Lokales

Containerdorf ist „aus der Not geboren“

Gestern sind 102 Flüchtlinge in Kirchheim angekommen – Je drei teilen sich einen Wohncontainer

Die Container sind gerade rechtzeitig bezugsfertig geworden: Gestern sind 102 Flüchtlinge in der neuen Notunterkunft in Kirchheim angekommen. Mehr als die Hälfte der alleinreisenden Männer stammt aus Gambia. Weitere Herkunftsländer sind Tunesien, Nigeria, Syrien, Somalia und Pakistan. Jeweils drei von ihnen teilen sich einen Wohncontainer.

Ankunft in Kirchheim: 102 Flüchtlinge haben gestern ihr neues Quartier zwischen Dettinger Straße und Bahnlinie bezogen.Foto: Jea
Ankunft in Kirchheim: 102 Flüchtlinge haben gestern ihr neues Quartier zwischen Dettinger Straße und Bahnlinie bezogen.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Ihren letzten Aufenthaltsort vor der Fahrt nach Kirchheim hatten die Flüchtlinge in einer der Landeserstaufnahmestellen. Christian Sigler, Sachgebietsleiter der Unteren Aufnahmebehörde beim Landratsamt Esslingen, nennt in diesem Zusammenhang die Standorte Karlsruhe und Mannheim, von wo aus die 102 Männer nach Kirchheim geschickt worden seien. Mit der neuen Notunterkunft in Kirchheim schaffe es der Kreis Esslingen, die Aufnahmequote zu erfüllen, die für den Monat März im Jahr 2015 bei 237 Personen liegt. Diese Personenzahl ist irgendwo im Kreisgebiet unterzubringen. Für April rechnet Christian Sigler mit weiteren 180 bis 240 Flüchtlingen, für die der Landkreis Unterkünfte bereitstellen muss.

Die aktuelle Lösung in Kirchheim habe seiner Behörde „Luft verschafft“, stellt Christian Sigler fest. Gleichwohl sieht er die Container an der Dettinger Straße beziehungsweise an der Bahnlinie lediglich als einen Notstandort an und keinesfalls als Dauerlösung: „Das ist aus der Not geboren und vergleichbar mit der Belegung von Turnhallen.“ Wie lange sich die 102 Neuankömmlinge in Kirchheim aufhalten werden, darüber kann Christian Sigler gar nichts sagen und noch nicht einmal mutmaßen. Das hänge nicht zuletzt von den Erfolgaussichten ihrer Asylanträge ab. Syrische Flüchtlinge hätten derzeit eine Anerkennungsquote, die bei knapp 100 Prozent liegt. Allerdings waren nur wenige Syrer unter denen, die gestern ihre Unterkünfte in Kirchheim bezogen haben.

Außer den rund 35 Wohncontainern gebe es auf dem Gelände Verwaltungscontainer, Sanitärcontainer sowie zwei Doppelcontainer für Betreuung und Ehrenamt.

Für die Betreuung sei in diesem Fall die Arbeiterwohlfahrt zuständig. Auch Hausmeister seien regelmäßig vor Ort. Christian Sigler betont, dass die Betreuung auch über die Osterfeiertage gewährleistet ist – sowohl behördlich als auch ehrenamtlich.

Letzteres war der Stadt Kirchheim ein wichtiges Anliegen. Bürgermeister Günter Riemer zufolge hätte es die Stadt lieber gesehen, wenn das Containerdorf erst nach Ostern bezogen worden wäre, weil dann auch die Betreuung durch die Behörden wieder in vollem Umfang gewährleistet ist.

Allerdings habe die Stadt selbst keinerlei Einfluss auf die Unterbringung der Flüchtlinge. Noch nicht einmal der aktuelle Standort habe etwas mit der Stadt zu tun. Es handle sich um ein Privatgrundstück. Nach den Erkenntnissen Günter Riemers sei mit allenfalls eineinhalb bis zwei Jahren Nutzung als Notunterkunft zu rechnen.

Auch wenn es sich bei der Unterbringung der Flüchtlinge um ein Thema des Landkreises handle, stehe die Stadt in engem Kontakt zum Landratsamt. Und die Grundhaltung der Stadt sei eindeutig: „Wir stehen da, wenn Not am Mann ist.“