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Sagen der Region


Schwäbisch für Kenner ond Reingeschmeckte

Kräla

Weil der Schwabe so „schaffig“ ist, kennt er keinen Feierabend. Nach getaner Arbeit im Hauptberuf zieht es ihn, je nach Jahreszeit, auf „d’Boomwies“ (Streuobstwiese) zum „Beemschneida“ (Baumschnitt). Was dabei abfällt, wird auf dem „Krälesbock“ zu „Kräla“ (Reisigbündel) gepresst und anschließend sorgfältig verschnürt. „Kräla“ eignen sich „zom Ofaozenda“ (um damit den Ofen anzuheizen), beispielsweise „em Bachhaus“ (Backhaus) bei der Herstellung von „Blaaz“ (Blechkuchen), „Bätscher“ beziehungsweise „Dätscher“ (Hefeteigfladen) oder auch einem „Brittle“, das wahlweise als „Rahm“- oder „Zuckerbrittle“ auf den Tisch kommt.

Daulaus

Die schwäbische Küche gilt als bodenständig, gemeinhin eher deftig oder auch „rezent“. Egal, was auf den Tisch kommt, wichtig ist in der Regel, dass „gnuag Soß“ den Speisezettel bereichert. Und die darf vieles sein, nur eines nicht: daulaus. Auf „daulause“ – also fade – Kost reagiert der Schwabe von Kindesbeinen an mit Abneigung. Was dagegen hilft, ist der beherzte Griff zum Salzfässchen oder – noch besser – zum lange Zeit in schwäbischen Küchen allgegenwärtigen Maggi-Fläschchen. In Sachen Würze nimmt die schwäbische Zunge durchaus Nuancen wahr. Ist ein Gericht nicht völlig „daulaus“, so ist es häufig zumindest „leis“.

Kiddrlies

Schwaben gelten als eher wortkarg und introvertiert. „Schaffa, et schwätza“ ist ein zentrales Lebensmotto. Vor allem: „Koine Käsperla macha“. Anderen Volksgruppen wie der rheinischen Frohnatur begegnet der Schwabe daher mit Argwohn und Skepsis. Wann sich dieser Charakterzug im Laufe eines Schwabenlebens ausbildet, ist bisher wenig erforscht. Fest steht: Das war nicht immer so. Im Kindesalter neigen auch Schwaben zu unkontrollierten Gefühlsausbrüchen und Albernheit in Form von anhaltendem Kichern. Wer dadurch besonders auffällt, wird je nach Geschlecht als „Kiddrlies“, „Kiddrhex“ oder „Kiddrmichl“ bezeichnet.

Daobadiecht

Wer am Sonntag „em Daobadiecht“ zum Einkaufen geht, steht in aller Regel vor verschlossener Tür. Wer „em Daobadiecht“ ein Spiel gewinnt, ist zwar ein Glückspilz, gilt allerdings auch als unverdienter Sieger. Was im Schwäbischen „em Daobadiecht“ geschieht, ist grundsätzlich wenig oder gar nicht durchdacht, geschieht unbewusst oder ist das Resultat gewaltigen Dusels oder zumindest glücklicher Fügung. Notorische Morgenmuffel, die beim Ankleiden in der Früh Konzentrationsschwäche zeigen, müssen dann bekennen: „Heit früah hau i em daubadiecht ’s Hemad henderschefiar azoga.“

Gugg

Schnell noch über den Markt gehetzt, Einkaufskorb vergessen und weiterhin nur zwei Hände – Wer solche Situationen kennt, der kennt auch diese Frage: „Brauchschd a Gugg?“ Die „Gugg“ ist eines der universellsten Hilfsmittel im Alltag. Darin lassen sich Einkäufe verstauen, empfindliche Gegenstände vor Regen schützen oder die Hinterlassenschaften des Vierbeiners diskret entsorgen. Dabei verdrängt die „Babiergugg“ zunehmend die „Blaschdiggugg“, weil „Blaschdig“ – schlecht für die Umwelt. Kinder lernen zudem schon sehr früh, dass man eine „Blaschdiggugg“ nicht über den Kopf ziehen darf, weil „Blaschiggugg über dem Kopf – gefährlich.

