Weilheim · Lenningen · Umland

Betreten der Baustelle erlaubt

Rund 35 Kinder bauten in der Zionskirche eine fast zwölf Quadratmeter große Legostadt

„Betreten der Baustelle erlaubt“, verkündete das große gelbe Schild am Eingang. Wird die Zionskirche der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) etwa umgebaut? Nein, hier entstand am Wochenende eine komplette Stadt. Eine Stadt aus 300 Kilogramm Legosteinen, plus 100 Kilogramm an Grundplatten.

Lego-Bautage in der Zionskirche - Jungs und Mädchen hielten sich in etwa die Waage
Lego-Bautage in der Zionskirche - Jungs und Mädchen hielten sich in etwa die Waage

Kirchheim. Vor einiger Zeit rief Pfarrer Andreas Heeß zu Spenden auf und wurde ein steinreicher Mann. Gemeint sind Legosteine, die sammelte der Pfarrer aus Kürnbach nicht für sich, sondern für das Kinder- und Jugendwerk der EmK. Mit ihrer Hilfe üben Kinder seither Kreativität und Teamgeist, lernen eine Alternative zu elektronischem Spielzeug kennen, wird an vielen Orten generationenübergreifend gebaut. Nicht nur in der EmK, die Steine sind als Leihgabe auch bei anderen Kirchengemeinden gefragt. Die Kirchheimer Zionskirche hatte im Gemeindesaal genügend Platz für die größte Version: eine 11,7 Quadratmeter große Stadt mit unzähligen Häusern und Platz für einen Hafen, einen Bahnhof, ein Fußballstadion und natürlich eine Kirche.

35 Kinder von acht bis zwölf Jahren waren an beiden Tagen dabei – Kinder aus dem freitäglichen „Entdeckerland“ der Kirchengemeinde, Nachbarskinder und solche aus Weilheim und Schlierbach. Dazu kam ein baubegeistertes Mitarbeiterteam rund um Jugendreferentin Alexandra Neubold. Fehlt noch ein kompetenter Bauleiter: Heiko Bürkle musste nicht lange überzeugt werden, sind er und sein elfjähriger Sohn Samuel doch richtige Lego-Fans.

Vor Baubeginn gab Bürkle, stilecht mit Helm und Warnweste, den Bauarbeitern eine kurze Einweisung. Gebaut wurde immer zu zweit, je zwei dieser Zweierteams war zur Unterstützung ein Bauhelfer zwischen 15 und etwa 50 Jahren zugeteilt. Als erstes waren die Häuser nach Vorbild der Musterhäuser dran. Alle waren 16 mal 16 Noppen groß. In eine Schale gehörten immer nur eine Sorte Steine, defekte oder nicht zuordenbare Steine kamen in die Chaoskiste. Nicht jeder Spezialstein war vorhanden, vor allem in der Musterhausphase dominierten die vielseitigen Standardteile. Wer sich später ein ganz großes Projekt vornahm, sollte vorab nachsehen, ob dafür genügend Steine da sind, auch 300 Kilogramm sind endlich. Vielleicht hilft ja ein Wechsel der Farbe. Das versetzte Anordnen der Steine wurde kurz erklärt und auch das, was gar nicht ging: Panzer hatten in dieser friedlichen Lego-Stadt nichts zu suchen.

Versetztes Anordnen? Für einige der jungen Bauherren war das Anfängerkram. Sie ließen es sich nicht nehmen, den Bauhausstil der Musterhäuser etwas aufzuwerten. Ein paar Balkone mussten schon sein, oder noch besser eine Penthousewohnung unter dem Dach. Christopher und Björn waren am schnellsten und brachten ihr schwarzes Wohnhaus als erstes fertiges Gebäude zur Abnahme.

Bauleiter Bürkle hatte daran nichts auszusetzen. Das hatte Björn auch erwartet: „Wir haben perfekt nach Vorbild gebaut.“ Auch das zweite fertige Haus, das von Iris gebracht wurde, hatte eine Besonderheit: Aus dem Kamin drang weißer Rauch. Solchen Rauch gab es bei dem Schmuckstück von Elena und Marlene ebenfalls, doch das Haus stach vor allem durch seine weiß-blaue Farbgebung hervor. Keine Frage, das Vorbild muss irgendwo in Bayern stehen.

Auf den Nachbau der Musterhäuser folgte Phase zwei, ein eigenes Traumhaus. Dabei war fast alles erlaubt, nur kein Flachdach. Danach kamen die großen Projekte wie das bereits genannte Fußballstadion und der Zoo, für sie standen 32 mal 32 und noch mehr Noppen zur Verfügung. Als Anregung gab es Fotos und eine auf das jeweilige Projekt abgestimmte Tüte mit Spezialsteinen. Fehlten nur noch die Fahrzeuge, vier Noppen breit, und Ausschmückungen wie Pflanzen. Beide kamen ganz zum Schluss an die Reihe, vor dem Spielen mit der gigantischen Stadt.

Am Sonntag nach dem Familiengottesdienst konnte diese von den Erwachsenen besichtigt und bewundert werden. Nicht nur dort gab es eine Verbindung von Lego und Kirche. Während einer Pause, die jeder Bauarbeiter einmal braucht, zeigte Neubold den Kindern einen Filmclip mit einer biblischen Geschichte. Von wem Josua und Kollegen gespielt wurden? Ist doch klar, natürlich von Lego-Figuren.

Lego-Bautage in der Zionskirche - 300 Kilogramm Steine liegen schön sortiert bereit
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