Weilheim · Lenningen · Umland
Ein kleines Legoland in Esslingen

Hobby Dass das Bauen mit den bunten Klötzchen nicht nur was für Kinder ist, zeigt die Esslingerin Nicole Angela Buck. In ihrer Wohnung ist in den vergangenen Jahren eine Miniaturstadt entstanden. Von Frederic Feicht

Geschäftiges Treiben herrscht im kleinen Städtchen Stein an der Burg: Es ist noch mitten am Tag und in den Geschäften, Restaurants und Industriegebäuden wird gearbeitet. Im Stadtpark findet ein Frühlingsfest statt. Die zahlreichen Besucher genießen das schöne Wetter – immerhin regnet es nie im Arbeitszimmer von Nicole Angela Buck.

Dort steht das kleine Legostädtchen, das die 47-Jährige in mühevoller Detailarbeit zusammengebaut hat. Zumindest ein Teil davon: In ihrem Legozimmer entstand noch ein deutlich größerer Stadtteil mit endlosen Details. Überall passiert etwas: Dort kauft ein Junge gerade Eis, auf einer Parkbank sitzt Kermit, der Frosch, und spielt Gitarre und nur 30 Zentimeter entfernt wird an einer Steilwand geklettert. „Schon als Kind habe ich zu Papas Freude mit Legos gebaut“, erzählt sie. Danach lange nicht mehr.

Im Jahr 2019 habe sie Lust gehabt, sich ein Set zu kaufen: ein Windrad – dann kam das zweite Set, und inzwischen hat ihre kleine Stadt mehr als 40 Häuser. Eigentlich wollte sie sich auf ihr Legozimmer und ihr Büro beschränken, aber das habe nicht so richtig funktioniert. Schließlich sei das Faszinierende das Bauen. Und sei das Ergebnis gelungen, wolle man das ja auch aufstellen. Das könne schnell zu Platzproblemen führen.

Schaut man sich in der Wohnung um, entdeckt man noch mehr. Überladen wirkt es nicht, aber das Thema Lego ist allgegenwärtig: Auf einer Kommode steht eine Lego-Schreibmaschine, an den Wänden hängen aus Steinen gebaute Bilder und Setzkästen mit ausgefallenen Figürchen. Eine funktionierende Achterbahn begrüßt die Kunden ihrer Werbeagentur. Nach ihrem Kommunikations- und Grafikdesignstudium hat sich Nicole Angela Buck selbstständig gemacht. „Ursprünglich wollte ich mal Architektur studieren. Ich weiß nicht, ob das der Grund ist, dass ich gerne Häuser baue“, erzählt sie. Darauf habe sie sich spezialisiert: urbaner Lifestyle. Alle Häuser verfügen über eine Innenbeleuchtung. In der männerdominierten Szene fühle sie sich unter den Kollegen gut aufgehoben. Dort sei es üblich, dass man ein Steckenpferd habe: Die einen bauen Schiffe, die anderen Star-Wars-Modelle oder eine Harry-Potter-Welt.

Ein durchaus teures Hobby: „Ein Haus-Set kostet zwischen 200 und 250 Euro“, sagt Buck. Anfangs habe sie fertige Sets gekauft und sie nach ihren Wünschen umgestaltet. Von ihrem Können als Grafikdesignerin habe sie dabei profitiert. Für die kleinen Gebäude entwarf und druckte sie kleine Schilder, um das Gesamtkunstwerk stimmig zu machen. Stadtplanerische Überlegungen sind gefragt, damit das Eckige am Ende rund aussieht. Da müsse man gelegentlich aussortieren: Ein ausgefallenes Drive-in-Restaurant-Modell steht im Schrank ihres Bauzimmers. „Das Design mit weiten Überdächern fügt sich nicht in das Gesamtbild. Die Gassen sind zu schmal“, erklärt sie.

Inzwischen entwirft sie daher ihre Gebäude am liebsten selbst. „Das ist letzten Endes zwar nicht billiger, aber macht mehr Spaß.“ So auch die Beschaffung von speziellen Teilen. Man hilft sich in der Szene gegenseitig, die über Internetplattformen vernetzt ist. „Zwar baut jeder seine eigene Welt, aber man tauscht sich über das Bauen aus“, sagt Buck. Bei größerem Teilebedarf besucht sie den Lego-­Store in Stuttgart, wo man lose Steine becherweise kaufen kann.

Zu tun gebe es viel. Im Park lag bis vor Kurzem noch Schnee, der passend zum Frühling abgebaut wurde. Gelegentlich müsse abgestaubt werden. Die Reinigung mit einem Pinsel könne Stunden dauern. Bald soll ein Heißluftballon über der Stadt schweben – dazu muss gebohrt werden. Damit die Stadt nicht unter dem Schmutz leidet, müsse ein Großteil abgebaut werden. In diesem Zuge seien aufwendige Umbaumaßnahmen ge­plant. In der Ecke ihres Legoraumes stehen schon mehrere ungeöffnete Sets, die darauf warten, gebaut zu werden. „Ich habe 1000 Ideen, was ich noch alles machen möchte.“

Als Corona ausbrach, erstellte sie eine Internetseite und legte einen Instagram-Account an, um Einblicke in ihre kleine Welt zu geben. Groß damit rauszukommen, sei nicht ihr Ziel. „Für mich ist das einfach Entspannung.“ Für Neueinsteiger hat sie einen einfachen Tipp: „Einfach ein Set kaufen, losbauen und Spaß haben.“

 

Alles rund ums Eckige

Geschichte Bereits im Jahr 1934 produzierte eine amerikanische Firma Gummibausteine. Lego startete erst 1949 mit der Produktion der Plastikversion. Inzwischen gibt es weltweit diverse Hersteller.

Steinehunger Auf der Internetseite von Nicole Angela Buck gibt es aller­hand Impressionen. Neben einem Rundgang durch die Stadt gibt es Fotos, wie die Mini-Figürchen Buck in ihrem Alltag begleiten. Mehr zu sehen gibt es auf www.steinehunger.de oder auf dem Instagram-Kanal
@steinehunger. ff