Hälenga

Wer im Schwäbischen etwas „hälenga“ unternimmt, der möchte unentdeckt bleiben. Wer damit Erfolg hat, gilt als „Fetz“, was wiederum bedeutet, dass man ihn „hälenga“ bewundert. „Hälenga“ wird im Schwäbischen auch häufig verwendet, um eine Eigenschaft zu relativieren. Ist eine Straße „hälenga steil“, dann steigt sie unmerklich an. „Isch’s em Herbscht hälenga kalt“, dann ist es kälter als gedacht. Ist jemand „hälenga g’scheit“, dann gilt er gemeinhin als Dummkopf. Wird der Schwabe getadelt, weil er sich in den Vordergrund drängt (was äußerst selten vorkommt), dann verteidigt er sich: „I ben doch et hälenga uff dr Welt“.

Fai

Das schwäbische Adverb „fai“ gehört zu jenen Wörtern, die sich nur äußerst schwer bis gar nicht ins Hochdeutsche übersetzen lassen. „Fai“ bedeutet so viel wie „übrigens“ oder auch „zudem“ und dient der Betonung oder dem Unterstreichen eines Sachverhalts. „Des isch fai koi Witz, was i dir do verzähl“ oder „I be fai koi soddiga, die älles mit sich macha loht“, sind typische Anwendungsbeispiele. „Fai“ wird häufig auch genutzt, um eine Warnung auszusprechen. Wenn der Schwabe nach langem Abtasten endlich Freundschaft geschlossen hat, kommt prompt der Einwand von anderer Seite: „Bass bloß uff, des isch fai a Granadaseggl.“

Doggala

Schwaben wird im Allgemeinen ja kein ausgeprägter Hang zum Verspielten nachgesagt. Ihr Verhältnis zu Dekoware und Nippes ist zumindest ambivalent. Trotzdem gibt es im Schwäbischen einen Begriff, der den Umgang genau damit beschreibt. Wer etwas „nadoggalad“, der macht etwas zu Dekorationszwecken besonders hübsch zurecht. „Doggala“ bedeutet im eigentlichen Sinn „mit Puppen spielen“, doch auch Erwachsene verhalten sich mitunter „doggelich“. Dafür braucht es nicht zwangsläufig Zierrat jedweder Art. Wer im Alltag beispielsweise einfach nur „rom­doggalad“, der arbeitet im stillen Trott vor sich hin.

Weffzg

Anders als „d’Bien“ zählt „d‘Weffzg“ nicht zu den Insektenarten, denen sich der Schwabe gegenüber wohlgesonnen zeigt. Zwar stechen beide, aber die „Weffzg“ gilt wider besseres Wissen als angriffslustig, gemein und hinterhältig. Besonders lästig wird die „Weffzg“, wenn sie frühmorgens, wenn der Schwabe im Halbschlaf „vor sich na trialed“, unbemerkt auf dem „Gsälzbrot“ hockt. Wo „Weffzga“ im „Weffzgaschwarm“ auftreten, ist in der Regel das „Weffzganeschd“ nicht fern. Dass „Weffzga“ unter besonderem Schutz stehen, ist den meisten Schwaben bekannt. Deshalb beseitigen sie das „Weffzganeschd hälenga mit dr Kutterschaufel“.

Hudla

Wer im Schwäbischen als „Hudler“ durchs Leben geht, verpasst so einiges und lebt zudem auch „og’sond“. Eigenschaften wie übertriebene Eile und ständige Rastlosigkeit sind dem Schwaben generell suspekt. Der Ausruf „No et hudla!“ ist daher als gut gemeinter Rat gedacht, denn wer „hudlad“, läuft besonders oft Gefahr, unbedacht zu handeln, was er möglicherweise hinterher bereut. Das Gegenstück zum „Hudler“ ist der „Trialer“, der verschlafen und dröge wirkend alle Zeit der Welt kennt. Begegnet der Schwabe einem „Trialer“, dann findet er dafür ein passendes Bild: „Dem koscht em Laufa d’Schua b’sohla“.


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