Lokalsport

Eine Talentschmiede feiert Geburtstag

Die Turnabteilung des VfL Kirchheim betreibt seit 15 Jahren zertifizierte Nachwuchsförderung

Prominenter Besuch zum 15. Geburtstag: Nationalmannschaftsturnerin Lisa-Katharina Hill vom MTV Stuttgart hat vorgestern in der Raunersporthalle die VfL-Turnabteilung besucht, die mit ihrer Talentschule seit dem Jahr 2000 eine der Top-­Adressen in Sachen Nachwuchsförderung ist.

Da schaut man gerne zu: Der VfL-Turnnachwuchs bestaunt das Können von Nationalmannschaftsmitglied Lisa-Katharina Hill. Foto: Jea
Da schaut man gerne zu: Der VfL-Turnnachwuchs bestaunt das Können von Nationalmannschaftsmitglied Lisa-Katharina Hill. Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Großer Andrang herrscht in der Raunersporthalle eigentlich immer – kein Tag, an dem nicht unzählige Kinder, Jugendliche und Erwachsene Felgen, Salti oder Abgänge üben.

Vorgestern tummelte sich zwischen Sprungtisch und Stufenbarren außer den üblichen Verdächtigen noch ein prominenter Trainingsgast, der anlässlich des 15-jährigen Bestehens der VfL-Talentschule eigens nach Kirchheim gekommen war. Lisa-Katharina Hill vom MTV Stuttgart, bei der WM in China vergangenen Oktober Neunte mit der Mannschaft und als Stufenbarrensiebte beste deutsche Turnerin, fand lobende Worte für den VfL. „Je mehr Vereine Talentschulen vorweisen können, umso besser kann der Nachwuchs gefördert werden“, sagte die 22-Jährige, die seit zwei Jahren in Mettingen lebt, an der Fachhochschule in Esslingen Maschinenbau studiert und als nächstes großes Ziel die Heim-WM in Stuttgart im kommenden Herbst anpeilt. „Dort will ich mich mit der Mannschaft für die Olympischen Spiele nächstes Jahr in Rio qualifizieren“, so Hill, deren Mutter Cornelia als Trainerin beim VfL tätig ist und so den Kontakt zu den Kirchheimer Turnerinnen hegestellt hat.

Die freute Hills Besuch am Donnerstag naturgemäß, zumal die Boden- und Stufenbarrenspezialistin dem VfL-Nachwuchs gleichermaßen Vorturnerin und Vorbild war. Bereitwillig zeigte Hill ihr Können, gab Tipps und verteilte Autogrammkarten unter den Mitgliedern einer der renommiertesten Adressen in Sachen Nachwuchsförderung in der Region.

Dieser Status kommt nicht von ungefähr. Nicht zuletzt wegen der großen Zahl an Kaderathleten bekam der VfL bereits vor 15 Jahren als einer der ersten Vereine überhaupt vom Schwäbischen Turnerbund das Prädikat „STB-Talentschule“ verliehen. Nach einer Neuordnung des Nachwuchsförderprogramms durch den Deutschen Turnerbund schloss sich der VfL 2007 mit dem TB Neckarhausen und dem TSV Berkheim zur Turngau-Talentschule Neckar-Teck zusammen, die zum auserwählten Kreis der DTB-Talentschulen zählt.

Deutschlandweit gibt es 72 dieser professionell geführten Leistungssporteinrichtungen für die Jahrgangsstufen der Fünf- bis Zehnjährigen. 55 davon widmen sich, wie der VfL innerhalb der Turngau-Talentschule, dem weiblichen Nachwuchs. „Wir versuchen, die talentierten Athletinnen in Kooperation mit dem Kunstturnforum in Stuttgart auszubilden“, beschreibt die Kirchheimer Cheftrainerin Michaela Pohl den Alltag in der Raunersporthalle, wo allein 17 der insgesamt 52 Mitglieder der Turngau-Talentschule trainieren.

Den Begabtesten winkt im besten Fall die Aufnahme in einen Landeskader, für den man sich im Rahmen der VR-Talentiade empfehlen und via Landesfinale und Landeskadertest qualifizieren kann. Spätestens dann stellt sich auch die Frage, ob und wie man Sport und Schule unter einen Hut bringen soll. Ein Wechsel auf eine der Partnerschulen des Sports in Stuttgart ist keine Seltenheit, auch wenn dies für die ausbildenden Vereine oft den Verlust ihrer Aushängeschilder bedeutet.

Beim VfL sieht man‘s realistisch. „Wir kennen unsere Grenzen. Wir sind vom Leistungsstand eher breit gefächert“, so Michaela Pohl, „wenn ein Mädchen das Zeug zur Spitzenturnerin hat, lässt man sie gerne ziehen.“ So wie im Fall von Dorothee Henzler und Adina Hausch, bekannteste Mitglieder der Kirchheimer Talentschmiede in der Vergangenheit.