnnetz.

Kirchheim. Der Gemeinderat der damals selbstständigen Gemeinde Ötlingen bewies Weitsicht und sah ebenfalls wirtschaftliche Chancen für die Kommune. Er wandte sich an das Eisenbahnamt mit der Bitte, in Ötlingen eine Haltestelle einzurichten. Dieses zeigte sich durchaus bereit, erwartete aber von der Gemeinde ein Entgegenkommen. Der Gemeinderat und ein Bürgerausschuss beschlossen am 2. September 1862, ein entsprechend großes Grundstück kostenlos zu überlassen. Heute befinden sich an dieser Stelle das katholische Gemeindezentrum „Peter und Paul“, der Uracher Kindergarten, ein öffentlicher Parkplatz sowie eine Stele als Erinnerung an den ehemaligen Standort des Bahnhofes und der Post.

Der Weg war geebnet, am 20. September 1864 wurde in Ötlingen im Rahmen der Eröffnung der Eisenbahnlinie das einstöckige hölzerne Bahnhofsgebäude eingeweiht. Bereits zehn Jahre später wurde es durch ein zweistöckiges Bahnhofsgebäude ersetzt, und ein Güterschuppen kam hinzu. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden an den Gebäuden Erweiterungen notwendig.

Die Entscheidung des damaligen Gemeinderates erwies sich als richtig, der wirtschaftliche Aufschwung stellte sich ein. Zu den vorhandenen Handwerks- und Landwirtschaftsbetrieben siedelten sich auch größere Firmen mit teilweise über 400 Mitarbeitern an, beispielhaft seien genannt die Firmen Leckebusch (Färberei), Schachenmayer (Kammgarnspinnerei), Spieth (Lederfabrik) oder Müschenborn (Gesenkschmiede). Es war eine Zeit, in der es in Ötlingen fast 2 000 Arbeitsplätze gab – und mehr Einpendler als Auspendler.

Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gab es Planungen zur Verlegung der Bahnhöfe in Ötlingen und Kirchheim. Das jetzige Bahnhofsgebäude in Ötlingen wurde bereits 1939 fertiggestellt, ebenso die Brücken „Lindorfer Straße“ und „Zähringerstraße“. Die damals teilweise verlegten Schienen wurden wieder abgebaut, da sie für Kriegszwecke benötigt wurden.

Erst in den 70er-Jahren, also über 30 Jahre nach dem ursprünglichen Baubeginn, kam es zur Verlegung der Bahntrasse, und das „alte“ Bahnhofsgebäude wurde abgerissen. Das im Volksmund der „Ötlinger“ als „neuer Bahnhof“ bezeichnete Gebäude in der Uracher Straße wurde somit erst dann seinem eigentlichen Zweck zugeführt.

Wegen der interessanten Historie hat der Ötlinger Ortschaftsrat beschlossen, auch einen Beitrag zu diesem Jubiläum zu leisten. Die ehrenamtlich aufgebaute Ausstellung „Ötlingen und die Eisenbahn“ im Erdgeschoss des Bahnhofes wird am Sonntag, 21. September, um 10.30 Uhr eröffnet. Es besteht im Rahmen der Öffnungszeiten die Möglichkeit, auch den damals eingebauten Luftschutzkeller unter dem Bahnhofsgebäude zu besichtigen.

Weitere Termine zur Besichtigung sind am Dienstag, 23. September, am Freitag, 26. September, und am Mittwoch, 8. Oktober, jeweils von 17 bis 19 Uhr. Zusätzliche Termin können per E-Mail an die Adresse dbkerner@t-online.de vereinbart werden. Die Projektarbeit von Schülern der Eduard-Mörike-Schule zum Thema „Eisenbahn“ wird am 8. Oktober im Ausstellungsraum um 18 Uhr vorgestellt und in die Ausstellung integriert.

Gegen 11.25 Uhr werden die Kinder des Uracher- und des Haldenkindergartens jetzt am Sonntag die Fahrgäste des Jubiläumszugs „Krokodil“ bei dessen Aufenthalt mit einem Eisenbahnlied und Fähnchen begrüßen. Für alle kleinen und großen Gäste werden Bewegungsspiele angeboten, und ein Ötlinger Handwerker bietet die Herstellung von Seilen – wie früher – an, für Bewirtung rund um den Bahnhof ist gesorgt. „Lynette und Band“ sorgt für die musikalische Unterhaltung, mit Pop, Reggae und Soul. Informationen zur Veranstaltung sind auch auf der städtischen Homepage unter www.kirchheim-teck.de zu finden.hk