Lokale Kultur

„Tastenlöwen“ und Jazz-Pianisten

Reichhaltige Neuauflage der Kirchheimer Musiktage „Tasta-Tour“ vom 16. September bis 11. November

„Tastenlöwen“ und Jazz-Pianisten
„Tastenlöwen“ und Jazz-Pianisten

Kirchheim. Mit Unterstützung der Stadt Kirchheim präsentieren vhs-Kulturring, Kirchheimer Musikschule und Club Bastion zwischen 16. September und 11. November eine reichhaltige Neuauflage der traditionellen Kirchheimer Musiktage „Tasta-Tour“. In zweijährigem Turnus sorgt das renommierte Kammermusikfestival stets für eine gehaltvolle Intensivierung des Kirchheimer Konzertlebens.

Obwohl das Klavier fraglos repräsentativ in Szene gesetzt wird, wendet sich das diesjährige Programm nicht nur an eingefleischte „Tastenlöwen“. Schillernde Sinfonik, barocke historische Aufführungspraxis, Ensembles der jungen Kammermusikszene, aber auch Jazz und Improvisationskunst sorgen in Verbund mit einem Erzählkonzert für Kinder und einem konzertanten Brückenschlag zur Literatur für anregende Vielfalt, die Hörer jeder Altersgruppe anspricht.

Mit einem Shootingstar der jungen Klassik-Szene feiert die Tasta-Tour ihren Auftakt. Alexander Krichel gibt mit Werken von Beethoven, Schumann und Rachmaninoff am Sonntag, 16. September, um 19.30 Uhr in der Kirchheimer Stadthalle Einblicke in die Welt der Wiener Klassik und der Romantik. Der 23-jährige Hamburger gehört zu den vielversprechendsten deutschen Nachwuchspianisten, der bereits in erlesensten internationalen Konzertsälen gefeiert und für seine unlängst erschienene Debüt-CD von der Musikkritik hoch gelobt wurde.

Der „Musikstadt Wien“ widmet sich am Sonntag, 23. September, um 19.30 Uhr im Kirchheimer Schloss das Barockensemble Concerto Imperiale unter der Leitung des Barockviolinisten und Musikwissenschaftlers Bernhard Moosbauer. Alle Ensemblemitglieder sind ausgewiesene Spezialisten der historischen Aufführungspraxis. Im Konzert kredenzen die Musiker Schätze der habsburgischen Notenbibliothek und spannen einen Bogen von Sonaten bis zu Solokonzerten. So wird etwa Fagottist Oliver Hasenzahl als Solist das virtuos-farbige Konzert „La Notte“ von Antonio Vivaldi in Szene setzen.

Direkt aus der Londoner Wigmore Hall reist das Notos-Quartett nach Kirchheim. Mit ihrer Frische und der Brillanz ihres Zusammenspiels überzeugten die vier jungen Musiker nicht nur die gestrenge Jury des Londoner Parkhouse Awards – dem wichtigsten Wettbewerb für Klavierquartett –, die ihnen umgehend den ersten Preis zugestand, auch auf ihre Zuhörer in den Konzertsälen überträgt sich stets die Begeisterung dieses Ausnahme-Ensembles. Im Gepäck haben die Künstler ein spätromantisches Programm mit Kompositionen von Brahms, Bax und Dohnanyi.

Claude Debussy, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr zum 150. Male jährt, steht mit seinen Komponisten-Kollegen Maurice Ravel und Eric Satie im Mittelpunkt eines Erzählkonzerts mit Bertram Schattel und Schülern der Musikschule. Für ihre Hörer ab zehn Jahren spüren Schattel und seine Mitstreiter am Sonntag, 7. Oktober, um 17 Uhr im Kirchheimer Kornhaus dem künstlerischen Milieu der Welt- und Musikstadt Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach, beleuchten musikalisch und sprachlich die spannende Zeit des Aufbruchs des Impressionismus.

Ein weiteres Mal kommt Debussy am Sonntag, 14. Oktober, mit dem Konzert des Schwäbischen Kammerorchesters um 19.30 in der Schlosskapelle zu Ehren. Seine 1904 entstandenen „Deux dances pour harpe et orchestre“ bilden einen virtuosen Höhepunkt des konzertanten Schaffens für die Harfe als Soloinstrument. Der anspruchsvolle Solopart liegt in den Händen von Eva-Maria Bredl, die gemeinsam mit der Flötistin Beate Däschler zudem das Konzert für Flöte und Harfe in C-Dur von Mozart interpretieren wird. Dieses heitere, reizvolle Werk kontrastiert Dirigent Mathias Baur kunstvoll mit einem Musterbeispiel des „Sturm und Drang“: Joseph Haydns berühmte „Abschiedssinfonie“ in fis-Moll.

