Lokale Wirtschaft

Hauskraftwerk für Einfamilienhäuser

Solutronic AG aus Köngen ermöglicht Photovoltaikanlagen-Besitzern, ihren Strom selbst zu nutzen

Die Solutronic AG aus Köngen hat ein kleines Hauskraftwerk ermittelt. Damit können Hausbesitzer, die eine Photovoltaikanlage auf dem Dach haben, den eigens produzierten Strom selbst nutzen.

Die Unternehmensgründer Sibylle Scheuerle-Kraiss und Wieland Scheuerle präsentieren den Sol-Energymanager. Foto: Kaier
Die Unternehmensgründer Sibylle Scheuerle-Kraiss und Wieland Scheuerle präsentieren den Sol-Energymanager. Foto: Kaier

Köngen. Die Sonne liefert jede Menge Energie. Man muss sie nur richtig nutzen. Das hat sich die in Köngen ansässige Solutronic AG zur Aufgabe gemacht. Mit ihrem neu entwickelten SOL-Energymanager hat die 2004 von Diplom-Ingenieur Wieland Scheuerle und seiner Frau Sibylle Scheuerle-Kraiss gegründete Firma den zweiten Platz beim Innovationspreis 2011 des Landkreises Esslingen gewonnen. Das Hauskraftwerk soll den von einer Photovoltaikanlage erzeugten Strom dann zur Verfügung stellen, wenn er benötigt wird.

Das Unternehmen will mit seinen Innovationen eine dezentrale Stromerzeugung ermöglichen und zur Unabhängigkeit von fossiler Energie beitragen. Der mit Photovoltaikanlagen erzeugte Strom soll nicht in die Netze eingespeist, sondern in Batterien gespeichert und selbst verbraucht werden. Damit würden die Stromnetze entlastet, sagt Uwe Scobel-Freimüller, Vorstand für Vertrieb, Marketing und Verwaltung. Der Energiemanager sei gezielt für die Nutzung von Solarstrom in Einfamilienhäusern entwickelt worden. Damit sei es möglich, den Strombedarf von März bis Oktober selbst zu decken. Für größere Verbraucher könnten mehrere Einheiten miteinander gekoppelt werden.

Solutronic beschränkt sich auf die Entwicklung, den Vertrieb und den Service. Die Produktion der Geräte übernehmen Partner. Damit bewahre sich die Firma Flexibilität in einer Branche, „die ja doch sehr volatil ist“, also Schwankungen unterworfen, erklärt Scobel-Freimüller. „Wir sind sehr abhängig von politischen Rahmenbedingungen.“ Da habe sich aber einiges zum Positiven geändert. Das Verhältnis der Kosten von Solarstrom im Vergleich zum von den Konzernen erzeugten Strom verbessere sich. In Dänemark sei der Solarstrom inzwischen sogar günstiger. Dagegen sei die Photovoltaik in der Türkei nicht konkurrenzfähig, weil der Staat den Strompreis stark subventioniere. In Deutschland werde die Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz missbraucht zur Strompreiserhöhung, meint Scheuerle-Kraiss. Zudem verweist sie da­rauf, dass die Atomenergie hoch subventioniert gewesen sei.

Angefangen haben er und seine Frau in Nürtingen, „weil wir dort gewohnt haben“. Ihr Mann habe die Entwicklung gemacht, sie „alles andere“, erzählt Sibylle Scheuerle-Kraiss. Als die Firma expandierte, zog sie nach Großbettlingen, seit April 2010 ist sie – inzwischen mit knapp 50 Beschäftigten – in Köngen. Das Unternehmen wolle auf jeden Fall in der Region bleiben. „Weil die Mitarbeiter von hier kommen und weil wir auf sie angewiesen sind“, sagt Scheuerle-Kraiss.

Begonnen hat Solutronic mit Wechselrichtern, die den Gleichstrom, den Solarmodule erzeugen, in Wechselstrom umwandeln. „Wir waren die Ersten im Markt, die einen Wirkungsgrad von über 97 Prozent erreicht haben“, sagt Scobel-Freimüller. Sie seien auch die Ersten gewesen, die eine Überwachung im Internet ermöglichten. Zudem wurden Energiemanagementfunktionen integriert. So sorgt eine Enteiser-Box dafür, dass Schnee und Eis antauen und die Photovoltaikanlage im Winter durchgehend funktionsfähig bleibt.

Den Sol-Energymanager bezeichnet Scheuerle-Kraiss als „Komplettsystem, das finanzierbar ist für den Kunden“. Eine „intelligente Steuerung“ ermögliche es, Geräte im Haushalt zu betreiben, wenn Strom erzeugt wird. „Verbrauch, wenn die Sonne scheint“, erklärt Scobel-Freimüller. „Die Waschmaschine muss ja nicht nachts laufen.“ Überschüssiger Strom wird in einer Lithium-Ionen-Batterie gespeichert. Dieses System richte sich nicht an idealistische Verbraucher, „es rechnet sich wirklich“, betont Stefanie Hempel. Sie ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. In afrikanischen und anderen Ländern mit schlecht ausgebauten Netzen wie Indien seien Insellösungen nötig. Auch dafür sei der Energiemanager konzipiert worden. Inzwischen mache das Auslandsgeschäft 60 Prozent des Umsatzes aus, sagt Scobel-Freimüller. „Mit deutlich steigender Tendenz.“ Deutschland bewege sich auf einem „hohen stagnierenden Niveau“. 2011 habe Solutronic den Einstieg bei Ikea geschafft. Filialen in England, Italien und in der Schweiz seien bereits mit Wechselrichtern ausgestattet. Aktuell befänden sich Projekte in Großbritannien, Deutschland und der Schweiz in Planung beziehungsweise würden schon umgesetzt.