Lokales

Die Kirchheimer Eisenbahn wird 150

Finanz- und Verwaltungsausschuss vertagt Entscheidung über die Kosten für das Jubiläumsjahr

„150 Jahre Eisenbahn“ – das gilt es nächstes Jahr in Kirchheim zu feiern: Am 20. September 1864 wurde die Fertigstellung der Privatbahn bejubelt, die Kirchheim mit Unterboihingen und damit indirekt mit der berühmt-berüchtigten „schwäb‘schen Eisenbahn“ verband. Mit der Frage, wie genau das Jubiläum gefeiert werden soll, hat sich der Finanz- und Verwaltungsausschuss beschäftigt.

Bahnhof - S Bahn - SBahn - S-Bahn

Ein Oberleitungsschaden in Wendlingen hat heute morgen den Zugverkehr zwischen Wendlingen und Nürtingen lahm gelegt. Betroffen war auch der S-Bahn-Verkehr nach Kirchheim.

Alter Bahnhof Kirchheim: Ansicht des alten Bahnhofs, um 1925

Der alte Kirchheimer Bahnhof in der Zeit um 1925.

Kirchheim. Jürgen Schröter vom Kirchheimer Stadtmarketing nannte in der Ausschusssitzung eine ganze Reihe von Veranstaltungsideen zum Eisenbahnjubiläum, die ein Team der Stadtverwaltung gemeinsam erarbeitet hatte. Dazu gehört ein entsprechender Auftakt des Jubiläumsjahrs beim Dämmerschoppen, gefolgt von einer Ausstellung, die vom Postplatz zur Innenstadt führen und Bilder des alten Bahnhofsgeländes mit Informationen verknüpfen soll. An die Zeit der Bahnhofsverlegung in den 1970er-Jahren möchte das Kreativteam mit einer Rollschuhparty auf dem Postplatz erinnern. Im Gebäude des alten Güterbahnhofs am heutigen Bahnhofsstandort könnte ein eigens für das Jubiläum produziertes Theaterstück aufgeführt werden. Weitere Pläne betreffen ein Logo, das die Veranstaltungen im Jahreslauf einheitlich schmücken würde, oder auch ein Eisenbahn-Sonderprogramm des Kulturrings. Höhepunkt des Jubiläumsjahrs soll ein Fest am 20. und 21. September werden – in Verbindung mit dem Wollmarkt.

Die Redner der einzelnen Fraktionen im Ausschuss zeigten sich beeindruckt von den vielen Ideen, mit denen sich das Eisenbahnjubiläum gebührend feiern ließe. Weniger beeindruckt dagegen waren sie vom Kostenrahmen: 25 000 Euro hätten die Gremiumsmitglieder im Vorgriff auf den kommenden Haushalt schon einmal genehmigen sollen.

Mit diesen Kosten taten sie sich allesamt schwer. Mal verglichen sie die Summe mit den 30 000 Euro Einnahmen, die aus der heftig umkämpften Nebenkostenbeteiligung für die Nutzung städtischer Gebäude durch Vereine zu erwarten sind, mal mit anderen kulturellen Einrichtungen Kirchheims, die nur kurzlebig waren: das „Stadttheater“ zum Beispiel oder auch die renommierte Reihe „Kunst und Kultur am Schloss“. Nun aber 25 000 Euro für eine einmalige Sache wie das Eisenbahnjubiläum hinzublättern, dass erschien allen als ein Ding der Unmöglichkeit.

Was dagegen die Einzelposten betrifft, so standen nur zwei Ideen in der Kritik: das Theaterstück, das mit 10 000 Euro veranschlagt ist, und die Rollschuhparty, die immerhin 5 000 Euro kosten soll. Beim Rollschuh-Event stieß die Veranstaltung als solche auf Unverständnis. Rollschuhfahren habe weder mit der Eisenbahn etwas zu tun noch mit dem Postplatz, dem einstigen Kirchheimer Bahnhofsvorplatz. Beim Theaterstück dagegen waren es einzig die Kosten, die Missfallen erregten. Grundsätzlich hätten sich die Ratsmitglieder durchaus mit einem Stück anfreunden können, das Kirchheimer Geschichte in den Mittelpunkt stellt – aber eben nicht zu diesem Preis.

Sowohl Jürgen Schröter als auch Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker verteidigten die Kosten als durchaus angemessen für das Schreiben, Entwickeln, Einstudieren und Aufführen eines einzigartigen Theaterstücks. Außerdem, hieß es, seien die möglichen Einnahmen noch gar nicht gegengerechnet. Jürgen Schröter: „Die 25 000 Euro sind der worst case. Wir sind da vom schlimmsten Fall ausgegangen und haben uns gefragt: Was würde es kosten, wenn keiner kommt, der Eintritt bezahlt?“ Auch mit Sponsoren sei bereits gesprochen worden, deren Beiträge ebenfalls als Einnahmen gegengerechnet werden könnten. Bevor allerdings konkrete Verträge abgeschlossen werden können, brauche die Stadtverwaltung nun die grundsätzliche Zustimmung durch den Gemeinderat beziehungsweise durch den Finanz- und Verwaltungsausschuss. Erst danach lasse sich verlässlicher und detaillierter planen.

Stadtrat Andreas Kenner sprach aus, was wohl alle dachten: „Andere Kulturtreibende würden unter diesen Bedingungen sicher keinen Zuschuss von uns bekommen.“ Eine klare Kostenaufstellung sei dafür schließlich eine Grundvoraussetzung.

Um die Situation doch noch zu retten – und weil eigentlich alle irgendwie dafür waren, das Jubiläum würdig zu begehen –, gab es verschiedene Kompromissvorschläge, die bis hin zur Bereitstellung von 10 000 Euro als „Zuschuss“ reichten, wenn sich die restlichen 15 000 Euro für die Gesamtkosten aus Eintritts- und Sponsorengeldern finanzieren ließen.

Schließlich aber einigte man sich im Ratsrund darauf, noch abzuwarten und erst die notwendigen Hausaufgaben zu machen, bevor eine Entscheidung fallen soll: Obwohl also die Zeit drängt – nicht nur wegen des Haushalts, sondern auch wegen der Werbung für das Jubiläum, etwa auf der CMT –, will die Stadtverwaltung nun genauere Zahlen vorlegen. Wenn dann Einnahmen und Ausgaben zufriedenstellend aufgelistet sind, soll sich der Ausschuss in der Dezember-Sitzungsrunde noch einmal ausführlich mit dem Thema „150 Jahre Eisenbahn in Kirchheim“ befassen. Gefeiert werden soll auf jeden Fall. Das „Ob“ ist somit geklärt, nur beim „Wie“ gibt es noch eine Hängepartie.