Lokalsport

Der Traum von der Nummer eins bei Paris St. Germain

Nach der Bundesliga will die 24-jährige Torfrau aus Eislingen beim Champions League-Finalisten den Durchbruch schaffen

Eine Eislingerin als Auslandsprofi: Ann-Katrin Berger zählt zusammen mit fünf weiteren deutschen Fußballerinnen zum Aufgebot des französischen Vizemeisters und Champions Leage-Finalisten Paris St. Germain. In der Bundesliga hat sie den Durchbruch schon geschafft – in Frankreich hofft sie auf ein besseres zweites Jahr.

Der Traum von der Nummer eins bei Paris St. Germain
Der Traum von der Nummer eins bei Paris St. Germain

Kirchheim. Heute Nacht trifft Deutschland bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft im Halbfinale auf die USA (ab 1.00 Uhr live in der ARD) – Ann-Katrin Berger (24) fiebert am Fernseher mit. Trotzdem wollte die aus Eislingen stammende Torhüterin von Champions League-Finalist Paris St. Germain mit keiner Einzigen im DFB-Tross tauschen, wie sie betont. „Nationalspielerin zu sein, wäre nicht mein Ding. Man wäre als Spielerin dann ja ständig unterwegs und hätte noch viel weniger Freizeit als ein Vereinsprofi“. Das regelmäßige Wiedersehen von Eltern, Freunden und Bekannten ist der 180 Zentimeter großen Keeperin eine Herzensangelegenheit – die alte Heimat ist in ihrem ersten Auslandsjahr als Profikickerin vielleicht ihre beste Freundin überhaupt. Etwa sechs Mal im Jahr reist sie die 650 Kilometer von der Seine zurück an die Fils.

Trotz all ihrer Bodenständigkeit hat Ann-Katrin Berger eine große kindliche Leidenschaft („als kleines Mädchen habe ich lieber mit Bällen als mit einer Barbiepuppe geschlafen“) Jahre später zum Fußball-Wandervogel werden lassen. Mit 18 wechselte das Torhüter-Talent vom FV Faurndau zum Zweitligisten VfL Sindelfingen, mit 21 erlag sie dem Lockruf von Bundesligist 1. FFC Turbine Potsdam, wo sie unter Trainer Bernd Schröder im dritten Vertragsjahr den Durchbruch schaffte und mit 14 Saisoneinsätzen zur klaren Nummer eins unter den vier verfügbaren Torhüterinnen wurde. Das war in der Saison 2013/14 und die Zeit, als sie durch gute Paraden in der Champions League auch im Ausland plötzlich bekannt wurde. „Sportlich habe ich Schröder viel zu verdanken“, sagt Berger heute mit Blick zurück, „er hat mich in meiner Karriere entscheidend weitergebracht“. Und entdeckt hat der inzwischen 72-Jährige die Fangkünstlerin aus Schwaben auch: beim DFB-Pokalspiel zwischen dem VfL Sindelfingen und Potsdam im Frühjahr 2011 (0:1) hütete sie ihren Kasten so glänzend, dass der hohe Spielfavorit fast aus dem Wettbewerb geflogen wäre. „Hinterher kam dann die Anfrage aus Potsdam an mich“, erinnert sich Ann-Katrin Berger, die in Schröder ihren Mentor hatte. Der allerdings zeigte immer mal wieder Macken: Unter Disziplin-Fanatiker Schröder führen selbst Sekunden-Verspätungen im Training unweigerlich zu einer Geldstrafe.

Nach den gescheiterten Vertragsverhandlungen 2014 nahm sie eine Offerte von Paris St. Germain an. Neues Land, neue Kultur, gutes Geld, der Umzug in eine Weltstadt, in der der frisch gebackene Champions League-Vizemeister logiert – all diese Herausforderungen reizte sie. Besonders aber die sportliche Perspektive. Ann-Katrin Berger hätte sich nach ihrem Aufstieg auf nationaler Ebene mit einer Serie erstklassiger Leistungen auch international ins Rampenlicht stellen können. Das Vorhaben misslang, weil der französische Trainer Farid Benstiti auf Katarzyna Kiedrzynek als Stammkraft im PSG-Tor setzte. Die Polin bekam 25 Saisoneinsätze, die Deutsche acht und die Französin Karima Benameur derer zwei.

In der kommenden Saison, wenn für die PSG mit DFB-Nationalspielerin Anja Mittag die sechste Deutsche im 24er-Kader auftauchen wird, soll sich das Blatt für Ann-Katrin Berger wenden. „Der Trainer hat mir gesagt, dass ich die Nummer eins werden soll“, verrät die PSG-Spielerin mit der Nummer 30 aus einem internen Gespräch. In Paris lebt sich‘s trotz ab und an aufkommendem Heimweh für sie ganz gut – zum großen Fußballglück fehlt‘s ihr nur noch an Einsatzzeiten.

Ann-Katrin Berger, Fußball-Profi Geburtstag: 9. Oktober 1990 Vereinsstationen: KSG Eislingen (1994 bis 2006), FV Faurndau (2006 – 2008), VfL Sindelfingen (Zweite Liga/2008 – 2011), 1. FFC Turbine Potsdam (2011 – 2014), Paris St. Germain (seit der Saison 2014/15) Position: Torhüterin Internationale Spiele: 1 U19-Länderspiel (2009)