Lokales

Die Flüchtlingsheime sind voll belegt

Landkreis fordert die Kommunen auf, mehr Unterkünfte bereitzustellen

Im Landkreis Esslingen fehlt es an Flüchtlingsunterkünften. Die Heime in Kirchheim, Esslingen, Deizisau und Aichtal sind voll belegt. Doch die Suche nach geeigneten Standorten ist alles andere als einfach.

Kreis Esslingen. Insgesamt 427 Flüchtlinge sind derzeit in Kirchheim, Esslingen, Deizisau und Aichtal untergebracht, 261 von ihnen in Kirchheim. Damit ist die Staatliche Gemeinschaftsunterkunft in der Kirchheimer Charlottenstraße bis auf den letzten Platz belegt. Die Obergrenze liegt eigentlich bei 256. Hintergrund ist, dass seit 2010 wieder mehr Flüchtlinge nach Deutschland strömen. Vor allem Menschen aus dem Irak, aus Pakistan, aus Afghanistan und aus dem Iran suchen in Baden-Württemberg Asyl. Die Flüchtlinge werden zunächst in eine Erstaufnahmestelle geschickt – die baden-württembergische befindet sich in Karlsruhe – und von dort aus nach einem bestimmten Schlüssel auf die Stadt- und Landkreise verteilt. Die Landkreise betreiben in ihren Kommunen Wohnheime, in denen die Flüchtlinge bis zum Ende ihres Asylverfahrens bleiben müssen.

Das Regierungspräsidium Stuttgart hat den Landkreis Esslingen nun ermahnt, seine Unterbringungspflicht zu erfüllen. „Im Moment fehlen uns 30 Plätze, bis Ende des Jahres werden wir vermutlich 100 zusätzliche Plätze benötigen“, bestätigt Peter Keck, Sprecher des Landratsamts, den Engpass. Wie sich die Zahlen weiterentwickeln, vermag er nicht einzuschätzen. Um zu verdeutlichen, wie unterschiedlich die Flüchtlingsströme sein können, verweist Peter Keck auf die jüngere Geschichte. „Im Jahr 2004 hatten wir 1 019 Asylbewerber unterzubringen, 2008 noch 250“, sagt er. 2004 habe der Kreis 23 Unterkünfte betrieben. Nachdem der Flüchtlingsstrom abgeebbt war, gab der Landkreis diese Häuser auf.

Für die Flüchtlinge, die während ihres Asylverfahrens im Landkreis wohnen müssen, eine neue Bleibe zu finden, erweist sich allerdings als gar nicht so einfach. Der Landkreis hat unter anderem ein Auge auf ein einstiges Pflegeheim in Altbach geworfen; 90 Flüchtlinge sollten dort untergebracht werden. Dieser Vorstoß führte allerdings zu heftigen Protesten im Gemeinderat. Die Zahl der Flüchtlinge stelle für die 5 800-Einwohner-Gemeinde eine „unvertretbare Belastung“ dar, hieß es aus dem Rathaus. Das Verbandsbauamt Plochingen prüft derzeit, ob das Gebäude baulich überhaupt geeignet ist. Das Landratsamt hat den Antrag indes modifiziert; nun sollen nur noch 60 Asylbewerber in Altbach unterkommen. Eine Reaktion des Gemeinderats gibt es noch nicht.

Abgesehen von Altbach richtet sich der fordernde Blick des Landratsamts hauptsächlich auf die Großen Kreisstädte, die noch keine Flüchtlingsunterkünfte vorhalten, also Nürtingen, Filderstadt, Ostfildern und Leinfelden-Echterdingen. Per Zeitungsanzeige sucht das Landratsamt außerdem Unterkünfte, in denen mindestens 25 Personen wohnheimmäßig untergebracht werden können.