Großes Virtuosentum gepaart mit lyrischer Gestaltungskraft verspricht der Klavierabend mit Daniel Röhm am Sonntag, 21. Oktober, um 19.30 Uhr im Schloss. Schon mehrfach hat der weltweit konzertierende Künstler, dem illustre Kollegen wie Alfred Brendel oder Alfredo Perl hohe Anerkennung zollen, sein Können in der Teckstadt unter Beweis gestellt. Eigens für sein diesjähriges Konzert hat Daniel Röhm ein außergewöhnliches Programm zusammengestellt, das „gewichtige“ Repertoire-Brocken – etwa Beethovens späte Sonate op. 109 E-Dur und Liszts Dante-Sonate – mit vergleichsweise selten aufgeführten, jedoch nicht minder gehaltvollen Werken kombiniert. So dürfen sich Freunde romantischer Klaviermusik etwa auf die vielfältige Welt der Rhapsodien von E. v. Dohnanyi oder der Fantasiestücke von Th. Kirchner freuen.

„Musikalische Feldforschung“ ist am Samstag, 27. Oktober, um 20.30 Uhr in der Bastion angesagt. Unter dem Titel „Cantus“ versammelt der Jazz-Pool NRW unter der Leitung des Saxofonisten Wolfgang Schmidtke und des Schlagzeugers Peter Weiss hochkarätige Musiker aus Portugal, Polen und Deutschland. Gemeinsam suchen sie in der Vokaltradition ihrer Heimatländer nach Liedern, die als „musikalische Visitenkarten“ dieser Kulturen fungieren. Man darf gespannt sein, wie es den Künstlern gelingt, solch traditionelles Liedgut in zeitgenössische Formen des Jazz zu transferieren.

„The Art of Classic Jazz Piano“ pflegt Bernd Lhotzky mit seinem Soloabend in der Bastion am Freitag, 9. November, um 20.30 Uhr. Einen Schwerpunkt legt Tastenzauberer Lhotzky auf den virtuosen Stil des „Harlem Stride“, dem Pioniere wie Fats Waller, James P. Johnson oder Willie Smith im New York der 20er- und 30er-Jahre zu uneingeschränkter Popularität verhalfen.

„Gegen das Vergessen“ möchte der literarische Liederabend wirken, der am Samstag, 10. November, um 19.30 Uhr im historischen Gewölbe des Kirchheimer Spitals stattfindet. Bariton Winfried Müller, Pianist Eric Mayr und Rezitator Bernd Löffler widmen sich Künstlerpersönlichkeiten, die durch Verfolgung und Aufführungsverbote Opfer des nationalsozialistischen Ungeistes wurden. Neben Zeitgenossen wie Webern, Korngold oder Eisler war davon aber auch ein Mendelssohn Bartholdy betroffen, dessen Werkrezeption in der Zeit des sogenannten „Dritten Reichs“ nachhaltig verdunkelt wurde.

Mit ihrer „Soirée à la francaise“ – die dem Schaffen von Chopin, Debussy und Franck gewidmet sein wird – werden Cellist Andreas Müller und Pianist Benjamin Engeli am Sonntag, 11. November, um 19.30 Uhr in der Stadthalle für einen würdigen Abschluss der Tasta-Tour sorgen. Müller war langjähriger Cellist des preisgekrönten Asasello-Quartetts, Engeli gewann mit dem Tecchler-Trio den bedeutenden ARD-Wettbewerb. Bei seinem Kirchheimer Gastspiel vereint dieses hochklassige Kammermusik-Duo meditative Momente des Debussyschen Spätwerks mit spritzigen Anklängen an die pralle Kunst der Commedia dell´Arte.

Karten zu allen Veranstaltungen sind an der Abendkasse erhältlich oder bei folgenden Vorverkaufsstellen: vhs-Kulturring, Max-Eyth-Straße 18, unter der Telefonnummer 0 70 21/97 30 32 beziehungsweise für die Bastion-Konzerte bei Juwelier Schairer unter der Telefonnummer 0 70 21/24 04.pm