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Der Kostendruck steigt

Volks- und Raiffeisenbanken im Kreis Esslingen: Trotz schwieriger Bedingungen ein„gutes Jahr 2014“

Die anhaltend niedrigen Zinsen und der steigende Wettbewerbsdruck haben 2014 den zehn Volks- und Raiffeisenbanken im Landkreis zugesetzt. Dennoch sei es ein „gutes Jahr“ gewesen, sagte Heinz Fohrer, Vorsitzender der Bezirksvereinigung (BZV) und Chef der Volksbank Esslingen.

Bei den zehn Volks- und Raiffeisenbanken ist 2014 das Kreditvolumen um 5,3 Prozent gewachsen.Foto: Jean-Luc Jacques
Bei den zehn Volks- und Raiffeisenbanken ist 2014 das Kreditvolumen um 5,3 Prozent gewachsen.Foto: Jean-Luc Jacques

Kreis Esslingen. Das Kreditvolumen sei um 5,3 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro gewachsen, sagte Fohrer. Den Zinsüberschuss bezifferte er auf 146 Millionen Euro, was gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 1,9 Prozent bedeutet.

Das Zinsergebnis sei „noch stabil“, ergänzte Fohrer. Wegen des zunehmenden Kostendrucks müsse man in den kommenden Jahren allerdings mit Rückgängen rechnen. Ziel müsse es sein, die Produktivität weiter zu steigern. Bei den Provisionen aus den Vermittlungsgeschäften, der zweiten wichtigen Ertragsquelle, steht in der Bilanz ein Überschuss von 36 Millionen Euro. Das bedeutet im Vergleich zu 2013 ein Minus von 1,1 Prozent.

Dennoch habe man allen Grund zufrieden zu sein, erklärte Fohrer. Das Kreditwachstum sei ungebrochen. In den vergangenen fünf Jahren habe man um 20,9 Prozent zugelegt, von 3,36 auf 4,24 Milliarden Euro. Zum Betriebsergebnis konnte Fohrer noch keine konkreten Angaben machen. Er rechnet mit einem Plus von knapp einem Prozent. Für den Bezirksvorsitzenden sind die Zahlen angesichts der schwierigen finanzpolitischen Lage ein Beleg dafür, dass das Geschäftsmodell der Volks- und Raiffeisenbanken nichts an Attraktivität eingebüßt habe. „Unsere Erfolgsrezepte sind Vertrauen, Nähe und Berechenbarkeit“, sagte Fohrer. Das schlage sich auch in der Mitgliederzahl nieder. Erstmals habe man die Marke von 150 000 überschritten. Zudem unterstrichen steigende Kundenzahlen das Vertrauen in die Volks- und Raiffeisenbanken. Zur Stabilität des Geschäftsmodells trägt nach Fohrers Worten auch die genossenschaftliche Finanzgruppe bei, deren Leistungsfähigkeit von internationalen Ratingagenturen erst jüngst hoch eingestuft wurde.

Die Strukturen in der BZV wurden gestrafft. Aus elf sind zehn Einheiten geworden, nachdem sich die Raiffeisenbank Teck und die Volksbank Hohenneuffen zur Volks- und Raiffeisenbank Hohenneuffen-Teck vereinigt haben. Die Vertreterversammlungen beider Banken hätten der Fusion mit 98 und 99 Prozent zugestimmt, berichtete Hans Roth, der stellvertretende BZV-Vorsitzende. Ziel sei es, mit der Bündelung der Kräfte wettbewerbsfähig zu bleiben. In zwei bis drei Jahren werde man die Synergieeffekte spüren.

Mit 1 239 Beschäftigten, darunter über 100 Auszubildende, sind die zehn Volks- und Raiffeisenbanken auch ein bedeutender Arbeitgeber im Landkreis. Der Personalstand ist gegenüber 2013 um 0,9 Prozent gesunken. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Doch werde es keine betriebsbedingten Kündigungen geben, betonte Roth. Synergien verspricht nach seinen Angaben auch der Zusammenschluss der genossenschaftlichen Rechenzentralen Fiducia und GAD.

BZV-Vorstandsmitglied Rainer Spannnagel nannte es erfreulich, dass trotz globaler Krisen das Bruttoinlandsprodukt mit 1,5 Prozent deutlich stärker gestiegen sei als 2012 und 2013. Ob die Europäische Zentralbank mit dem Kauf von Staatsanleihen ihr Ziel erreicht, eine Deflation zu vermeiden, sei fraglich.

BZV-Chef Fohrer hält das Zinsniveau für Deutschland als „deutlich zu niedrig“. Die Forderung von Peter Schneider, dem Präsidenten des Baden-Württembergischen Sparkassenverbands, das Sparen mit einer staatlichen Prämie zu fördern, unterstützt er. Fohrer glaubt aber nicht, dass dies realisiert werden kann.

Bilanz der VR-Banken im Kreis

Die Kennzahlen der zehn Volks- und Raiffeisenbanken im Landkreis Esslingen für das Geschäftsjahr 2014 (in Klammern der Vergleich zu 2013): Kreditvolumen: 4,2 Milliarden Euro (+ 5,3 Prozent) Anlagevolumen: 4,93 Milliarden Euro (+ 2,1 Prozent) Bilanzsumme: 6,4 Milliarden Euro (+ 3,1 Prozent) Zinsüberschuss: 146 Millionen Euro (+ 1,9 Prozent) Provisionsüberschuss: 36 Millionen Euro (- 1,1 Prozent) Mitarbeiter: 1 239 (- 0,9 Prozent) Azubi-Quote: 8,4 Prozent (unverändert) Online-Konten: 129 475 (+ 5,2 Prozent) Mitglieder: 150 965 (+ 1,4 Prozent)