Lokales

Die Vielfalt der Kunst erleben

Der dritte Weilheimer Künstlermarkt lockt zahlreiche Besucher ins Städtchen

Auf dem Weilheimer Künstlermarkt gab es am Wochenende viel zu entdecken. Der Fotograf Claus Jahn beispielsweise hat mit dem Verein Stadtmarketing Weilheim ein spannendes Experiment gewagt. Damit zog er viele Blicke auf sich.

Die Besucher konnten den Künstlern bei ihrer Arbeit auch über die Schultern schauen.Foto: Nicole Mohn
Die Besucher konnten den Künstlern bei ihrer Arbeit auch über die Schultern schauen.Foto: Nicole Mohn

Weilheim. 32 Augen blicken übergroß auf die Passanten, die zwischen den Ständen des Künstlermarkts umherschlendern. Und immer wieder ziehen diese Augenblicke, fixiert auf einer weißen Fläche auf großformatigen Platten aus Alu-Dipont, in den Bann. Sie faszinieren mit ihren kunstvollen Mustern und Zackenkränzen um die Iris, mal grau-blau und tiefgründig, mal klar und bernsteinfarben.

Eingefangen hat diese „Augenblicke“ der Kirchheimer Fotograf Claus Jahn. Mit Makroobjektiv und Kamera schaute er bekannten Weilheimern vom Schultes bis zum Pfarrer tief in die Augen. Jahn ist begeistert darüber, wie offen die Weilheimer für das Kunstprojekt waren: „Alle haben sofort Ja gesagt.“ Einige Bilder seien ganz spontan entstanden, zum Beispiel im Geschäft an der Theke.

Für den Fotografen waren die Bilder technisch eine Herausforderung. Der schnelle Lidschluss war das eine, die nötige Tiefenschärfe bei einer Makroaufnahme das andere. Auch die Nachbearbeitung der Bilder erwies sich als zeitraubend. Von November bis Februar zogen sich die Arbeiten hin.

Entstanden ist das Projekt am Rande des Berufsinformationstags am Bildungszentrum Wühle, wo Sandra Schöne und der Fotograf aufeinander trafen. Das Logo des Fotografen gab den Anstoß für die Bilderreihe. Die beiden Projektpartner hatten die Idee, die Augen mit einem Spruch zu unterlegen, um Hinweise auf den Menschen hinter dem Auge zu geben. Denn in der Ausstellung selbst sind die Fotos anonymisiert. Nur eine Liste gibt Anhaltpunkte, um wen es sich handeln könnte.

Im Herbst stellt Jahn die 32 Bilder im Weilheimer Rathaus nochmals aus. Danach gibt es die Möglichkeit für alle Projektbeteiligten, ihren Augenblick zum Selbstkostenpreis mit nach Hause zu nehmen.

Doch es gibt noch mehr zu entdecken in der lockeren Atmosphäre des Weilheimer Künstlermarkts, den der Verein Stadtmarketing zum dritten Mal auf die Beine stellt. Auf dem ausgeschilderten Rundweg können die Besucher sich treiben lassen: von der Hölderlinstube weiter zu röhrenden Kettensägen der „Schwoba-Schnitzer, vorbei an frischem Frühlingsgrün und farbenfroher Keramik weiter zu Herbert Haebich, der die Esse zum Glühen bringt und die Besucher teilhaben lässt an seinem künstlerischen Schaffen am Amboss.

Zarte Tonvasen mit bunten Blüten mischen sich mit Gefilztem und Farbenfrohem aus Stoff. Hängen bleibt man bei Christine Barth und ihren schön verzierten Schneckenhäusle. Oder an den grazilen Drahtmännchen mit den Kirschkernköpfen von Michael Heinzmann, die im fragilen Spitzentanz balancieren. Man schmunzelt über Nadelkissen-Kakteen und staunt über zarte Papierherzen.

Immer mittendrin: Sandra Schöne vom Verein Stadtmarketing, die dafür sorgt, dass auf dem Markt alles rund läuft, und die das gelungene Ergebnis der langen Planungs- und Vorbereitungszeit auch ein bisschen genießen kann. Immer die richtige Mischung an Ausstellern zu finden, ist mitunter gar nicht so leicht – zumal die Zahl der Plätze begrenzt ist. „Zu groß soll der Markt auch nicht werden. Sonst verliert er seinen Charme“, sagt sie. Doch den hat sich der Weilheimer Künstlermarkt mit seinen Musik-Acts und seinem Ambiente auch bei der dritten Auflage bewahrt.