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Bankenbilanz: „Wir peilen in diesem Jahr die 20 Milliarden Euro an“

Wirtschaft​ Die Genossenschaftsbanken im Kreis sehen den Höhepunkt der Inflation als überschritten an. Für den Bausektor fordern sie Subventionen. Von Thomas Zapp

Sind zuversichtlich für 2023: Volker Schmelzle, Heinz Fohrer und Karlheinz Pittel (v. l.).  Foto: pr

Kreis. Die Zeiten sind schwierig, die Zahlen gut: Trotz gestiegenem Leitzins, Inflation und hohen Energiepreisen konnten die Genossenschaftsbanken ihr Kreditgeschäft im Jahr 2022 ausbauen. Über alle Kundengruppen hinweg sind die Kreditbestände um fast sieben Prozent auf 6,5 Milliarden Euro gewachsen. In seiner letzten Jahrespressekonferenz hinterlässt der scheidende Vorstandssprecher der Bezirksvereinigung der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Landkreis Esslingen, Heinz Fohrer, überwiegend erfreuliche Zahlen.

Dabei seien die Finanzierungsanfragen gerade von Unternehmen rückläufig gewesen. Mittelfristig rechnet Fohrer jedoch auch bei den Geschäftskunden wieder mit einem Anziehen der Kredite: Investitionen in energetische Sanierungen und CO2-freie Energieerzeugung werden unvermeidlich sein.

Eine deutliche Abschwächung hat es 2022 auf dem Immobilienmarkt gegeben. Der Mix aus gestiegenen Lebenshaltungskosten und hohen Bauzin­sen habe dafür gesorgt, dass viele Menschen den Kauf eines Eigenheims verschoben haben. Viele, die bei einem Prozent Zinsen noch finanzieren konnten, bekommen bei drei Prozent Probleme. Gut für Käufer: Die Preise für Wohnungen und Häuser sind je nach Lage und Zustand um bis zu 15 Prozent gesunken. Drastischere Einbrüche erwartet Fohrer nach dieser „Normalisierung nach extremen Jahren“ nicht mehr. Gute Immobilien in guten Lagen behielten ohnehin ihren Preis.

Damit der Bausektor bezahlbare Wohnungen schaffen könne, müsse es von staatlicher Seite Subventionen geben, betont Volker Schmelzle. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen mit Kosten und Bauvorschriften gehe das nicht. „Derzeit wäre eine Quadratmetermiete von 20 Euro nötig, um wirtschaftlich bauen zu können.“

Zinspolitik der EZB ist richtig

Im Einlagengeschäft konnten die Banken ein Wachstum von 2,2 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro verzeichnen. Wer auf Festgeld setzt, sollte bald handeln und längerfris­tig anlegen, zum Beispiel auf drei Jahre. Das rät Volker Schmelzle, Vorstandsmitglied der Volksbank Plochingen. Dass die Zinsen weiter steigen könnten, glauben weder er noch Heinz Fohrer. „Weitere ein bis zwei Prozent mehr, das würde die Wirtschaft abwürgen“, sagt der Vorstandssprecher. 

Grundsätzlich befürworten die Vorstände die Zinswende der EZB. „Sie bekräftigt mit ihren Beschlüssen ihre dauerhafte Abkehr von der Niedrigzinspolitik und den Abbau der Bestände an Staatsanleihen um 15 Milliarden Euro pro Monat.“ Aber, so Karlheinz Pitter, Vorstandsvorsitzender der Bernhauser Bank: Sie komme zu spät, zu schnell und zu stark. 

Die Perspektiven für die sieben Banken der Bezirksvereinigung sind jedoch positiv. Das Kundenvolumen in der Bilanz ist um 1,6 Prozent auf 19 Milliarden Euro angestiegen. „Wir peilen in diesem Jahr die 20 Milliarden Euro an“, sagt Heinz Fohrer. Auch gesamtwirtschaftlich sieht er positive Ansätze: Das Bruttoinlandsprodukt werde nur 0,6 statt 2 Prozent zurückgehen, denn: „Inflation und Lieferkettenprobleme dürften ihre Höhepunkt überschritten haben und den Weg für eine Belebung freimachen.“